Foto: HMRAm Dienstagmorgen wurde bekannt, dass in Großbritannien Michael Grade, derzeit noch Chef der öffentlich-rechtlichen BBC, zum Neuen Jahr als geschäftsführender Vorstandsvorsitzender zur privaten Sendergruppe ITV wechseln wird. Dort will er die Programmgestaltung mit Blick auf Werbeeinnahmen und Zuschauerzahlen verbessern.

Ein derart spektakulärer Personalwechsel an einer Senderspitze von öffetnlich-rechtlich zu privat wäre in Deutschland eher unwahrscheinlich, erklärt Christian Zabel (Bild) von der Kölner Medien-Beratungsfirma HMR International, gegenüber DWDL.de. "Die BBC agiert seit mehr als 50 Jahren in einem dualen System und hat dadurch eine größere, gewachsene Marktnähe, anders als die öffentlich-rechtlichen Anstalten in Deutschland", so Zabel.
 
 
Die Intendanten der öffentlich-rechtlichen Sender dächten dagegen weniger in Kategorien des wirtschaftlichen Wettbewerbs, sondern würden eher dafür gewählt, einen gesellschaftlichen Auftrag zu erfüllen. So zum Beispiel in Fragen ethischer Grundsätze der Berichterstattung und des Programmauftrages. Zudem sei vor allem ein System wie die ARD nicht vergleichbar mit der BBC, da es sich hierbei um einen Verbund von Anstalten ohne eine entsprechende Führungsposition handele, erklärt Zabel.

Gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland herrsche in der BBC außerdem eine stärkere Controlling-Tradition vor, wodurch der Sender einem stärkeren Rechtfertigungsdruck unterliege, als es in Deutschland der Fall sei, so Zabel. Dadurch und durch die harten digitale Konkurrenz ist das Handeln der BBC stärker an wettbewerblichen Kriterien orientiert, als hier zu Lande.