Schon mit Bernd Stromberg alias Christoph Maria Herbst hatte ProSiebenSat.1 eine Zeit lang einen Gastgeber seiner Werbekunden- und Presse-Events, der seine Gags gerne auf Kosten des Gastgebers machte. Doch das geschah charmant verpackt in seiner Fernsehrolle als Ekelpaket. Nach zwei Jahren ohne dieses Maß an Selbstironie bei der jährlichen Programmpräsentation in Hamburg, waren diesmal Klaas Heufer-Umlauf und Joko Winterscheidt dafür verantwortlich - und landeten so manchen Treffer. „Das Fernsehen ist immer noch das ganz große Ding“, sagte Klaas Heufer-Umlauf mit einem Hauch von Ironie zum Einstieg. „Die Leute stellen sich den Wecker, nur um früh morgens schon Highlights zu sehen wie die Formel 1 - oder ‚Die Band‘ bei ProSieben“. Die gefloppte Castingshow laufe jetzt immerhin am Samstag um Viertel nach Acht - „leider morgens“, ulkte er weiter. „Und bald im Audience Flow mit ‚Empire‘.“ Herzlich willkommen bei ProSieben. Aber auch andere Sender bekamen im Opening der Veranstaltung in Hamburg ihr Fett weg.

Die ARD verjünge ja gerade den „Musikantenstadl“. Joko Winterscheidt: „Man kann sich förmlich vorstellen, wie ihnen die 14- bis 49-Jährigen die Bude einrennen.“ Klaas Heufer-Umlauf: „Bei RTL gibt’s jetzt den Sommer-Dschungel. Tja, wenn RTL der Jockey ist, dann müssen die Gäule zweimal ran. Sowas Ähnliches gibt es übrigens auch bei Sat.1: ‚Promi Big Brother‘, das ist wie der Dschungel nur mit Prominenten.“ Die Kölner waren immer wieder Zielscheibe an dem Abend. Heufer-Umlauf: „Bei RTL weiß man inzwischen auch nicht mehr, was man vor sich hat: Die Autogrammkarte eines Casting-Kandidaten oder ist es ein Fahndungsfoto. (…) Es hilft natürlich, wenn man heißt wie ein Küchengerät, damit so Hausfrauen ein bisschen Vertrauen fassen: Severino.“ Aber schnell war man wieder beim eigenen Programm. „War irgendwas los bei ProSiebenSat.1 in den letzten Wochen und Monaten, was von Newswert wäre? Ne, oder? Ist irgendwas passiert? Gar nichts? Ich hab nur mitgekriegt, dass die Kollegen von Brainpool gerade ganz hektisch die Telefonnummer von Ingolf Lück suchen, aber ich weiß gar nicht warum“, so Heufer-Umlauf.

Da saß Wolfgang Link noch nicht mit auf der Bühne der Jahres-Programmpräsentation. Doch er war der erste, der dann mit Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf auf der Bühne die Programmhighlights seiner Sender durchging. In dem Fall: ProSieben Maxx und ProSieben. Klaas Heufer-Umlauf: „Es gab bei ProSieben ja zuletzt zwei Bomben zu entschärfen. Ich sag mal, eine tatsächliche Bombendrohung und noch eine Bombe, ja, die… noch in Köln sitzt. Wie heiß wird es einem, wenn man hört, man muss das ‚Germany’s Next Topmodel‘-Finale räumen und Stefan Raab hört auf?“ Die klare Botschaft von ProSieben-Chef Link: Man bedauere den Abschied von Raab sehr, könne die Entscheidung aber nachvollziehen. „Eine Tür geht zu, ganz viele neue Türen gehen auf. Das ist für uns als Fernsehmacher ja auch ganz spannend. Wir werden ihn nie 1:1 ersetzen können, aber das wollen wir auch nicht“, sagt er. Im Showbereich wird deutlich: ProSieben sucht eifrig nach neuen Formaten, die zumindest die Primetime-Lücke füllen können, die Raab hinterlässt. Welche Vorstellungen man hingegen für die Programmplätze hat, die bis Jahresende noch „TV Total“ füllt, ist weiter unklar. Stattdessen ging es um Lena Gercke. Die „Topmodel“-Gewinnerin kehrt nach einem Ausflug zu RTL jetzt wieder zu ProSieben zurück.

  • Klaas Heufer-Umlauf: „Die ist ja ein bisschen auf den falschen Weg geraten.“
  • Joko Winterscheidt: „Auf die schiefe Bahn geraten, meinst Du?“
  • Klaas Heufer-Umlauf: „Ja, da bei den Assis.“
  • Wolfgang Link: „Nein, nein. Das kann man so nicht sagen. Junge Menschen müssen sich einfach ausprobieren…“
  • Klaas Heufer-Umlauf: „Ja, da kann man doch Drogen nehmen! Da muss man doch nicht zu RTL!“

„Kiss Bang Love“ ist ein neues Dating-Format bei ProSieben, in dem Kandidaten durch Blind Kissing den richtigen Partner finden sollen. Der Sendungstitel belustigt Klaas Heufer-Umlauf. Geschäftsführer Wolfgang Link erklärte ganz nüchtern den Ansatz der Sendung. Er spricht von einem Sozial-Experiment. Die Sendung basiere schließlich auf wissenschaftlichen Studien, wonach die Lippen eines Menschen eine Million Mal empfindlicher seien… - aber Klaas Heufer-Umlauf unterbricht: „Jaaaaa, Herr Professor. Wann wird jetzt gebumst?“ Großes Gelächter. Joko Winterscheidt: „Tut mir leid, Wolfgang. Da weißt Du, womit ich mich rumschlagen muss den ganzen Tag.“ Auf Wolfgang Link folgte Kabel-Eins-Chefin Katja Hofem, die zum Sound von Alicia Keys „Girl on fire“ die Bühne in Hamburg betritt. Joko Winterscheidt setzte an: „Die Spielfilm-Highlights sind immer ein Riesenthema bei Kabel Eins: Da interessiert mich a) was wird da kommen und b) wie oft zeigt ihr ‚Top Gun‘?“ Katja Hofem konterte: „Tom Cruise ist wie ein guter Wein. Je öfter man ihn zeigt, desto besser wird er.“ Bei den Eigenproduktionen hatte Klaas Heufer-Umlauf dann noch eine Anregung: „Wenn man sich die aktuelle Medienlage so anguckt, dann könnte man auch ein Format machen, in dem Frank Rosin Christian Rach ein bisschen unter die Arme greift, oder?“