Das ZDF hat in der zurückliegenden Saison seine Marktführerschaft beim Gesamtpublikum locker verteidigen können. In sechs von neun Monaten bewegten sich die Marktanteile des Senders sogar über dem Wert des Vorjahresmonats – und ausgerechnet im Januar, wenn die meisten vor dem omnipräsenten Dschungelcamp von RTL zittern, war das ZDF mit 13,9 Prozent Marktanteil am stärksten. Tatsächlich hätte der Start ins Jahr kaum besser laufen können: Im fiktionalen Bereich gelangen zahlreiche Quoten-Hits. Ohnehin gelingt es dem Zweiten wie keinem anderen Sender, mit Fiction das Publikum vor den Fernseher zu locken, sieht man mal vom "Tatort" im Ersten ab. 

Beispiel gefällig? In diesem Jahr gelang dem ZDF unter anderem mit "Bergdoktor", "Traumschiff" und dem "Sacher"-Zweiteiler, aber auch mit "Die Lebenden und die Toten", "Mörderische Stille", "Marie Brand", "Friesland", "Nord Nord Mord" und "Wilsberg" der Sprung über die Marke von sieben Millionen Zuschauern. "Die Toten vom Bodensee - Die Braut" lag sogar bei über acht Millionen Zuschauern. Praktischer Nebeneffekt: Vor allem die Krimis lassen sich auch noch überaus erfolgreich wiederholen, sei es im Hauptprogramm oder aber beim immer erfolgreicher werdenden Spartensender ZDFneo.

Nun kann man Programmdirektor Norbert Himmler vorwerfen, eine ziemliche Krimi-Monokultur aufgebaut zu haben. Man könnte es aber auch positiv formulieren: Himmler hat erkannt, was sein Publikum sehen will – und gibt es ihm bereitwillig. Die ganz großen Experimente blieben dabei auf der Strecke, stattdessen werden eher unkonventionelle Serien-Stoffe wie "Tempel" oder jüngst "Blaumacher" mittlerweile bei ZDFneo gesendet, wo sie keinen allzu großen Schaden anrichten können. Abseits des Krimi-Genres versuchte es das ZDF beispielsweise mit mit dem Dreiteiler "Der gleiche Himmel", der jedoch keine allzu starken Quoten verbuchte.

Das begehrte junge Publikum konnte das ZDF in der zurückliegenden Saison mit seinem Programm nur bedingt für sich begeistern, doch weiter nach unten ging es zumindest nicht – in diesem Jahr bewegten sich die Marktanteile bei den 14- bis 49-Jährigen meist bei mehr als sechs Prozent. Dass es nicht schlechter lief, lag am noch immer gefragten Dauerbrenner "Aktenzeichen XY", aber auch an der Champions League, die man nach der kommenden Saison jedoch verlieren wird. Und freilich ist auch die "heute-show" weiter ein großer Hit, dem es erneut gelang, seine Zuschauerzahlen auszubauen.

Schwer tut sich das ZDF dagegen vor allem dann, wenn es um große Primetime-Shows geht. Wo einst "Wetten, dass..?" so manche Schwachstelle verbarg, fehlt es derzeit an einem wirklich strahlenden Format. Die "Helene Fischer Show" ist zwar erfolgreich, läuft aber letztlich nur einmal im Jahr, und mit den Carmen-Nebel-Shows sieht das ZDF im Vergleich zu den ARD-Festen mit Florian Silbereisen ziemlich alt aus. Hinzu kommen Shows wie "Das Spiel beginnt" oder der "Quiz-Champion", die zwar ordentlich laufen, am Samstagabend jedoch nicht mit den starken Krimis mithalten können.

Besonders bitter lief es für "4 geben alles", den mit einigem Aufwand betriebenen Show-Neustart mit dem bislang im ZDF glücklosen Moderator Steven Gätjen. Mit weniger als drei Millionen Zuschauern empfahl sich das Format nicht für eine Fortsetzung und die "Versteckte Kamera" ließ der Sender in der zurückliegenden Saison sicherheitshalber unangetastet. Immerhin: Mit dem neuen Kerner-Quiz "Da kommst du nie drauf" konnte das ZDF jüngst am Donnerstagabend einen soliden Erfolg feiern. Allein, der große Durchbruch lässt im Show-Bereich weiter auf sich warten. Gleiches gilt für den Samstagnachmittag, wo "Koch im Ohr" und "Kerners Köche" nach dem Ende von "Lafer! Lichter! Lecker!" keine Bäume ausrissen.

Und doch gibt es auch einen Lichtblick: "Bares für Rares" eroberte die Primetime kürzlich mit mehr als sechs Millionen Zuschauern im Sturm - der Grundstein für diesen Erfolg legte das ZDF am Nachmittag, wo die Trödelshow mit Horst Lichter nämlich der Überflieger schlechthin ist. In den vergangenen Monaten konnte sich das Format noch einmal deutlich steigern können und ist inzwischen mit Marktanteilen von weit mehr als 20 Prozent beim Gesamtpublikum regelmäßig Marktführer. Selbst beim jungen Publikum liegen die Marktanteile inzwischen immer häufiger im zweistelligen Bereich. Und weil Serien und Magazinen im Tagesprogramm ebenfalls keine Probleme bereiten, legt das ZDF hier den Grundstein für seine Marktführerschaft. Kaum anzunehmen, dass sich daran in absehbarer Zeit etwas ändern wird.