1981 kam mit "Das Boot" ein Film in die Kinos, in dem viele auch heute noch den Inbegriff des deutschen Films sehen. Mit mehr als 30 Millionen Mark Budget war die Produktion damals riesig - der Erfolg war es auch. Uwe Ochsenknecht, Jan Fedder, Martin Semmelrogge, Claude-Oliver Rudolph, Herbert Grönemeyer und viele weitere hatten mit dem Film ihren großen Durchbruch. Wenn man heute mit US-Amerikanern über deutsche Filme spricht, fällt der Titel "Das Boot" ganz zwangsläufig. Bei diesem Erbe ist es ein Risiko für die Bavaria, ihre größte Marke als Serie wiederaufleben zu lassen. Die Fans von damals könnten enttäuscht werden von der Fortsetzung.

Vor eineinhalb Jahren haben Bavaria und Sky dennoch angekündigt, an einem entsprechenden Projekt zu arbeiten. Die Serie basiert auf den Roman-Bestsellern "Das Boot" und "Die Festung" von Lothar-Günther Buchheim, der damit schon die Vorlage für den Film lieferte. Nun haben die Macher das Serien-Projekt vor einigen Journalisten in München vorgestellt. Die Dreharbeiten laufen derzeit auf Hochtouren, mittlerweile ist die Hälfte der 104 angesetzten Drehtage geschafft. Wieder haben sich die Verantwortlichen für eine XXL-Produktion entschieden, das Budget liegt bei rund 26,5 Millionen Euro. Die Serie ist als Fortsetzung angelegt, schließt also an den Film an anstatt ihn noch einmal neu zu erzählen. Tatsächlich habe man auch über ein Remake nachgedacht, sagt Oliver Vogel, Chief Creative Officer, Bavaria Fiction. "Es gab sogar konkrete Gespräche. Letztlich haben wir uns für die Serie und eine Fortsetzung entschieden, weil man den Film als Remake einfach nicht mehr besser machen kann."


Anders als beim Film soll sich die Geschichte in der Serie nicht nur auf dem Boot abspielen, sondern auch an Land. Die Aufteilung Wasser/Land liegt bei etwa 50/50. Produzent Moritz Polter glaubt dennoch, dass alle Zuschauer die Serie lieben werden. "Wer den Film damals gesehen hat, will vor allem bei den U-Boot-Szenen nicht enttäuscht werden", sagt er. Hier müsse die Serie dem Vergleich mit dem Original standhalten. "Wir glauben, dass die neuen Figuren sehr eindringlich sind und die Zuschauer in den Bann ziehen." Im Rahmen der acht einstündigen Folgen könne man viel tiefer in die Charaktere und ihre Psyche eintauchen. Anders als beim Film spielen dieses Mal auch einige Frauen mit.

Doch auch jeder, der den Film 1981 nicht gesehen hat, soll die Serie verstehen können. Schließlich wird es einen komplett neuen Cast geben: Neben Tom Wlaschiha ("Game of Thrones") sind auch Lizzy Caplan ("Masters of Sex"), Rick Okon ("Tatort"), Vicky Krieps ("Phantom Thread") und viele weitere in der Serie zu sehen. Auftritte von Schauspielern aus dem Film wird es nicht geben, darauf habe man bewusst verzichtet, heißt es von den Machern. "Die Marke hat uns begeistert und gereizt, da kann man dann getrost auf Cameos verzichten", sagt Frank Jastfelder, Dramachef bei Sky. Ohnehin wären die Figuren von damals heute schon viel älter gewesen und hätten bei den Fans des Films eine gewisse Erwartungshaltung ausgelöst, die wohl nur schwer einzuhalten gewesen wäre.

Oliver Vogel sagt, man wolle, dass die Zuschauer möglichst schnell keine Vergleiche mehr zwischen Film und Serie mehr ziehen. Das will man vor allem durch die Einstiegssequenz erreichen, in dem gleich erst einmal deutlich gemacht wird, wo die Soldaten stehen und wohin ihr Weg geht. Details zum Inhalt der Serie dürfen noch nicht veröffentlicht werden. Bereits bekannt ist lediglich, dass die Serie 1942 ansetzt und damit zu einer Zeit, in der die U-Boot-Kriegsführung immer brutaler wird. Während sich eine junge Crew auf eine gefährliche Überwachungsmission begibt, beginnt die Résistance am Hafen von La Rochelle an Einfluss zu gewinnen.

