Weil "Ponk" in einer eigenen Liga spielt und Mediakraft insgesamt mit über 200 Millionen Videoabrufen pro Monat eine wesentliche Säule für YouTube darstellt, gelten für die Kölner gewisse Sonderregeln. Zwar ist das Originalkanal-Programm ausgelaufen und damit auch die entsprechende finanzielle Förderung aller Betreiber, doch Krachten stellt klar: "Aufgrund dieses Erfolges sind wir mit Ponk als einer der wenigen Originalkanäle in der glücklichen Situation, weiter Unterstützung von Google für unsere Produktion zu erhalten. Dementsprechend hat Ponk noch eine große Zukunft vor sich."

UFA, Endemol und First Entertainment müssen es hingegen ab sofort aus eigener Kraft schaffen. "Wir konnten durch die OP-Channels sehr viele Erfahrungen im Bereich Producing, Produktion und Audience Development sammeln", resümiert Georg Ramme. "Die wichtigste Erfahrung ist jedoch, dass der ganze Bereich ein richtiges Business und kein Experimentierfeld mehr ist." Für Endemol beyond heißt das konkret, dass die YouTube-Kanäle wesentlich konsequenter als in den anderen TV-Häusern als Showcase für weitere neue Aktivitäten genutzt wurden. Daraus resultierten etwa Aufträge von Yahoo für die Produktion der Web-TV-Shows "Mum's Diary" und "Olis Hundeleben".



"Wir wollen die Channels aus dem OP-Programm weiterführen und weitere Channels launchen", so Ramme. "Wichtiger ist jedoch, dass wir im Business sind. Endemol beyond wächst schnell. Wir haben derzeit parallel zehn Produktionen für unterschiedliche Plattformen und Marken. Unser Team ist auf 32 Mitarbeiter gewachsen." Und kürzlich wurde bekannt, dass Endemol beyond innerhalb des Konzerns in alle Kernländer exportiert wird, mit einem Anfangsinvestment von 30 Millionen Euro. Ramme, der neben dem deutschen Geschäft nun auch die internationale Entwicklung leitet, ist daher viel auf Reisen.

Gerade ist Will Keenan zum President von Endemol beyond USA ernannt worden. Der frühere Schauspieler, Stuntman und Filmemacher war die letzten zwei Jahre ein ranghoher Manager bei Maker Studios, dem weltweit größten YouTube-Netzwerk mit rund drei Milliarden Videoviews pro Monat. Ironie der Geschichte: Maker-Studios-Boss Ynon Kreiz, zuvor CEO der Endemol Group, bekommt nun ernst zu nehmende Konkurrenz von seinem früheren Arbeitgeber. In Deutschland wiederum hat sich Kreiz privat mit knapp zwölf Prozent der Anteile an Mediakraft beteiligt.

Die UFA-Mutter FremantleMedia hatte bereits Ende September eine strategische Partnerschaft mit Divimove verkündet und eine Minderheitsbeteiligung am zweitgrößten deutschen YouTube-Netzwerk erworben. Ziel der Kooperation ist es, europaweit gemeinsam neue Formate und Genre-Verticals zu produzieren. "Als Bewegtbildproduzent für alle Kanäle und Plattformen, lineare wie non-lineare, werden wir uns künftig stärker in diesem Feld engagieren", so UFA-Chef Wolf Bauer.

"Wir haben Lunte gerochen. Aber wir halten Maß und nehmen uns nur vor, was auch zu schaffen ist"

Tobias Gerlach, First Entertainment


In kleinerem Maßstab setzt auch First Entertainment auf Internationalisierung. Quasi als zufälliges Nebenprodukt von "Onkel Bernis Welt" ist der englischsprachige "Copy Cat Channel" entstanden, der vor allem mit dem Millionen-Viral "How German Sounds Compared to Other Languages" für Furore sorgte. "Erst vor fünf Monaten gestartet, steht der Copy Cat Channel bei 35.000 Abonnenten und rund 13,7 Millionen Klicks, vor allem aus Übersee", so First-Entertainment-Chef Gerlach. Auch die Monetarisierung dieser Reichweiten verbessere sich stetig. "Wir haben Lunte gerochen. Wir wollen mit Onkel Bernis Welt weitermachen und werden weitere Channels an den Start bringen. Aber wir halten Maß und nehmen uns nur vor, was auch zu schaffen ist."

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