Ziemlich genau zwei Jahre ist es her, dass sie den pinken Jogginganzug an den Nagel hing. In den Ruhestand hat sich Ilka Bessin aber auch nach dem Abschied von ihrer legendären Kunstfigur Cindy aus Marzahn nicht zurückgezogen. Im Gegenteil, immer häufiger sieht man die 46-Jährige inzwischen unter ihrem echten Namen im Fernsehen – und an diesem Dienstag kommen sogar gleich zwei Formate hinzu, die RTL mit ihr macht. 

Mit Comedy haben diese Sendungen allerdings ganz gewiss nichts zu tun. Stattdessen geht es um Arbeitslosigkeit, Armut und Obdachlosigkeit. Keine klassischen Themen also, in denen man eine Komikerin verorten würde. Vielleicht aber lohnt es sich, das Schubladen-Denken in diesem Fall einmal hinter sich zu lassen, denn tatsächlich eint Ilka Bessin und das Fernsehen, das sie neuerdings macht, durchaus so einiges.

Wenn sie jetzt etwa neben dem ehemaligen Bürgermeister von Berlin-Neukölln und einem Gründungsexperten auftritt, um Familien auf dem Weg aus der sogenannten Sozialhilfefalle zu unterstützen, dann tut Bessin das vor dem Hintergrund, einst selbst Hartz-IV-Empfängerin gewesen zu sein. "Den Themen Hartz IV und Armut werden in unserer Gesellschaft viel zu wenig Aufmerksamkeit gegeben", sagt Bessin im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de und hat es sich offenbar zur Aufgabe gemacht, daran etwas zu ändern.

Dabei sei es überhaupt keine Schande, arbeitslos zu sein, erklärt sie. "Wichtig ist, wie die Betroffenen damit umgehen. Am Anfang ist es noch relativ einfach, sich zu bewerben und positiv zu bleiben. Aber je mehr Absagen es hagelt und je länger man arbeitslos ist, umso schwerer wird es, sich nicht selber aufzugeben." In "Zahltag! Ein Koffer voller Chancen" und "Armes Reiches Deutschland" will Bessin nun versuchen, die Menschen mit ihren persönlichen Erfahrungen zu motivieren und ihnen, wie sie sagt, im besten Falle weiterzuhelfen.

"Wenn ich als Cindy zwischendurch an irgendeiner Stelle auch mal etwas ernsthaftes sagen wollte, meinte immer jeder, das auch lustig zu finden."
Ilka Bessin

In der Rolle der Cindy aus Marzahn wäre das sehr wahrscheinlich kaum möglich gewesen. "Der wesentlichste Unterschied besteht darin, dass die Leute jetzt nicht mehr denken, dass alles, was ich sage, ein Witz oder lustig ist", erzählt die Komikerin. "Wenn ich als Cindy zwischendurch an irgendeiner Stelle auch mal etwas ernsthaftes sagen wollte, meinte immer jeder, das auch lustig zu finden." Das sei jetzt nicht mehr der Fall. "Und wenn überhaupt, dann umgekehrt", sagt Ilka Bessin lachend.

Dass sie jetzt ernsteres Fernsehen macht als noch vor ein paar Jahren, als sie neben Oliver Pocher die wenig erfolgreiche erste Staffel von "Promi Big Brother" moderierte oder eine eigene Show namens "Schwarz Rot Pink" hatte, war jedoch nicht der Grund, sich von Cindy zu trennen. "Die Formate, die ich heute machen darf, spielten bei der Entscheidung keinerlei Rolle, auch wenn ich den Wunsch hatte, auch mal etwas anderes außer Comedy zu probieren."

Und so hat man den Eindruck, ihre Kunstfigur fehle ihr auch zwei Jahre nach dem Abschied nicht. "Die Entscheidung, mit Cindy aufzuhören, habe ich getroffen, weil ihre Geschichte aus meiner Sicht zu Ende erzählt war", betont Bessin gegenüber DWDL.de. "Ich durfte als 'Cindy aus Marzahn' über zehn Jahre so ziemlich überall auftreten und habe die Zeit sehr genossen. Genauso wichtig ist es dann aber, eigenständig den Moment zu finden, mit dem Ganzen aufzuhören. Das ist mir, in meiner Wahrnehmung, gelungen."

RTL zeigt "Zahltag! Ein Koffer voller Chancen" dienstags um 20:15 Uhr, "Armes Reiches Deutschland" folgt um 22:15 Uhr.