Während auch bei der UFA-Gruppe alle klassischen Fiction-Produktionen pausieren und nicht gedreht werden können, sieht das bei den von UFA Serial Drama produzierten Soaps etwas anders aus. Hier kündigte RTL zuletzt an, die Produktion nach einer Unterbrechung wieder anlaufen zu lassen (DWDL.de berichtete). Wegen der Dreharbeiten im Studio könne man die Produktion von "GZSZ" und "Unter Uns" wieder aufnehmen, sagt Joachim Kosack (Foto rechts), Geschäftsführer der UFA und von UFA Serial Drama. Man werde natürlich alle Hygienemaßnahmen und Vorschriften einhalten. Grundsätzlich entscheide man bei der UFA aber Projekt für Projekt, wie man verfahre. Das macht Sinn, hat man ja auch viele Unterhaltungsprogramme im Portfolio, "DSDS" etwa wird voraussichtlich am Samstag sein Finale feiern. "Da die derzeitigen behördlichen Vorgaben in den einzelnen Bundesländern nicht einheitlich sind und sich damit die Bedingungen für die Produktion je nach Produktionsort unterscheiden, ist auch hier für jede Produktion die Vorgehensweise individuell zu bewerten und zu entscheiden. Die meisten wollen arbeiten, aber niemand nimmt die Situation leicht", so Kosack. 

Florian Falkenstein, Janus TV© Janus TV
Produktionsfirmen, die in diesen Zeiten nicht auf Fiction setzen, müssen zwar ebenfalls mit Auswirkungen durch die Corona-Maßnahmen leben, sie trifft die ganze Krise aber oft nicht ganz so hart. Florian Falkenstein (Foto links), Geschäftsführer bei Janus TV, erklärt, man setze alles daran, dass man tägliche Sendungen wie "Abenteuer Leben" und "Achtung Kontrolle" auch weiterhin mit frischen Beiträgen bespielen könne. Das erstgenannte Format wird inzwischen von Moderatorin Fine Kalze von zu Hause aus präsentiert. "Alle anderen Programmvorhaben liegen auf Eis, bis sich die Situation wieder etwas normalisiert hat", räumt aber auch Falkenstein ein. Bei Janus TV müsse man noch nicht auf staatliche Hilfen zurückgreifen, sagt Falkenstein. Für das Unternehmen sei es vor allem wichtig, "sich Behörden und Institutionen wie Krankenhäuser der Berichterstattung öffnen". Drehgenehmigungen, "selbstverständlich unter Beachtung aller Sicherheits- und Hygienevorgaben", und Kooperationsbereitschaft für Dreharbeiten seien das Rückgrat des wirtschaftlichen Überlebens von Janus TV.

"Für die Produzenten ist es in letzter Konsequenz existenzbedrohend."
Andreas Zaik, Geschäftsführer von i&u TV

Jobst Benthues© Redseven Entertainment
Andere Produktionsfirmen erhalten in diesen Zeiten sogar unerwartet neue Aufträge von den Sendern. Constantin Entertainment etwa setzte für Sat.1 "Die Comedy-Konferenz" mit Hugo Egon Balder und Ruth Moschner um. Geschäftsführer Onno Müller sagt, die Sender würden Verschiebungskosten übernehmen oder sich zumindest daran beteiligen. "Das größte Problem ist die Unsicherheit bei noch nicht beauftragten Entertainment-Projekten." RedSeven Entertainment profitiert derweil von der Tatsache, zu einem großen Konzern zu gehören. Das bringt nicht nur finanziell eine gewisse Sicherheit, auch die Produktionen kommen schneller an den Mann bzw. die Sender. RedSeven hat bereits ein großes Corona-Info-Primetime-Special für ProSieben produziert, auch das "Wohnzimmer-Festival" stammte von der Produktionsfirma. Seit Anfang der Woche setzt man zudem die tägliche Vorabend-Kochshow "Wir kochen zusammen! Zuhause beim Spitzenkoch" für Kabel Eins um. "Wir sind mit all unseren Auftraggebern im engen Austausch und versuchen, gute Lösungen für alle Seiten zu verhandeln und Absagen zu vermeiden. Alle Projekte, die derzeit sinnvoll, nötig und nicht verschiebbar sind, setzen wir bis auf Weiteres fort – allerdings natürlich unter Einhaltung aller strengen Sicherheitsmaßnahmen, den sich täglich ändernden Auflagen und stehen dazu auch im steten und engen Austausch mit den Behörden", sagt Jobst Benthues (Foto rechts), Geschäftsführer RedSeven Entertainment. 

