ARD/ZDF schon morgens große Gewinner, RTL der klare Verlierer

Dass viele auf der Suche nach aktuellen Informationen am liebsten auf die Öffentlich-Rechtlichen zurückgriffen, zeigte sich auch schon am Morgen, wo das abwechselnd von ARD und ZDF produzierte "Morgenmagazin" seine Reichweite um ein Viertel im Vergleich zur Prä-Corona-Zeit ausbaute, bei den 14- bis 49-Jährigen sogar um fast ein Drittel.

Damit zog das "Moma" auch in der jüngeren Altersgruppe morgens am "Frühstücksfernsehen" vorbei (wobei die Sendungen aufgrund unterschiedlicher Längen nicht komplett vergleichbar sind) - aber ohne dem Sat.1-Format zu schaden. Im Gegenteil stieg die Reichweite alles in allem sogar noch leicht an. Gelohnt hat sich zudem der Ausbau um eine Stunde, die sich aus Quotensicht zwischen 10 und 11 wacker schlug (die aber als separate Sendung ausgewiesen wird und in diesen Zahlen nicht enthalten ist). Deutlich schwerer tat sich hingegen RTL, das im Gegensatz zur Konkurrenz an Reichweite und noch deutlicher an Marktanteilen verlor. In der Zielgruppe 14-49 rutschte "Guten Morgen Deutschland" in der Corona-Zeit sogar auf einen einstelligen Marktanteil zurück.

  Gesamtpublikum 14-49-Jährige
  Reichweite Marktanteil Reichweite Marktanteil
ARD/ZDF Morgenmagazin  + 25 % + 13 %
 + 31 % + 20 %
Sat.1 Frühstücksfernsehen  + 9 % ± 0  ± 0 - 5 %
Guten Morgen Deutschland  - 3 % - 9 %  - 15 % - 13 %

Veränderungen Corona-Zeit (ab 16.3.) im Vergleich zur Prä-Corona-Zeit (1.1.-15.3.)

Auch "Live nach Neun" großer Gewinner in der Krise

Bewegt man seinen Blick vom frühen Morgen auf den Vormittag, findet man einen großen Gewinner der letzten Wochen im Programm des Ersten: Das in seiner Anfangszeit so chronisch erfolglose "Live nach Neun" hat sich dort in den letzten Wochen richtig gemausert, insbesondere beim jüngeren Publikum. Bei den 14- bis 49-Jährigen hat man inzwischen den Platzhirsch "Volle Kanne" überholt. Im Vergleich zur Prä-Corona-Zeit hat sich die Reichweite in der Altersgruppe 14-49 von "Live nach Neun" glatt verdoppelt, während "Volle Kanne" nur um 14 Prozent zulegte. Auch insgesamt legte "Live nach Neun" stärker zu, auch wenn der Marktführer hier weiterhin ganz klar das ZDF bleibt.

Beim Mittagsmagazin machen ARD und ZDF bekanntlich wieder gemeinsame Sache - und hier hat man ebenfalls deutlich steigende Quoten insbesondere beim jüngeren Publikum zu verzeichnen. "Punkt 12" bei RTL konnte seine Reichweiten nur in etwa halten, der Marktanteil ging sogar leicht zurück.

  Gesamtpublikum 14-49-Jährige
  Reichweite Marktanteil Reichweite Marktanteil
Live nach Neun
 + 41 % + 17 %
 + 100 % + 90 %
Volle Kanne
 + 13 % - 5 %
+ 14 %
 ± 0
ARD/ZDF Mittagsmagazin
+ 14 %
+ 7 %  + 64 % + 42 %
Punkt 12 + 7 % - 4 %  ± 0 - 12 %

Veränderungen Corona-Zeit (ab 16.3.) im Vergleich zur Prä-Corona-Zeit (1.1.-15.3.)

RTL-Soaps büßen deutlich Marktanteil ein - trotz stabiler Reichweiten

Wer in den vergangenen Wochen die Quotenentwicklung der RTL-Soaps verfolgt hat, der könnte auf den Gedanken kommen, dass die Deutschen etwas die Lust an den seifigen Geschichten verloren hatten. Tatsächlich fiel der durchschnittliche Zielgruppen-Marktanteil von "GZSZ" von 18,3 Prozent vor der Krise auf 15,6 Prozent während der Corona-Zeit. Bei "Alles was zählt" ging's von 14,2 auf 12,5 Prozent runter. Doch bei näherem Hinsehen zeigt sich: Es ist gar nicht so, dass die Soaps an Zuspruch verloren haben, die Reichweiten blieben in etwa stabil.

Allerdings fiel die TV-Nutzung während ihrer Sendezeit sonst erheblich höher aus - sie mussten schließlich teils gegen "heute" bzw. die "ZDFspezial"-Sendungen und die "Tagesschau" ran, die eben deutlich mehr Zuschauer als sonst vor dem Fernseher versammelten. Dadurch fiel im Umkehrschluss der Marktanteil von "GZSZ" und "AWZ". Besser lief's bei "Galileo" von ProSieben: Dort konnten mangels Alternativen zusätzlich vor dem Fernseher sitzende Zuschauer besser reinschalten als bei einer langlaufenden Soap, was für steigende Reichweiten und damit immerhin stabile Marktanteile sorgte.

