Die unspektakuläre Lage seiner Firma über einem Aldi-Markt in der Kölner Innenstadt kompensiert TV-Produzent und Dating-Fachmann René Jamm mit umso schöneren Locations für seine Shows: Gedreht wird regelmäßig in Französisch-Polynesien, Miami, Marbella – oder Münster. Weil die Zuschauer bei "Bachelor", "Bachelorette", "Adam sucht Eva" oder "Wilsberg" gern einschalten, hat die deutsche Filiale des Hollywood-Studios Warner Bros., der Jamm vorsteht, in diesem Jahr erstmals die Spitze im DWDL.de-Produzenten-Ranking erobert.

Wie produktiv die Warner-Mannschaft war, lässt sich daran ablesen, dass sie 2016 noch auf dem vierten Rang stand und in der Zwischenzeit die Konkurrenten UFA Show & Factual, Talpa Germany und Endemol Shine hinter sich gelassen hat. Von zuvor vier Formaten in den Top 100 der erfolgreichsten Sendungen des Jahres konnte sie nun auf sieben zulegen. Bei einer solchen Leistungsbilanz ist der für 2019 avisierte Umzug in ein schickes Industrieloft durchaus verdient.

Wie jedes Jahr hat das Medienmagazin DWDL.de die erfolgreichsten TV-Produzenten auf der Basis ihres Quotenerfolgs ermittelt. Maßgeblich dafür ist die Liste der 100 meistgesehenen Sendungen in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen. In die Wertung fließen die durchschnittlichen Reichweiten aller im Kalenderjahr (1. Januar bis 16. Dezember 2017) regelmäßig ausgestrahlten Formate mit mindestens drei Erstausstrahlungen ein. Für das Format, das auf dem ersten Platz der Top 100 gelandet ist, erhält der jeweilige Produzent 100 Punkte. Für den zweiten Platz gibt es 99 Punkte, für den dritten 98 usw. bis hinunter zu einem Punkt für Platz 100. Wird ein Format von zwei Firmen produziert, erhalten beide die Punkte. Alle Punkte, die eine Firma mit ihren Top-100-Platzierungen einspielt, addieren sich zur Gesamtpunktzahl.

Warner Bros. International Television Production Deutschland sammelt mit seinen sieben Top-100-Platzierungen insgesamt 450 Punkte ein. Die Firma profitiert davon, dass der Spitzenreiter ihres Portfolios, das RTL-Edel-Dating "Der Bachelor", neue Frische an den Tag legte und sich vom 13. auf den elften Platz der Top 100 verbesserte. Auch dahinter folgen robuste Langläufer: "Schwiegertochter gesucht" auf Platz 26, "Adam sucht Eva" auf Platz 33, "Wilsberg" auf Platz 36, "Die Bachelorette" auf Platz 37, die Neuauflage von "Rach, der Restauranttester" auf Platz 39 und "500 – Die Quiz-Arena" auf Platz 75. Damit stellt Warner eine bemerkenswerte Ausnahme dar – als erste Nummer eins im DWDL.de-Ranking ohne ein einziges Format in den Top 10.

Die erfolgreichsten TV-Produzenten des Jahres 2017 (Plätze 1-10)


Produktionsfirma Punkte Top-100-Formate
1   Warner Bros. ITVP
450 7
2
  UFA Show & Factual 416 5
3   Talpa Germany
402
7
4
  Endemol Shine Germany
277
7
5
  UFA Fiction
210
3
6
  Redseven Entertainment
201
4
7
  Tower Productions 185
3
8
  Sony Pictures Television 183
2
9
  Brainpool TV 178
5
10
  ITV Studios Germany 161
4

Quelle: DWDL.de-Berechnungen auf Basis AGF/GfK/media control

Keine Frage, dass fürs klassische TV-Geschäft heutzutage schon Stabilität eine Leistung ist. Ute Biernat hält ihre UFA Show & Factual stabil auf Silberkurs, mit genau denselben fünf Top-100-Formaten wie im Vorjahr. Die gemeinsam mit Magis TV produzierte RTL-Provinz-Romanze "Bauer sucht Frau" konnte 2017 wieder kräftig an Reichweite zulegen. Sie steigerte sich vom 17. auf den siebten Platz der Top-100-Liste. "Bauer sucht Frau" steht mit hauchdünnem Abstand hinter "DSDS" (Platz 6) und hat das "Supertalent" (Platz 10) deutlich hinter sich gelassen. Stark geklettert ist auch das ARD-Primetime-Quiz "Wer weiß denn sowas XXL", das voriges Jahr noch auf Platz 70 landete und sich nun auf Position 43 vorarbeitete. "Take me out" dagegen rutschte vom 19. auf den 23. Platz.

Man kann keineswegs behaupten, Karsten Roeder habe nicht um die Verteidigung der letztjährigen Spitzenposition gekämpft. Der Deutschland-Chef der niederländischen Talpa-Gruppe schafft mit sieben Formaten unter den 100 meistgesehenen sogar einen neuen persönlichen Bestwert. Darunter finden sich zwei Neuzugänge: "Bad Cop – kriminell gut" auf Platz 69 und "It takes 2" auf Platz 74. Für die hohen Punktzahlen sind die Klassiker verantwortlich: "The Voice of Germany" steigerte sich vom vierten auf den dritten Platz, "The Voice Kids" von Platz 35 auf 21 und "Sing meinen Song" von Platz 51 auf 38. Zwei große Reichweiten-Verlierer kosteten Talpa allerdings etliche Punkte: "Die Puppenstars" stürzten von Platz 11 auf 22 ab, "Dance Dance Dance" gar von Platz 39 auf 78.

Nicht mehr auf dem Treppchen landet in diesem Jahr Endemol Shine Germany mit seinem scheidenden Chef Marcus Wolter, 2016 noch Bronze- und 2015 Silber-Gewinner. Zwar ist das Haus, das bald zum Disney-Reich gehören wird, unverändert mit sieben Formaten in den Top 100 vertreten. Doch deren Abwärtskurs bei den Reichweiten setzt sich munter fort. Nach wie vor ist "Wer wird Millionär?" die meistgesehene Endemol-Shine-Produktion, jedoch binnen eines Jahres von Platz 20 auf 25 abgesackt. "The Wall" als höchster Neueinsteiger der Firma auf Platz 73 hilft da wenig.

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