
Ich verstehe Ihren Punkt. CNN International ist als internationaler Nachrichtensender so positioniert, dass es solche Ereignisse, egal wo sie passieren, für seine Zuschauer weltweit aufgreifen muss. Das gehört zur Kernkompetenz der Marke CNN. Unsere Positionierung sieht etwas anders aus. Unser Markt und unsere Zuschauer sind anders. In Deutschland gibt es ein im internationalen Vergleich übergroßes Angebot an Nachrichtenformaten am Vor- und Hauptabend, so dass das Informationsbedürfnis des deutschen Zuschauers im Regelfall spätestens um 20.15 Uhr gesättigt ist. Um dennoch wettbewerbsfähig zu sein, bieten die deutschen Nachrichtensender deshalb am Abend weniger Nachrichtenflächen als tagsüber. Die Konsequenz: Wir haben bei jedem Ereignis, das abends stattfindet, zu entscheiden, ob wir live draufgehen und das aktuelle Programm unterbrechen oder nicht. Als Journalist, der ich bin, hätte ich gesagt, wir unterbrechen und laden Leute ins Studio ein. Aber als Programmdirektor weiß ich, dass die Quote irgendwo zwischen 0,1 und 0,4 Prozent gelegen hätte, weil keine Bilder vorhanden waren. Insofern ist das der Hauptunterschied zu einem amerikanischen Newssender, der sich ausschließlich auf Nachrichten fokussiert und keine Konkurrenz durch die großen Networks hat.
Der hohe Anteil an Dokumentationen wird immer mal wieder als Vorwurf angeführt. Wie reagieren Sie darauf?
Wir haben mit den Dokumentationen eine Programmfarbe erschlossen, die gut zu N24 passt und uns abends wettbewerbsfähig macht. Rund 20 Prozent unseres Programms bestehen aus Dokumentationen. Wenn Sie sich Phoenix oder auch n-tv ansehen, programmieren beide Sender am Hauptabend ebenfalls Dokumentationen. So gesehen, haben wir einen Trend gesetzt, den jetzt auch die direkte Konkurrenz aufgreift.
Viel Lob gab es für den "Morgenreport". Ist es vorstellbar diese Art der Nachrichtenpräsentation zu anderen Tageszeiten auszubauen?
Das ist derzeit nicht geplant. Derzeit machen Nachrichten zwischen 40 und 50 Prozent unseres Programms aus. Das soll auch so bleiben. Gleichzeitig werden wir aber bei Ereignissen, die für unser Publikum relevant sind unser Programm unterbrechen und live berichten, auch wenn sie außerhalb unserer Nachrichtenzeiten passieren. Diese Flexibilität haben wir im Programmschema. Der „Morgenreport“ wurde 2004 eingeführt, um eine große, zusammenhängende Nachrichtenfläche zu schaffen und gezielt gegen die Konkurrenz von n-tv zu programmieren. Inzwischen haben wir uns in dieser Zeitschiene durchgesetzt. Nachmittags senden wir Magazine, Reportagen und Nachrichten, die eher als Formatnachrichten zu sehen sind, die anders als der „Morgenreport“, bei dem man die Nachrichtenentwicklung gewissermaßen live mitverfolgen kann, die Nachrichtenlage eines Tages abschließend abbilden.