Man wisse, dass man viel Skepsis bei den Fans des Films überwinden muss, sagt Moritz Polter, der sich gleichzeitig aber optimistisch zeigt, das auch zu schaffen. Man sei sich der großen Erwartungshaltung bewusst. "Bei allem Respekt vor der Produktion von 1981 müssen wir uns gleichzeitig davon frei machen, weil wir die Geschichte in zeitgemäßer Weise fortführen möchten", sagt Polter. Schaffen will man das vor allem durch ein internationales Autorenteam, das von einem Deutschen und einem Engländer angeführt wird. Vor allem die Engländer im Team hätten weniger Ehrfurcht vor der Marke und daher manchmal weniger Bedenken, Dinge zu verändern.

"Wir haben den nötigen zeitlichen Abstand zum Original, um uns noch einmal an den Stoff zu wagen."

Jan S. Kaiser, Geschäftsführer Bavaria Fiction

Jan S. Kaiser, Geschäftsführer Bavaria Fiction, sagt, der Zeitpunkt jetzt wäre perfekt, um sich an der Serie zu versuchen. "Wir haben den nötigen zeitlichen Abstand zum Original, um uns noch einmal an den Stoff zu wagen. Vor 15 Jahren hätten wir das nicht gemacht", zeigt er sich überzeugt. Zudem sei die ganze Branchensituation heute eine andere als noch vor wenigen Jahren: "Deutschland wird zunehmend als internationaler Koproduktionspartner wahrgenommen."

Gedreht wird nun noch bis Februar, unter anderem in Prag und auf Malta. Die Drehs in München und La Rochelle sind bereits beendet. Dass in München nur insgesamt vier Tage lang gedreht wurde, haben die Verantwortlichen bei der Bavaria in der Vergangenheit schon öfters thematisiert. Hintergrund sind bessere Förderungsbedingungen unter anderem in Tschechien, die den Standort München einfach weniger vorteilhaft machen. Gespannt sein darf man auch wieder auf die Serienmusik - beim Film war die Musik sehr eingängig. Mit dem damaligen Komponisten Klaus Doldinger sei man in guten Gesprächen über eine Zusammenarbeit, mit Matthias Weber hat man aber einen anderen Komponisten engagiert. Grundsätzlich habe man mit vielen Verantwortlichen von damals gesprochen, die auch alle ihren Segen zum Projekt gegeben haben. Jan Fedder, der die Fortsetzung zuletzt kritisierte, ist mit seiner Meinung offenbar in der Unterzahl.

"Das Projekt ist nicht als Miniserie konzipiert, die Möglichkeit einer Fortsetzung besteht."

Frank Jastfelder, Director Drama Production Sky Deutschland

Bleibt die Frage, ob Sky die Serie später auch an das Free-TV sublizenzieren will oder im eigenen Programm behält. Dazu sei derzeit noch keine Entscheidung getroffen, sagt Frank Jastfelder. Fest stehe aber bereits, dass man "Das Boot", anders als etwa "Babylon Berlin", mehr als ein Jahr lang exklusiv zeigen werde. Wichtig sei Sky bei der Produktion vor allem gewesen, so der Dramachef, dass der Stoff fortsetzungsfähig ist. "Das Projekt ist nicht als Miniserie konzipiert, die Möglichkeit einer Fortsetzung besteht. Und natürlich machen wir uns Gedanken darüber, wie es weitergehen könnte." Aber auch hier ist letztlich noch nichts entschieden. Wichtig sei es nun erst einmal, sich von allen anderen deutschen Serien abzusetzen.

Laufen wird "Das Boot" nicht nur in Deutschland, sondern auch in den anderen Märkten von Sky. Aber auch darüber hinaus sei das Interesse bereits sehr groß, erklären Produktionsfirma und Sender. In welche Länder die Serie bereits verkauft worden ist, will der amerikanische Verleiher Sonar Entertainment derzeit aber noch nicht sagen. Fest steht nur: "Das Boot" ist eine XXL-Produktion, durch den Film scheinen die Erwartungen aber schon jetzt schier unerreichbar hoch. Ob auch die Serie in 30 Jahren als ein Inbegriff deutscher Kultur gilt, wird sich  noch zeigen müssen. Bavaria und Sky tun jedenfalls alles dafür, damit es genau so kommt.