Der Blick auf die Quoten vom Dienstag oder Mittwoch belegt es einmal mehr: Oft ist "RTL aktuell" die meistgesehene RTL-Sendung des Tages. Wenn es um Nachrichten geht, dann genießt der Privatsender somit nach wie vor großes Vertrauen beim Publikum. Dass die hohen Quoten keine Selbstverständlichkeit sind, zeigt jedoch der Blick auf andere News-Formate, die die Kölner im Programm haben. "RTL Direkt" etwa hat sich zwar stabilisiert, ist aber noch immer äußerst abhängig vom unmittelbaren Umfeld: Während im "Wer wird Millionär?"-Sandwich oft rund drei Millionen Menschen zusehen, blieben kürzlich nach dem "Bachelor" nicht mal eine Million dran, um sich von Jan Hofer auf den neuesten Nachrichtenstand bringen zu lassen.

Ganz anders ist die Ausgangslage in den Morgenstunden, wo der Vorlauf nicht so sehr entscheidend ist für den Erfolg. Doch hier haben sich über die Jahre mit dem "Morgenmagazin" von ARD und ZDF und dem "Sat.1-Frühstücksfernsehen" zwei Platzhirsche breitgemacht, an deren Position nur schwer zu rütteln ist. Etwas mehr als ein Jahr ist es nun her, dass sich RTL nach unzähligen Neupositionierungen von "Guten Morgen Deutschland" mit der Rückkehr der "Punkt"-Magazine abermals an einem Re-Start versuchte. Mit einem nahezu komplett ausgetauschten Team, einer veränderten Ausrichtung und dem neuen Studio sollte der jahrelange Quoten-Abwärtstrend endlich gestoppt werden.

Doch ist das gelungen? Die Bilanz fällt durchwachsen aus. Inhaltlich ist es dem RTL-Team um Magazin-Chef Martin Gradl gelungen, die Strecke von "Punkt 6" bis "Punkt 8" klarer zu strukturieren und sich besser abzugrenzen zwischen den Formaten der Konkurrenz. Ernst, aber nicht ganz so tiefgründig wie das "Morgenmagazin", und unterhaltend, aber nicht ganz so aufgedreht wie das "Frühstücksfernsehen" - hier scheint RTL offensichtlich seine Nische ausgemacht zu haben. Doch die Quoten sind auch nach dem ersten Quartal 2023 noch nicht auf dem Niveau, das man sich in Köln auf Dauer erhoffen dürfte, im Schnitt liegt die gesamte Strecke noch immer im einstelligen Marktanteils-Bereich.

Marktanteil-Langzeittrend: Punkt 6

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Quelle: DWDL.de-Recherche
dwdl.de/zahlenzentrale
ab 3 Jahren
14-49 Jahre

Die besten Quoten erzielt RTL bislang mit "Punkt 6", also direkt zu Beginn der dreistündigen Magazin-Strecke am Morgen. Auf etwas mehr als neun Prozent bringt es die Sendung im laufenden Jahr bei den 14- bis 49-Jährigen und erst am Mittwoch gab's mit durchschnittlich 330.000 Zuschauerinnen und Zuschauern einen Jahres-Bestwert. "Punkt 7" und "Punkt 8" liegen dagegen bei jeweils weniger als acht Prozent. Ein echter Aufwärtstrend ist aktuell nicht erkennbar, auch wenn sich auch hier immer mal wieder stärkere Werte unter die ansonsten mäßigen Zahlen mischen. So erzielte etwa "Punkt 8" vor wenigen Wochen über 13 Prozent Marktanteil. Nur einen Tag später hatte sich die Quote aber schon wieder mehr als halbiert und erst an diesem Dienstag markierte das Magazin mit nur 2,5 Prozent Marktanteil ein Jahrestief. Das plötzliche Quoten-Hoch war also allenfalls ein Strohfeuer, möglicherweise auch zurückzuführen auf die sehr überschaubaren Datenmenge, die der Quotenmessung in den Morgenstunden zugrundeliegt.

Martin Gradl © RTL / Marina Rosa Weigl Martin Gradl
Martin Gradl, jüngst neben Stephan Schmitter zum Co-Geschäftsführer bei RTL News aufgestiegen, gibt sich dennoch optimistisch. "Wir waren in der Vergangenheit über viele Jahre klarer Marktführer am Morgen und da wollen wir wieder hin", sagt er gegenüber DWDL.de. "Nach dem rückläufigen Trend in den vergangenen Jahren haben wir im Frühjahr 2022 mit 'Punkt 6', 'Punkt 7' und 'Punkt 8' den Reset-Knopf gedrückt und bereits eine Trendwende hinbekommen." So liege man im ersten Quartal 2023 in der Kernzielgruppe der 14- bis 59-Jährigen bei einem Marktanteil von 7,9 Prozent - immerhin 0,4 Prozentpunkte mehr als im Jahresschnitt 2022. "Auch inhaltlich bieten wir am Morgen wieder verlässliche Nachrichten, die besten Sportzusammenfassungen, alles Wichtige von den VIPs und Royals sowie jede Menge relevanten Service für unsere Zuschauerinnen und Zuschauer."

Das "Sat.1-Frühstücksfernsehen" einzuholen, dürfte dennoch kein leichtes Unterfangen werden. Zwar hat der morgendliche Marktführer bei den 14- bis 49-Jährigen zuletzt leicht verloren, trotzt mit im Schnitt fast 17 Prozent Marktanteil aber weiter der derzeitigen Schwäche von Sat.1 - und spielt schlicht in einer anderen Liga als die Konkurrenz aus Köln.