25 Jahre Kika © Kika
Wer durch Erfurt läuft, stößt seit einiger Zeit auf bekannte Figuren des Kinderkanals stoßen, etwa Bernd das Brot oder das blaue "Kikaninchen". Kein Wunder, der öffentlich-rechtliche Kindersender ist mit der Landeshauptstadts Thüringens eng verbunden - und zwar seit nunmehr einem Vierteljahrhundert. Selbstverständlich ist das nicht. Die Begeisterung in westdeutschen Redaktionsräumen habe sich anfangs "in Grenzen gehalten, räumte ZDF-Intendant Thomas Bellut am Donnerstag bei einer digitalen Pressekonferenz angesichts des Jubiläums ein. Und doch sei der Sender selbst "von Anfang an total unumstritten" gewesen.

Längst ist der Kika, wie der Spartenkanal schon immer genannt wurde und seit Mai 2000 auch ganz offiziell heißt, fest etabliert. Dabei hilft, dass er auch bei den Eltern großes Vertrauen genießt - eine wichtige Grundvoraussetzung für den Erfolg bei den Kids. Legt man die Kika-Sendezeit zugrunde, dann lag der Kika 2021 mit einem Marktanteil von 16,4 Prozent zum dritten Mal in Folge in seiner Kernzielgruppe, den 3- bis 13-Jährigen, vor der privaten Konkurrenz. Selbst bei den sogenannten Pre-Teens, also den 10- bis 13-Jährigen, bei denen der Kika nicht unbedingt als cool gilt, war zuletzt ein zweistelliger Marktanteil drin - womit sich der Kika noch vor ProSieben platzierte, wie Kika-Chefin Astrid Plenk nicht ganz ohne Stolz erwähnte.

Doch es hätte auch anders kommen können. Das so wichtige Vertrauen geriet in Gefahr, als Ende 2010 Vorwürfe gegen einen Herstellungsleiter bekannt wurde, der über Jahre hinweg erfundene Dienstleistungen habe bezahlen lassen. Ein Millionenschaden entstand, an dem der Kika bis heute zu knabbern hat. "Der Fall hat uns alle damals tief betroffen gemacht", sagte MDR-Intendantin Karola Wille, deren Haus beim Kika die Federfehrung hat, im Rückblick auf den Skandal, in Folge dessen man "die notwendigen Konsequenzen" gezogen habe. Der befürchtete Vertrauensschaden sei nicht eingetreten, "zum Glück", so Wille.

Astrid Plenk © Kika/Carlo Bansini Astrid Plenk
Und wirkt der Skandal, der den Sender viele Jahres beschäftigte, zum Auftakt ins Jubiläumsjahr an diesem Donnerstag eher wie eine Randnotiz. Zumal es heute nicht an neuen Herausforderungen ebenso wenig mangelt wie an Konkurrenz, die längst nicht mehr nur im Fernsehen lauert. "Lineares stärken, Digitales weiterentwickeln" ist daher das Credo, das Senderchefin Astrid Plenk ausgibt. Erst im vorigen Jahr wurde das "Kikaninchen"-Angebot für die Jüngsten überarbeitet, für das zweite Halbjahr hat sich der Sender nun eine Überarbeitung der Mediathek vorgenommen.

Klar ist: In der digitalen Welt muss sich der Kika gegen mehr Konkurrenz behaupten denn je. Dass dies gelingen kann, zeigen die jüngsten Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage, auf die der Sender stolz verweist. Demnach belegen die Online-Angebote des Kika unter den 6- bis 13-Jährigen mit 28 Prozent den zweiten Platz hinter YouTube, aber noch vor TikTok und WhatApp.

Dass es noch einiges zu tun gibt, zeigt gleichzeitig jedoch der Blick in die Mediatheken von ARD und ZDF, in denen der Kika bislang nicht so recht vertreten ist. Vor diesem Hintergrund betonten Wille und Bellut am Donnerstag die Absicht, die Sichtbarkeit des Kinderkanals auch hier zu erhöhen. "Der Kika muss auf allen Plattformen zu finden sein, und zwar leicht", erklärte Bellut und seine MDR-Kollegin betonte, dass es der nächste Schritt sei, den "Kika Player" mit der ARD-Mediathek zu vernetzen. Ohnehin soll in Zukunft ein gemeinsames technologisches Netzwerk bei der Annäherung der Online-Angebote von ARD und ZDF helfen.

Neuer Podcast, bewährte Formate

Mit der sogenannten "Generation Alpha", also zwischen 2010 und 2015 geborenen Kindern, die die erste Generation sind, die selbstverständlich und täglich mit digitalen Medien umgeht, beschäftigt sich der Kika unterdessen neuerdings auch in einem Unternehmenspodcast. In 25 Episoden geht es um mögliche Ansätze und Visionen für die Zukunft von Kindern und Kindermedien. Zum Auftakt kommen Karola Wille, Thomas Bellut und Astrid Plenk zu Wort, im weiteren Verlauf des Jahres sollen auch der ehemalige Super-RTL-Geschäftsführer Claude Schmit, die Klimaaktivistin Luisa Neubauer und die Schauspielerin Maria Furtwängler zu Gast sein.

Um die junge Zielgruppe nicht aus dem Blick zu verlieren, hat der Kika angekündigt, ab Frühjahr auf einen sogenannten "Kinder-Redaktionsrat" setzen zu wollem. Interessierte Neun- bis Zwölfjährige können sich dafür bewerben, um gemeinsam mit Redakteurinnen und Redakteuren des Senders an Programm-Projekten mitzuwirken. Partizipation spielt auch im zweiten Halbjahr eine Rolle, wenn mit "Frag Kika" ein digitales Dialog- und Informationsangebot für interessierte Eltern, das sich Medienthemen widmen wird.

Und was passiert im Kika-Programm? Da setzt der Kinderkanal im neuen Jahr auf bewährte Erfolgsformate wie "Dein Song", "Die beste Klasse Deutschlands" oder den Dauerbrenner "Schloss Einstein", mit dem schon mehrere Generationen groß geworden sind. Daneben will der Sender den "Tigerenten Club" ausbauen, das "Kikanichen" dreidimensional werden lassen und sich in einer Sendung selbst unter die Lupe nehmen. Dazu kommen neue Animationsserien wie "Die Schlümpfe", "Pinocchio" und "Oh, du heilige Scheibe" sowie ein crossmediales Format über Jugendkriminalfälle und ein Lifestyle-Magazin für ältere Kinder.

Für eine Jubiläumssendung konnte sogar die legendäre Maus gewonnen werden. Die feierte im vorigen Jahr übrigens sogar schon ihren 50. Geburtstag und zählt noch heute im Kika zu den größten Hits. Das zeigt: Kinderfernsehen ist gewiss keine Frage des Alters.

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