"Es gibt in der Krise auch zusätzlichen Programmbedarf, den wir helfen wollen zu decken", sagt auch Jens Afflerbach, Chief Executive Producer bei Story House Productions. So hat Story House unter anderem das tägliche "Corona Kochen" mit Nelson Müller für das ZDF umgesetzt. Die von Bund und Ländern angekündigten Maßnahmen prüfe man derzeit. "Wir versuchen, die Verluste auf allen Seiten so gering wie möglich zu halten und idealerweise mit neuen Projekten zu kompensieren", so Afflerbach. Auch i&u kann in diesen Zeiten viele Programme weiter zu produzieren, etwa "Stern TV" oder diverse Reportagen. Das Unternehmen setzte auch die inzwischen abgesetzte "Quarantäne-WG" für RTL um. Während man im Informationsbereich nach wie vor dreht, sind die Einschränkungen in der Unterhaltung größer. Hier stehen demnächst eigentlich einige Studioproduktionen an. "Dort entscheiden wir zusammen mit den Sendern wie es weitergeht. Wir arbeiten jedenfalls weiter, wenngleich der Großteil der Mitarbeiter vom Mobile Office aus", sagt Andreas Zaik, Geschäftsführer von i&u TV. 

Es gibt aber auch Positives...

Karsten Roeder© Talpa
Ähnlich wie in anderen Branchen sorgt die derzeitige Krise aber auch in der Medienbranche für ein Umdenken. Video-Konferenzen sind inzwischen schon Alltag und auch das Arbeiten im Home Office funktioniert bei vielen nach einer kurzen Anlaufphase recht unproblematisch. "Wir lernen gerade, wie man sich da miteinander verbindet und den Spirit erhält", sagt Karsten Roeder (Foto links), Geschäftsführer von Talpa Germany. "Es gibt auch eine neue Lust an neuen Fehlern, um schnell daraus zu lernen. Das macht auch Spaß. Und nirgends ist Zeit für Egos. Auch toll." Man kann der Krise also durchaus etwas Positives abgewinnen, wenngleich auch bei Talpa das Tagesgeschäft betroffen ist. "Unser gesamtes Geschäft, jedes Projekt, jeder Schnitt, jede Idee, stehen unter einem unbekannten Risikovorbehalt", sagt Roeder. Man entwerfe für die geplanten Produktionen nahezu täglich neue Szenarien, wie und wann man Aufzeichnungen ermöglichen könne. Aber auch Talpa hat kurzfristig einen neuen Auftrag erhalten und "Live aus der Forsterstraße" für Vox umgesetzt. "Die Zusammenarbeit mit den Sendern empfinde ich hier als sehr entscheidungsfreudig und risikobereit. Das zumindest haben wir uns ja auch manchmal gewünscht." Alle seien auch in diesen Zeiten schnell erreichbar und unkompliziert, lobt Roeder. "Über anfallende Mehrkosten wird sich rasch geeinigt, neue Ideen quasi per Handschlag vereinbart." Schwierig werde es aber dann, wenn man sich über sinkende Budgets und Veränderungen im Programm verständigen müsse. 

Die Stimmung in der Branche ist, trotz der aktuell akuten Krise, also noch vergleichsweise gut. Es herrschen aber Unklarheiten, wenn es um staatliche Hilfen oder brancheninterne Unterstützungsleistungen geht, viele von DWDL.de angefragten Produzenten honorieren jedoch die pragmatischen Ansätze sowie die gelebte Solidarität. Ein Liquiditätsengpass ist aber nicht nur eine abstrakte Vorstellung, sondern bei einigen Unternehmen eine reale Gefahr. Die Solidaritäts-Welle bleibe der Branche in den kommenden Monaten hoffentlich erhalten, sagt UFA-Geschäftsführer Joachim Kosack. "Die wichtigste Aufgabe der Zukunft wird sein, ob und welchen Weg Sender und Produktionsfirmen gemeinsam finden. Probleme haben beide Seiten", ergänzt Andreas Zaik von i&u, der aber auch einen Unterschied erkennt. "Für die Produzenten ist es in letzter Konsequenz existenzbedrohend." Dass die Worte von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, niemand würde wegen Corona seinen Job verlieren, nur Schall und Rauch sind, ist längst klar. Die Medienbranche tut aber Vieles dafür, um die Schäden so gut es geht einzudämmen.