Wenn deutsche Fernsehsender ihre Programmabläufe planen, dann geschieht dies seit Jahren im standardisierten 6-Wochen-Vorlauf. Beinahe alle Sender in Deutschland legen somit weit im Voraus fest, wann sie welche Sendungen ausstrahlen, um damit in den Programmzeitschriften abgedruckt zu werden. Glücklich sind damit längst nicht mehr alle Sender. Kurzfristige Änderungen im Programm führen so schließlich zu Unmut beim Publikum, wenn sich längst gedruckte Programmlistings als falsch erweisen.

Die Sender pflegen eine Hassliebe zum 6-Wochen-Vorlauf: Überraschungen und Flexibilität gibt man auf, doch im Gegenzug gibt eben dieser Vorlauf den Takt vor für redaktionelle wie werbliche Aktivitäten. Wenn so in der Regel sechs Wochen im Voraus branchenweit bekannt ist, wer wann was zeigt, wird eine gut geölte Maschinerie in Gang gesetzt. Die Sender planen z.B. ihre Werbeaktivitäten, die wiederum Redaktionen ihre redaktionelle Begleitung der Programmtage.

Die lineare Fernsehwelt lässt sich so umfassend abbilden und von Redaktion geregelt journalistisch begleiten. Wie aber kündigen Kündigen Anbieter von Subscription-Video-on-Demand wie Netflix oder Amazon Prime Instant Video ihre neuen Programm-Highlights an? Wie kommunizieren die neuen Player im Markt? Die Antwort offenbart interessante Unterschiede zwischen Amazon und Netflix. Beide vermelden zunächst einmal jeweils zum Monatswechsel ihre bevorstehenden Programm-Highlights für den neuen Kalender-Monat.

Doch Netflix macht aus den Start-Daten neuer Serien oder neuer Staffeln bereits eingeführter Serien wie jüngst „Orange is the new black“ schon Monate im Voraus kein Geheimnis mehr. Die Sorge der Gegenprogrammierung, die Programmplaner linearer Fernsehangebote vor einer zu frühen Einsicht in ihren Programmplan zurückschrecken lässt, kennt Netflix nicht. Im Gegenteil: Je früher Startdaten genannt sind, desto eher hat man sein Revier markiert.

Starten neue Serien oder neue Staffeln eigener Serie bei Netflix, so geschieht dies in der Regel in allen Netflix-Märkten  gleichzeitig. Die weit im Voraus kommunizierten Start-Termine sind damit auch zur Koordinierung der Marketing- und PR-Aktivitäten, etwa einer „Orange is the new black“-Tour mit Darstellerinnen, die auch in Deutschland Station machte, nötig.  Ein globaler Launch - mit zeitgleicher Verfügbarkeit diverser Sprachversionen - braucht Vorbereitungszeit.