Wer sich freitagabends durch die Dritten Programme schaltet, wird in aller Regel auf ein Genre stoßen: Die Talkshow. Mit "3nach9" und der "NDR Talk Show" sind dort die beiden ältestens noch laufenden Shows dieser Art zu finden, aber auch der "Kölner Treff" bringt reichlich Tradition mit. Und selbst das "Riverboat" schippert nun schon seit fast drei Jahrzehnten - wobei der MDR das Schiff längst hinter sich gelassen hat und längst dazu übergegangen ist, die Talkshow aus einem klassischen Studio in Leipzig zu senden.

Von diesem Freitag an ist Leipzig allerdings nicht mehr der alleinige Standort der Sendung, denn neuerdings gibt es auch das "Riverboat Berlin", bei dem die längjährige Moderatorin Kim Fisher vom Bestseller-Autor Sebastian Fitzek unterstützt wird. Dass es das "Riverboat" in die Hauptstadt zieht, liegt nicht zuletzt am RBB, das sich die Produktion ab sofort mit dem MDR teilt - in der Hoffnung, auf diese Weise ebenfalls einen ebenso schlagkräftigen wie erfolgreichen Freitagabend-Talk ins Programm nehmen zu können. Im Gegenzug beendete der Sender gerade erst den Versuch, mit der "Abendshow" ein satirisches Programm am späten Abend zu etablieren.

Torsten Amarell © RBB/Gundula Krause Torsten Amarell
Zurückzuführen ist die Talk-Idee vor allem auf Torsten Amarell, der vor ziemlich genau einem Jahr vom MDR zum RBB wechselte - und bis dato als Vize-Unterhaltungschef nicht zuletzt für das "Riverboat" verantwortlich zeichnete. Das etablierte "Riverboat" nach Berlin zu transferieren, erschien ihm offenkundig erfolgversprechender als eine Überarbeitung von "Hier spricht Berlin", jener ähnlich ausgerichteten Talkshow, die der RBB zeitweise fürs Erste beisteuerte.

"Ich bin der Überzeugung, dass nicht jedes Dritte Programm eine eigene Freitagabend-Talkshow braucht, sondern dass man da, wo es lohnt, Kooperationen in der ARD eingehen kann", sagt Amarell im Gespräch mit DWDL.de. "Dass nun RBB und MDR mit der starken Talk-Marke 'Riverboat' gemeinsam gehen, ist nach meiner Überzeugung nicht nur medienpolitisch klug, sondern vor allem im Interesse der Zuschauerinnen und Zuschauer in Berlin, Brandenburg aber auch in Thüringen und Sachsen sowie Sachsen-Anhalt."

 

 "Das ist für mich eine klassische Win-Win-Situation."
Torsten Amarell

 

Das hat auch finanzielle Vorteile. "Zwei Häuser, in unserem Fall RBB und MDR, werfen ihre geballte Kompetenz in einen Topf, gründen eine gemeinsame Redaktion für den Talk und teilen sich die Kosten brüderlich oder schwesterlich, wie Sie wollen", so Amarell. "Das ist für mich eine klassische Win-Win-Situation." Verbindendes Element soll das Moderations-Duo sein. Mit Kim Fisher und Sebastian Fitzek habe man zwei Gastgeber, "die auf ganz charmante Art Ost und West verbinden und zudem für das moderne Berlin stehen". Positiver Nebeneffekt: Jörg Kachelmann, der ohnehin kürzertreten wollte, kann sich ganz auf die Leipziger Ausgaben konzentrieren.

Doch wie soll sich der Standort Berlin im "Riverboat" konkret bemerkbar machen? "'Riverboat' hat ja eine ganz besondere Gäste-Mischung aus Prominenz und liebenswürdigen und positiven Geschichten von Menschen aus dem Sendegebiet des MDR - bisher", sagt Torsten Amarell. "'Riverboat Berlin' ist die Zwillingsschwester aus der Hauptstadt, vielleicht etwas diverser, etwas urbaner - aber 'Riverboat' bleibt die starke Talkshow aus dem Osten mit bundesweiter Strahlkraft." Brandenburg und insbesondere die Haupstadt sollen den Gäste-Mix nun mit eigenen Geschichten bereichern - "ohne dass wir dabei unseren Fokus verlieren", so der neue Leiter der sogenannten RBB-Contentbox "Gesellschaft", der in der Vergangenheit auch schon das NDR-Magazin "Das!" leitete und sich in diesen Wochen anschickt, dem RBB auch noch einen neuen Vorabend-Talk zu stricken (DWDL.de berichtete).

Über das "Riverboat" sagt Amarell: "Wir wollen hier in Berlin nicht nur den Glamour und die Weltläufigkeit der Metropole zeigen, sondern auch die besonders liebenswürdigen Alltags-Geschichten. In unserer ersten Sendung aus Berlin haben wir zum Beispiel nicht nur Nilam Farooq, Katarina Witt und Mario Barth zu Gast, sondern eben auch Annett Schwär, eine Frau aus dem Elbe-Elster-Kreis, die seit 30 Jahren mit einem mobilen Verkaufswagen durch die Dörfer im Süden Brandenburgs fährt und ihre ältere Kundschaft versorgt  - wie in unserer erfolgreichen ARD Serie 'Tina mobil' - mit ganz vielen herzerwärmenden Anekdoten aus dem Leben."

Als Konkurrenz zu den Talks anderer Dritter Programme will Amarell die Expansion des "Riverboats" indes nicht verstanden wissen. "Ob nun 'Nachtcafé', 'NDR Talk Show' oder 'Kölner Treff' - jede Talkshow hat ihre ganz eigene Ausrichtung und Berechtigung", meint Torsten Amarell. "Wir haben da keinen kompetitiven Ansatz unter den Dritten Programmen, wenngleich mich die starke Reichweite von 'Riverboat' generell natürlich freut." Sein Versprechen: "'Riverboat' wird immer die große Marke für den Osten bleiben, das ist unser Markenkern – egal ob wir aus der Masurenallee in Charlottenburg senden oder aus der Leipziger Südvorstadt. Was zählt, ist, dass wir für unsere Zuschauerinnen und Zuschauer in Brandenburg und Berlin am Freitagabend zu einem verlässlichen, unterhaltsamen und fröhlichen Freund werden."

"Riverboat", freitags um 22:00 Uhr im MDR Fernsehen und RBB Fernsehen

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