Seit mehr als einem halben Jahr hat die Corona-Krise die Welt im Griff. Logisch, dass angesichts vieler offener Fragen und weitreichender Entscheidungen das Informationsbedürfnis insbesondere in den ersten Wochen riesig war. Quoten-Rekorde bei Nachrichtensendungen und Nachrichtensendern standen auf der Tagesordnung - und auch heute noch liegen Reichweiten und Marktanteile oft deutlich über den Normalwerten aus früheren Zeiten.

Die große Nachfrage nach Information hat beim Nachrichtensender Welt mittlerweile zu einem Umdenken geführt. Denn was selbstverständlich klingt - dass ein Nachrichtenkanal auf Nachrichten setzt -, war in der Vergangenheit alles andere als selbstverständlich. Weil mit Dokumentationen und Reportagen in den Nachmittags- und Abendstunden vermeintlich bessere Quoten zu holen waren, rückte das eigentliche Kerngeschäft abseits des Vormittags zunehmend in den Hintergrund, auch wenn in Berlin eine vollbesetzte Redaktion arbeitete. Das Versprechen, rund um die Uhr Nachrichten zu zeigen, wie es der frühere Name N24 suggerierte, blieb dadurch nicht selten ein leeres.

Doch inzwischen ist das zumindest tagsüber anders. Konkret wurde die Nachrichtenschiene bei Welt mit Beginn der Corona-Krise um mehr als fünf Stunden erweitert. Gesendet wird seit März bis 18:30 Uhr, nicht selten sogar länger. Und das soll auch so bleiben: Wie DWDL.de erfahren hat, will Welt seine verlängerte Informationsschiene bis weit ins kommende Jahr hinein beibehalten - auch, weil die Quoten zeigen, dass die Lust des Publikums auf News größer ist als die Lust auf Dokumentationen.

Deutliches Quoten-Plus bei Frauen 

Die Bilanz liest sich durchaus beeindruckend: Im zurückliegenden halben Jahr ging mit der Umstellung des Programmschemas nach Angaben des Senders ein beachtliches Marktanteilswachstum von 112 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen einher, im Zeitraum zwischen 6 und 18:30 Uhr betrug das Plus immerhin 74 Prozent. Bei den Frauen zwischen 30 und 49 habe sich der Marktanteil während der Live-Strecke gar verdreifacht, freut man sich in Berlin. Ein Erfolg, der offenbar auch von den Werbekunden honoriert wird. Welt, so ist zu hören, ist vergleichsweise glimpflich durch die harten Monate gekommen. 

Kristina Faßler © Welt Sendersprecherin Kristina Faßler
"Live-Berichterstattung ist nicht nur wegen Corona offensichtlich und nicht überraschend Must-See-TV", sagt Sendersprecherin Kristina Faßler zu DWDL.de. "Wer verstehen möchte, was passiert, ist dort bestens aufgehoben, wo aktuell berichtet und eingeordnet wird, Experten erklären und an der Vidiwall Zahlen verständlicher werden." Das sei die Grundlage für eigene Entscheidungen, aber auch für Gespräche im Freundeskreis, in der Familie oder im Kollegium.

Nicht zuletzt sei es aber auch "im besten Sinne frisches Programm in Top-Qualität", so Faßler. "Wir haben uns deshalb entschieden, diese Programmierung bis mindestens zum Sommer 2021 beizubehalten." Tatsächlich bieten die Nachrichtensender mit ihrer Nonstop-Berichterstattung am Tag eine Alternative zum Programm der großen Sender, die vor allem auf leichte Kost setzen. Neben Welt hat letztlich auch ntv seine Marktanteile in den zurückliegenden Monaten auf erhöhtem Niveau halten können.

Auch N24 Doku kann zulegen

Für Welt zahlt es sich zudem jetzt aus, dass man seit ziemlich genau vier Jahren den Ableger N24 Doku verbreitet, der ursprünglich als Timeshift-Sender angelegt war und ab den frühen Nachmittagsstunden die Welt-Dokumentationen um eine Stunde zeitversetzt ausstrahlen sollte. Weil Welt inzwischen jedoch mehr Nachrichten zeigt, wird das Programm von N24 Doku exklusiver. Dadurch ist es möglich, beide Zielgruppen anzusprechen - jene, die Nachrichten sehen wollen, und jene, denen der Kopf eher nach Dokumentationen steht. 

Daher steigen auch bei N24 Doku die Quoten. Unterm Strich gelang es dem Sender, in allen Slots zwischen 13 und 1 Uhr den Marktanteil im Vergleich zum Vorjahr auszubauen. Zusammen bringen es beide Kanäle in diesem Jahr auf einen Marktanteil von 1,6 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen, was einem Plus von rund 25 Prozent im Vergleich zu 2019 entspricht - die Welt-Gruppe befindet sich damit auf Rekordkurs. Keine schlechten Voraussetzungen für den neuen Senderchef Frank Hoffmann, der seinen Job als Nachfolger von Torsten Rossmann inzwischen auf leisen Pfoten angetreten hat.