Fragt sich nur: Woher soll das Geld kommen? Reemer zerstreut Zweifel an der Finanzierung mit Verweis auf das chinesische Mutterhaus. „Wir sind die mit dem langen Atem“, sagt er auch mit Blick auf kleinere Wettbewerber im Markt wie „Cash Battle“, die spätestens mit dem Markteintritt des US-Originals unter die Räder kommen könnten. Doch wie will man jemals Geld verdienen, wenn aktuell 4.000 Euro Preisgeld pro Tag verspielt wird? Denkbar wären ja kurze Werbespots zwischen den Fragerunden. Die Aufmerksamkeit der zehntausenden Mitspieler ist schließlich enorm hoch, weil die nächste Frage nicht verpasst werden darf. Aber Reemer winkt ab: „Werbung lehnen wir im heutigen Produkt ab“, erklärt er. Produktintegration als Störfaktor sei nicht mehr zeitgemäß.



Höchste Priorität hat für „Cash Show“-Chef Reemer daher die Integration von Partnern in die Show. Eine ähnliche Strategie hat auch US-Konkurrent „HQ Trivia“ verfolgt. Da wurden bereits monothematische Sendungen rund um Themenwelten eines Sponsors oder Fragen zu Produkten von Sponsoren umgesetzt. Noch im Sommer könnte es erste Sendungen mit Partnern geben. „Wir können potentiellen Partnern schon heute über 12 Minuten hinweg die höchste Aufmerksamkeit von bald 100.000 Mitspielern bieten“, sagt Thomas Reemer. Weiterhin schnelles Wachstum ist die Grundlage dafür. Banalste Motivation für Teilnehmer der Sendung: Wer neue Mitspieler für die App wirbt, bekommt zusätzliche Joker.

Aber auch eine Steigerung der Gewinnsumme zieht zusätzliche Mitspieler. Vereinzelt gab es bereits ein Preisgeld von 5.000 Euro, das unter allen Mitspielern mit richtigen Antworten bei den Preisfragen aufgeteilt wurde. Standardmäßig sind es aktuell 2.000 Euro pro Show. „Das Preisgeld wird aber schon bald in Höhen steigen, die sich heute noch keiner vorstellen kann“, so die Einschätzung des Geschäftsführers. Auf dem natürlich größeren US-Markt hat „HQ Trivia“ inzwischen schon Sendungen mit mehreren hunderttausend Dollar Preisgeld, allerdings spielen dort auch bis zu zwei Millionen Nutzer mit.

Im Detail gibt es zwischen dem Primus im deutschen Markt und dem US-Marktführer übrigens einige Unterschiede: Bei „HQ Trivia“ wird das Preisgeld nur unter jenen Kandidaten aufgeteilt, die bis zur 12. Frage kommen. Bei der „Cash Show“ gibt es ab der 6. Frage bereits Geld, falls nicht zu viele Mitspieler die richtige Lösung kennen und die einzelne Gewinnsumme zu klein wird. Gemeinsam haben beide Apps: Bei einer falschen Antwort ist man raus, aber Joker helfen. Hier arbeitet die „Cash Show“ mit verschiedenen Jokern, „HQ Trivia“ lediglich mit Extra-Leben. Thomas Reemer ist sich sicher: „Die ‚Cash Show‘ ist durch unsere Spielmechanik weniger frustrierend.“ Man werde aber parallel dazu auch weiter experimentieren: Denkbar sei ein „Knockout-Spiel“, bei dem das Preisgeld nur an den besten bzw. die beste Mitspieler/in gehe.

Dass seit vergangener Woche auch der US-Konkurrent „HQ Trivia“ in Deutschland mitmischt, sorgt Thomas Reemer nicht. Der Erfolg gehöre dem, der zuerst eine erfolgreiche Marke mit Bindung zur Zielgruppe etabliere. Hier habe die „Cash Show“ einen enormen Vorteil. Vom Start weg haben die Moderatorinnen und Moderatoren der Sendung versucht, das Gefühl einer Community zu vermitteln. Grüße an Mitspieler und die Integration von zugeschickten Fotos sollen den Gedanken stärken. Am vergangenen Sonntag blieb man nach der eigentlichen Show erstmals für ein Q&A auf Sendung. „Die Cash Show ist von Beginn an lokal verankert, während HQ ganz lange nur Amerika im Blick hatte“, sagt Reemer.

Cash Show© CS Europe
"Cash Show"-Moderator Rico Drochner im Set der App-Show

Das Team der Moderatorinnen und Moderatoren der Show wächst unterdessen. Nicht jede Kollegin bzw. jeder Kollege beherrscht die spontane, glaubwürdige Moderation in der ungewohnten Form einer Smartphone-Gameshow. Shootingstar unter den „Cash Show“-Moderatoren und eine Entdeckung für mehr als nur die App-Gameshow ist zweifelsohne Rico. Einen Nachnamen besitzt er für die Zuschauer der Sendung nicht, wie ohnehin so vieles bei der „Cash Show“ noch ein Geheimnis bleibt. Sein voller Name aber: Rico Drochner. Er ist auch für den MDR-Radiosender Jump im Einsatz.

Der Umgang mit dem begrenzten Bildausschnitt im Hochformat und die permanente Nahaufnahme des Moderators sind - mehr noch als die spontanen Reaktion auf Entwicklungen im laufenden Spiel - spezielle Qualitäten, die nicht jeder Bewerber beherrsche, so Reemers Erfahrung aus den ersten Monaten. Wer wissenn will, wie gut die meisten der "Cash Show"-Moderatorinnen und -moderatoren sind, muss sich nur den Deutschland-Start von "HQ Trivia" und manche andere Klons anschauen.

Die großen deutschen Medien haben die „Cash Show“ bzw. das Phänomen der Smartphone-Gameshows bislang noch weitgehend ignoriert. US-Pionier „HQ Trivia“ erhielt zwar schon mal das ein oder andere Portrait, etwa in "Business Punk". Die „Cash Show“ und der Erfolg in Deutschland fliegt hingegen bislang noch unter dem Radar. Das hat auch einen guten Grund: Nach DWDL.de-Informationen steht der Achtungserfolg von Reemer und Bickert ebenso wie die Entwicklung von „HQ Trivia“ durchaus unter aufmerksamer Beobachtung der Medienbranche und zwar mehr als der „Cash Show“ lieb sein könnte: Möglicherweise stehen weitere ähnliche Gameshows-Apps in den Startlöchern. Da will man vorher keinen schon aktiven Konkurrenten featuren.