73 Cent mehr oder weniger – was für ein kleinlicher Streit um den Rundfunkbeitrag. Wie schön wäre es doch, wenn ARD und ZDF uns künftig einfach mehr Gründe liefern würden, den monatlichen Zwangsobolus gern zu entrichten. Mit intelligenten und mitreißenden Programmen, die sich Privatsender so nicht leisten können oder wollen. Und mit Köpfen, deren unkonventionelle Denkansätze aus dem grauen Anstaltsdurchschnitt weit emporragen.

Das Medienmagazin DWDL.de kürt mit der ersten Ausgabe der "Super 7" diejenigen, die das Bild eines modernen öffentlich-rechtlichen Rundfunks im Jahr 2014 besonders überzeugend vermitteln. Indem sie aktiv zur erwünschten Verjüngung beitragen. Indem sie Strategien und Konzepte entwickeln, die mutig nach vorn gerichtet sind, statt nur den zunehmenden Bedeutungsverlust zu verwalten. Indem sie mehr als nur einen Hoffnungsschimmer auf die Zukunft von ARD und ZDF werfen.



Um das "Super 7"-Ranking zu erstellen, hat die Redaktion Entscheider der verschiedenen Hierarchieebenen genauso unter die Lupe genommen wie programmprägende Köpfe, die der Zuschauer vom Bildschirm kennt. Aus einer Shortlist der größten ARD- und ZDF-Hoffnungsträger 2014 hat die DWDL.de-Jury - bestehend aus Hans Hoff, Alexander Krei, Thomas Lückerath, Uwe Mantel, Peer Schader und Torsten Zarges - schließlich die finalen "Super 7" gewählt.

Nr. 7
Bjarne Mädel, 45, Schauspieler
Der Tatortreiniger© NDR/Thorsten Jander
Komödiant und Denker in einer Person, bei dem es alles andere als Zufall ist, dass er in mehreren der besten deutschen TV-Serien des noch jungen Jahrtausends dabei ist. Jemandem wie ihm müssten ARD-Hierarchen die Füße küssen für Programmperlen wie "Der Tatortreiniger" und "Mord mit Aussicht". Tun sie aber nicht, sondern werfen der vermeintlich schrägen Ware und ihrem Protagonisten lieber Steine dazwischen. Das macht Mädel zum leidenschaftlichen Mahner, der den Anstalten öffentlich die Leviten liest. Und sagt, was gesagt werden muss. "Da loben sie dich und nehmen dir gleichzeitig die Wurst vom Brot", begründete Mädel in der "SZ" seinen Ausstieg aus dem senderseitig vernachlässigten "Mord mit Aussicht". Immerhin scheint der NDR aufzuhorchen, nachdem Mädel einen pfleglicheren Umgang mit dem "Tatortreiniger" forderte. Man will nun über neue Folge reden. Was zu beweisen war: Solche Akte der Disziplinierung können der ARD nur gut tun.

Nr. 6
Christine Strobl, 42, Geschäftsführerin der ARD Degeto
Christine Strobl© SWR/Monika Maier
Für viele Fiction-Produzenten war sie bereits eine Hoffnungsträgerin, als sie den Chefsessel der ARD-Filmtochter übernahm. Ehe sie jedoch eigene Wegmarken setzen konnte, mussten erst noch massig Altlasten aus der Jurgan-Ära abgetragen werden. Wenn Degeto-Chefin Strobl heute Aufträge für den Süßstoff-Freitag im Ersten vergibt, kommen viel mehr verschiedene Produktionsfirmen zum Zug und auch die Inhalte dürfen vielfältiger sein. Nicht mehr nur kitschige Liebesgeschichten vor Sonnenuntergang sind gefragt, sondern tiefgründigere Figuren, Themen von gesellschaftlicher Relevanz und höheres Erzähltempo. Das freut alle außer Christine Neubauer. "Origineller und wahrhaftiger" wünscht Strobl sich ihren künftigen Output - und hat erkannt, dass nur so eine behutsame Verjüngung möglich ist. An den anspruchsvolleren Mittwochsfilmen im Ersten wird sich Strobls Degeto fortan deutlich häufiger als finanzstarker Koproduzent beteiligen.

Nr. 5
Daniel Fiedler, 47, Leiter der ZDF-Redaktion "Kultur Berlin"
Daniel Fiedler© ZDF/Klaus Weddig
Man muss schon ziemlich widerstandsfähig und auch ein bisschen verrückt sein, wenn man eine Spielwiese wie ZDFkultur innerhalb der großen Lerchenberg-Farm kultivieren will. Kein Job für viele, aber einer für Fiedler. Der frühere 3sat-Koordinator und noch frühere Schauspiel-Dramaturg verblüffte mit dem progressivsten aller öffentlich-rechtlichen Digitalkanäle drei Jahre lang jene jungen Anspruchsvollen, die von ARD und ZDF schon lange nichts mehr erwartet hatten. Resonanz und Erregung standen etwa bei "Roche und Böhmermann" im umgekehrt proportionalen Verhältnis zur Reichweite. Doch höhere medienpolitische Würfelspiele, denen ZDFkultur zum Opfer fiel, brachten Fiedler Anfang 2013 einen neuen Job ein. Als Leiter der Plattform-Redaktion "Kultur Berlin" musste er mehrere bislang eigenständige Redaktionen wie "aspekte" oder "Das blaue Sofa" fusionieren. Das tat er mit Fingerspitzengefühl und kulturellem Sendungsbewusstsein. Mit dem verlängerten und runderneuerten "aspekte" holt er den 49 Jahre alten Magazinklassiker jetzt aus dem Elfenbeinturm.

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