Screenshot: bild.deDass das bisherige "Bild.T-Online.de" eine der erfolgreichsten deutschen Websites war, ist wohl nur der großen Marke "Bild" zu verdanken. Denn online konnte die Seite bislang alles andere als überzeugen. Ein katastrophales Durcheinander in einem völlig überholten Kästchendesign, das man zuletzt in den 90ern verwendet hat, machte die Benutzung der Seite zur Qual. Bestimmte Artikel zu finden oder sich gar einen Überblick zu verschaffen war angesichts dieses Zustands allenfalls ein Glücksspiel. Kaum eine andere Seite hatte einen Relaunch daher wohl nötiger als "Bild.T-Online.de".

Lange wurde er schon angekündigt, nun ist er also vollzogen: Seit Donnerstagmorgen erstrahlt "Bild.de" in neuem Glanz - und ohne den unpassenden Zusatz T-Online im Titel, nachdem Springer den einstigen Partner aus dem Joint Venture herausgekauft hat. Bis Jahresende muss man allerdings noch mit der URL Bild.T-Online.de leben. Und eines vorweg: Es war ein großer Schritt nach vorn für Bild.de - das war allerdings bei diesem Ausgangsniveau auch nicht schwer. Die Seite präsentiert sich nun endlich aufgeräumt, unterteilt in nachvollziehbare Rubriken - und auch das ist sehr erfreulich: Es scheint nun tatsächlich eine erkennbare Trennung von Werbung und redaktionellem Inhalt zu geben. Werbeanzeigen, die aussehen wie normale Artikel, gibt es derzeit zumindest nicht - hoffen wir, dass es auch so bleibt.

Begrüßt wird man, wie man es von "Bild" erwartet, aber weiterhin sehr bildgewaltig. Insgesamt vier Topthemen aus unterschiedlichen Bereichen wechseln sich in einer Art Slideshow automatisch ab. Daneben gibt es feststehend zwei weitere große Themen. Positiv fällt bereits hier eines auf: Wenn man nun einen Artikel auf der Startseite anklickt, dann landet man auch tatsächlich in diesem Artikel - was wie selbstverständlich klingt, ist für "Bild.de" fast eine Revolution. Bislang wurde man meist lediglich auf die Übersichtsseite der jeweiligen Rubrik weitergeleitet, wo man sich erneut zurechtfinden musste. Allein diese Vereinfachung dürfte nun aber einen kleinen Einbruch bei den Page Impressions zur Folge haben.


Der weitere Aufbau der Seite ist so, wie publizistische Seiten heute eben aufgebaut sind. Grundsätzlich gibt es die Aufteilung in zwei Spalten, wobei in der rechten Spalte Platz für einen Newsticker, Features wie die Anzeige der meistgelesenen Artikel und Links auf weitere Bild.de-Angebote ist. Die eigentlichen Inhalte findet man wie gewohnt in der linken Spalte, nun auch bei "Bild.de" untereinander geordnet nach Rubriken mit einem oder mehreren Aufmachern und weiteren Artikeln, von denen nur die Überschrift angegeben ist. Wobei Bild.de nun über deutlich mehr und klarer getrennte Rubriken verfügt als bislang. Diese sind auch durch eine halbwegs übersichtliche Navigation mit zahlreichen Unterpunkten im Kopf der Seite zu erreichen.

Weniger prominent platziert als im Vorfeld noch kolportiert sind die Video-Inhalte, auch wenn man auf seinen kürzlich eingeführten neuen Videoplayer große Stücke hält. Doch bei Springer hat man offenbar noch rechtzeitig erkannt: Zum Herumsurfen eignen sich Video-Inhalte nur sehr begrenzt - und wer tagsüber im Büro sitzt kann damit meist schon gleich gar nichts anfangen, Hype hin oder her. Immer mehr zum Trend werden allerdings Datenbanken mit Biographien von Stars. Auch "Bild.de" hat nun eine, versteckt im Bereich "Leute" unter "Star-Archiv". Dort finden sich Kurzbiographien und Bilder von Stars - derzeit allerdings erst vergleichsweise magere 100 Stück.

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Mutig war man bei Bild.de mit der Verbannung der klickstarken Erotikthemen von der Startseite. Während man bislang großformatig vom "Girl von Seite 1" angeschmachtet wurde, wurde dieses nun eher zum "Girl von Seite 15" degradiert. DWDL.de hat noch einmal genau gesucht und ist auch fündig geworden: Das "Girl von Seite 1" findet man nun auf der Erotik-Seite in der Rubrik "Entertainment" ganz unten links.

Alles in allem ein durchaus gelungener Relaunch von "Bild.de", das sich nun deutlich aufgeräumter präsentiert als bislang. "Bild.de" ist damit vom Design her endlich auf der Höhe der Zeit angekommen - ohne allerdings bahnbrechend Neues zu bieten. Es bleibt aber noch abzuwarten, ob man tatsächlich dauerhaft an manch nun durchgeführter Änderung festhält - oder zur Steigerung der Einnahmen doch wieder den ein oder anderen Werbelink in den redaktionellen Teil mixt oder Erotikangebote prominenter platziert, um die Klickrate zu steigern.