Alexander Rösner hat keine einfache Aufgabe vor sich. Der "ran"-Sportchef muss den Zuschauern von Sat.1 vom kommenden Wochenende an eine Rennserie schmackhaft machen, von der manche behaupten, sie habe ihre besten Zeiten längst hinter sich. Konkret geht es um die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft, die DTM. Jahrelang in der ARD beheimatet, litten die Motorsport-Rennen in den vergangenen Jahren unter rückläufigen Einschaltquoten und spätestens seit dem für das Ende der nun startenden Saison angekündigten Mercedes-Ausstieg sehen nicht wenige schwarz für die Zukunft der DTM.

Alexander Rösner© ProSiebenSat.1
Die Voraussetzungen für Sat.1 könnten vor dem Saison-Auftakt am Hockenheimring also gewiss besser sein. Alexander Rösner (Foto) gibt sich jedoch betont optimistisch. "Wir sind zuversichtlich, mit unseren DTM-Übertragungen ein breites Publikum anzusprechen", sagt er im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. "Wir gehen mit festen Sendezeiten, samstags und sonntags ab 13:00 Uhr, in die Saison und werden im 'ran'-Stil von der DTM berichten - emotional, kompetent, unterhaltsam." Tatsächlich sind die Sendezeiten ein wichtiger Aspekt, immerhin krankten die ARD-Übertragungen in der Vergangenheit nicht selten an wechselnden Startterminen, was für die Bindung der Zuschauer ganz sicher nicht förderlich war.

Für den von Rösner erklärten "ran"-Stil sollen indes mit den Moderatoren Andrea Kaiser und Matthias Killing zwei bekannte Sport-Gesichter sorgen, hinzu kommen Edgar Mielke als Kommentator und Experte Timo Scheider. "Die DTM-Fahrer stehen im Mittelpunkt", betont der Sportchef, angesprochen auf die Planungen des Senders. "Wir nehmen ihnen sozusagen auch mal den Helm ab und geben ihnen damit ein Gesicht." So soll es in der digitalen Verlängerung auf ran.de nicht nur einen ausführlichen Stream geben, sondern beispielsweise auch eine sogenannte "Champions Cam". 

Veränderter Sportrechte-Fokus

Doch auch wenn die DTM in Sat.1 groß auffahren soll, bleibt festzuhalten, dass die Königsklasse des Motorsports auch weiterhin bei der Konkurrenz beheimatet ist. Seit dieser Saison zeigt RTL die Formel 1 sogar exklusiv, weil Sky kein Interesse an einer Vertragsverlängerung zeigte. Die Entscheidung zugunsten der DTM passt jedoch ganz gut zur Strategie, die man in Unterföhring seit einiger Zeit hinsichtlich des Sportrechte-Erwerbs verfolgt. Während sich ProSiebenSat.1 einst mit Bundesliga, Champions League oder Europa League schmückte, setzt man inzwischen ganz bewusst nicht mehr auf die erste Geige - und investiert lieber in NFL oder Drohnenrennen.

"Der Markt ist kleinteiliger, für den Konsumenten bisweilen auch unübersichtlicher geworden."
"ran"-Sportchef Alexander Rösner

"Wir sind grundsätzlich immer an attraktiven Sportrechten interessiert und prüfen in jedem Einzelfall die Sinnhaftigkeit und wirtschaftliche Darstellbarkeit für die Sendergruppe", erklärt "ran"-Sportchef Rösner und verweist auf die jüngsten Entwicklungen im Sportbereich. "Der Konkurrenzkampf und die Lizenzsummen für Sportrechte sind enorm gestiegen, nicht zuletzt durch neue Player. Was zur Folge hat, dass der Markt kleinteiliger, für den Konsumenten bisweilen auch unübersichtlicher geworden ist und immer mehr attraktive Sportarten im Pay-TV verschwinden."

Nun also ausgerechnet die Baustelle DTM, der in den vergangenen Jahren viele Fans den Rücken zuwandten. Zählten die Rennen im Jahr 2012 durchschnittlich noch 1,3 Millionen Zuschauer, so waren 2017 nicht mal mehr 900.000 Zuschauer im Ersten dabei. Den Gedanken, dass sich der Ausstieg von Zugpferd Mercedes schon bald als weiteres Problem erweisen könnte, schiebt "ran"-Sportchef Rösner gegenüber DWDL.de aber vorerst beiseite. "Erst einmal geht Mercedes in dieser Saison wieder mit einem starken Team an den Start, und ich bin mir sicher, dass sie sich gebührend verabschieden wollen", sagt er.

Die Verantwortung für eine Kehrtwende bei den Quoten sieht Rösner ohnehin auch bei der Rennserie selbst. "Ich bin davon überzeugt, dass es DTM-Chef Gerhard Berger gelingen wird, auch nach dieser Saison eine attraktive und spannende Serie zu veranstalten." Berger gab sich vor wenigen Tagen kämpferisch. "Totgesagte leben länger", erklärte der Österreicher. "Mercedes ist ein Verlust für die DTM, aber es nicht das Ende der DTM."