Die zwischenzeitliche Schwäche der RTLzwei-Soaps hatte hingegen nichts mit Corona zu tun. Dort war der Marktanteil schon vorher schwach und steigt in den letzten Wochen nun wieder an. Die ARD-Telenovelas am Nachmittag gewannen übrigens sogar ein paar ältere Zuschauer hinzu. Dort gab's allerdings wirklich durchaus messbare Rückgänge beim jüngeren Publikum. Die "Küchenschlacht" im ZDF hingegen hielt sich beim jüngeren Publikum besser als vor der Krise, bei "Bares für Rares" war kaum Bewegung drin.

  Gesamtpublikum 14-49-Jährige
  Reichweite Marktanteil Reichweite Marktanteil
Gute Zeiten, Schlechte Zeiten
+ 2 % - 7 %
- 3 % - 15 %
Alles was zählt
- 1 % - 6 %
- 8 %
 - 12 %
Unter uns
- 1 %
+ 6 %  - 11 % - 10 %
Galileo + 6 % ± 0  + 7 %
- 1 %
Köln 50667 - 2 % - 5 % + 3 % + 3 %
Berlin - Tag & Nacht + 12 % + 5 % + 18 % + 9 %
Rote Rosen + 7 % + 4 % - 8 % - 19 %
Sturm der Liebe + 5 % + 5 % - 9 % - 13 %
Die Küchenschlacht + 8 % + 6 % + 20 % + 8 %
Bares für Rares + 2 % + 2 % ± 0 - 7 %

Veränderungen Corona-Zeit (ab 16.3.) im Vergleich zur Prä-Corona-Zeit (1.1.-15.3.)

ProSieben-Sitcoms mit ungewohnten Schwächen

Man könnte meinen, dass die Leute in der Corona-Zeit ein bisschen Zerstreuung durch einfache Lacher bei alten Sitcoms suchen wurden - doch denkste: Die Sitcom-Schiene am ProSieben-Nachmittag hat im Gegenteil sogar mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen. "2 Broke Girls" und "Two and a half Men" liegen beide nach Marktanteil über 20 Prozent unter dem Prä-Corona-Wert, auch "Mom" läuft deutlich schlechter. Erst mit "The Big Bang Theory" verlässt ProSieben in der Regel das Quotental am Nachmittag, ehe "taff" sogar besser performte als vor der Corona-Zeit.

Sat.1 kam mit seinen Blaulicht-Formaten tagsüber hingegen recht gut durch die Corona-Zeit, die Marktanteile lagen hier sogar leicht über den Werten von Anfang des Jahres - während die neuen RTL-Daytime-Formate unter den Prä-Corona-Werten lagen. Hier könnte sich aber auch einfach der Effekt zeigen, dass bei den langlaufenden Sat.1-Formaten Wiederholungen aufgrund des großen Fundus eben nicht so schnell auffallen wie bei RTL, wo man wegen der Produktionspausen etwa bei "Kitsch oder Kasse" schon jetzt auf Reruns, die erst wenige Wochen alt sind, zurückgreifen muss.

  Gesamtpublikum 14-49-Jährige
  Reichweite Marktanteil Reichweite Marktanteil
2 Broke Girls
+ 4 % - 9 %
- 6 % - 21 %
Two and a half Men
- 7 % - 14 %
- 11 %
 - 20 %
The Big Bang Theory
± 0 + 5 % ± 0 - 5 %
taff + 3 % + 7 %
 + 4 %
+ 2 %
Auf Streife
± 0 - 2 % + 8 % + 3 %
Auf Streife - Die Spezialisten
- 1 %
- 1 % + 12 % + 6 %
Klinik am Südring
- 6 % - 1 % ± 0 + 1 %
Kitsch oder Kasse
- 1 % ± 0 - 8 %
- 12 %
Marco Schreyl
- 12 % - 11 % - 9 % - 15 %

Veränderungen Corona-Zeit (ab 16.3.) im Vergleich zur Prä-Corona-Zeit (1.1.-15.3.)

Die "heute-show" so stark wie nie

Einen ganz großen Gewinner der Corona-Zeit wollen wir hier zum Ende nicht verschweigen: Die "heute-show", die in den Corona-Wochen im Schnitt am Freitagabend über fünf Millionen Zuschauer unterhielt und damit neue Rekorde aufstellte. Die Reichweite beim Gesamtpublikum legte nochmal um 20, bei den 14- bis 49-Jährigen sogar um über 40 Prozent zu - auf einem ohnehin schon sehr hohen Niveau. Bei der ARD konnte man Ahnliches schon deswegen nicht beobachten, weil es eben keinen dauerhaft festen Sendeplatz etwa für "extra 3" im Ersten gibt.

  Gesamtpublikum 14-49-Jährige
  Reichweite Marktanteil Reichweite Marktanteil
heute-show
 + 20 % + 11 %
 + 42 % + 21 %

Veränderungen Corona-Zeit (ab 16.3.) im Vergleich zur Prä-Corona-Zeit (1.1.-15.3.)