Dass die aktuelle Erhebung der TV-Einschaltquoten regelmäßig an ihre Grenzen kommt, lässt sich immer wieder im Pay-TV beobachten. Weil das Panel relativ klein ist, sorgen dort schon wenige Menschen vor den Quotenboxen für gute bzw. schlechte Werte. Bei Sky weiß man das schon lange und hat seit einiger Zeit ein eigenes Panel installiert, das ebenfalls Daten erhebt. 2017 musste die AGF sogar einen groben Messfehler einräumen: Man hatte die Sky-Reichweiten im Jahr zuvor viel zu niedrig ausgewiesen. Letzteres ist inzwischen zwar behoben, doch viele Pay-TV-Vertreter beklagen sich noch immer über die unzulängliche Abbildung ihrer Zuschauer in den offiziell gemessenen AGF-Quoten.


Um den Stellenwert des Pay-TV in Deutschland zu untermauern, hat der Privatsenderverband Vaunet (ehemals VPRT) wieder seine alljährliche Marktanalyse veröffentlicht. Diese bescheinigt sowohl dem deutschen als auch dem gesamten deutschsprachigen Markt Wachstum. Zwar steigt die Zahl der Pay-TV-Sender seit 2015 alles in allem nicht mehr weiter, dafür klettern aber die Umsätze in immer neue Höhen. Von 1,9 Milliarden Euro im Jahr 2012 bis auf 3,1 Milliarden im vergangenen Jahr. Mit einberechnet sind hier neben den klassischen Sendern auch die Umsätze von VoD-Plattformen wie Netflix, Amazon Channels, Maxdome, 7TV und TV Now. Für das aktuelle Jahr erwartet der Vaunet einen weiteren Anstieg der Umsätze, bis auf 3,3 Milliarden Euro soll es hinaufgehen.

Pay-TV-Umsätze

Weil Netflix und andere US-Anbieter ihre Umsätze in den einzelnen Ländern der Welt nicht getrennt ausweisen, kann allerdings auch der Verband Vaunet hier nur auf Schätzwerte verweisen. Die Daten basieren laut Vaunet auf Expertenbefragungen, eigenen Erhebungen und Hochrechnungen sowie auf der Auswertung von Sekundärquellen. Die Hochrechnungen für das laufende Jahr wurden auf Basis eigener Recherchen getätigt oder durch Expertenbefragungen validiert oder im Zweifel schlicht geschätzt. Eine Gewisse Unsicherheit bleibt also.

Größter Umsatztreiber ist laut der Marktanalyse derzeit nicht das klassische Pay-TV, sondern der Bereich SVoD. Hier lag der Umsatz 2015 noch bei rund 200 Millionen Euro, in diesem Jahr sollen es schon 600 Millionen Euro sein. Das klassische Pay-TV wird sich im gleichen Zeitraum von 2,1 Milliarden Euro auf voraussichtlich 2,4 Milliarden Euro steigern. SVoD wächst also nicht nur prozentual schneller als das klassische Geschäft, sondern auch in absoluten Zahlen.

Bei den Pay-TV-Abonnenten im gesamten deutschsprachigen Raum könnte in wenigen Jahren die Marke von zehn Millionen fallen. In diesem Jahr werden es voraussichtlich 9,0 Millionen sein, 8,0 Millionen davon alleine in Deutschland. Auch hier ist das Wachstum der vergangenen Jahre beachtlich: 2012 gab es in Deutschland nur 6,0 Millionen Abonnenten von Bezahlsendern. Pro Monat erreichten die Pay-TV-Programme in Deutschland 2017 im Schnitt rund 16,2 Millionen Zuschauer, das waren etwa drei Millionen mehr als im Jahr zuvor. Im ersten Halbjahr 2018 ist dieser Wert bereits auf 16,6 Millionen angestiegen - trotz Fußball-WM und Olympischer Winterspiele.

Pay-TV-Abonnenten 2018

Trotz aller Ungenauigkeiten bei den offiziell erhobenen TV-Quoten lohnt sich auch hier ein detaillierter Blick auf die Pay-TV-Sender, denn auch hier ist das Wachstum sichtbar. Der durchschnittliche Marktanteil der AGF-lizenzierten Pay-TV-Programme lag im vergangenen Jahr bei 3,3 Prozent im Gesamtpublikum. Ein Jahr zuvor waren es noch 2,6 Prozent. Auch bei den 14- bis 49-Jährigen ging es von 3,9 auf 4,9 Prozent hinauf. Die erfolgreichsten Bezahlsender sind dabei unter anderem Sky Bundesliga, 13th Street, Fox, Syfy, Sky Krimi, TNT Serie, RTL Crime und Romance TV.

Auf der zweiten Seite lesen Sie die Statements von einigen Vertretern der Pay-TV-Branche.