Rock am Ring und Rock im Park waren gerade vorbei, da legte die "Süddeutsche Zeitung" noch einmal den Finger in die Wunde. Der Frauenanteil im diesjährigen Lin-Upe beider Musikfestivals betrug gerade mal 4,8 Prozent - "und zwar wohlwollend gerechnet", wie die "SZ" anmerkte. Da kam das "DCKS Festival", dessen Namen sich an den Anfangsbuchstaben ihrer ARD-Show orientiert, also gerade recht. Dort, in der "Carolin Kebekus Show", hatte sie die Veranstaltung im vorigen Jahr erstmals angekündigt, damals noch unter dem wortspielenden Titel "Ring am Rock".

Auslöser war ihre ausführliche Beschäftigung mit Sexismus in der Musikindustrie, die Kebekus 2021 zum Thema ihrer Sendung machte. Dabei ging es auch um den geringen Anteil von Frauen auf den Bühnen diverser Musikfestivals - was sie schließlich dazu verleitete, es im Alleingang besser zu machen als die anderen. Gesagt, getan: Am Sonntag ging über acht Stunden hinweg im Kölner Tanzbrunnen ihr eigenes Festival über die Bühne, auf der ausschließlich Frauen das Mikrofon in der Hand hatten, darunter Lea, Mine und - von den tausenden Besucherinnen und Besuchern besonders bejubelt - die No Angels.

Aber auch Kebekus selbst trat freilich auf, erst zusammen mit ihrer Band, den Beer Bitches, bei einem fulminanten Opening, und später in mehreren Talks, die während der Umbaupausen stattfanden. Darin machte sie sich, zusammen mit anderen Mitstreiterinnen, für mehr Sichtbarkeit von Frauen in der Musikbranche stark. "Es ist an der Zeit, den Blickwinkel zu ändern", forderte die Komikerin im Gespräch mit den Moderatorinnen Jeannine Michaelsen und Aminata Belli.

DCKS Festival © DWDL Tausende kamen am Sonntag zum DCKS Festival an den Kölner Tanzbrunner.

Diskutiert wurde im Laufe des Tages auch mit der 1Live- und Cosmo-Chefin Schiwa Schlei, die darauf verwies, dass im Radioprogramm von Cosmo schon heute zu 50 Prozent Musik von Frauen gespielt werde. Das habe die Musik "noch mehr befruchtet", erklärte sie und betonte, auch bei 1Live den Anteil weiter ausbauen zu wollen. Helfen sollen dabei auch die Ausbildung von Musikredakteurinnen und diverser aufgestellte Teams. "Wir sind noch lange nicht am Ziel", räumte Schlei auf der Talk-Bühne ein.

"Erwartungen wurden total übertroffen"

Carolin Kebekus © WDR/Boris Breuer Carolin Kebekus
Am Tag nach dem Festival zeigte sich Carolin Kebekus, die selbst schon wieder mitten im Dreh für ihre ARD-Show steckt, sehr zufrieden mit dem Festival und dessen Wirkung. "Unsere Erwartungen wurden total übertroffen", sagte Kebekus zu DWDL.de. "Die Energie auf der Bühne und im Publikum war der Wahnsinn. Mir wurde in der ersten Sekunde auf der Bühne nochmal so bewusst, wie wichtig diese ganze Aktion war. Diese vielen jungen Mädchen im Publikum haben allein in den ersten fünf Minuten schon drei Schlagzeugerinnen nebeneinander gesehen. Genau das verändert alles!"

Ob das DCKS Festival vor diesem Hintergrund im kommenden Jahr in die zweite Runde starten wird, steht aber noch nicht fest. Gut möglich, dass sich der Fokus dann ein wenig verändern müsste - weniger Talks, in denen immer und immer wieder dieselbe Forderung wiederholt wird, dafür mehr Live-Musik. Denn spätestens seit diesem Sonntag sollte auch dem Letzten klar sein, dass female fronted Bands ein Musikfestival rocken können. Dafür brauchte es gar nicht viele Worte; die Auftritte sprachen für sich.

Die begleitende Dokumentation "Carolin Kebekus und das DCKS-Festival - Frauen auf die Main Stage!" ist ab dem 23. Juni in der ARD-Mediathek abrufbar. Im Fernsehen läuft der Film einen Tag später um 21:00 Uhr bei One sowie um 0:40 Uhr im Ersten, aber auch am 27. Juni um 23:30 Uhr im WDR Fernsehen.