Wenn Hugo Egon Balder von dieser Woche an bei "Genial daneben" wieder seine skurrilen Fragen stellt, dann hat sich auf den ersten Blick nur wenig verändert. Seine langjährige Wegbegleiterin Hella von Sinnen ist ebenso Teil des Rateteams wie Wigald Boning - und auch Michael Mittermeier, Guido Cantz und Simon Pearce gehören gewissermaßen zum Inventar der Comedyshow, die, man mag es kaum glauben, vor 20 Jahren ihre Premiere feierte.

Und doch ist diesmal etwas anders. Erstmals läuft "Genial daneben" nämlich nicht in Sat.1, sondern bei RTLzwei, wo man mit dem "Glücksrad" jüngst schon einen weiteren früheren Show-Klassikers der Konkurrenz wiederbelebte. "'Genial daneben' ist zeitlos, weil es keine übliche Quizshow ist", sagt Hugo Egon Balder im Gespräch mit DWDL.de. "Fünf humorige Menschen erfinden ziemlich verrückte Antworten, das Publikum amüsiert sich und erfreut sich an permanenten witzigen Ausfällen des Rateteams." Mittlerweile gebe es zwar "einige ähnliche Formate im deutschen TV", so Balder, "aber 'Genial daneben' ist und bleibt das Original.

Die schon wieder abgeflaute Retro-Welle sieht Balder gleichwohl skeptisch. "Ich bin beim Thema Retro gespalten. Auf der einen Seite denke ich, zur Belustigung, auch der jungen Generation kann es nicht schaden, alte Klamotten aufzufrischen. Auf der anderen Seite halte ich aber ganze Serien alter Shows für falsch." Mit "RTL Samstag Nacht" habe er eine einmalige Wiedersehenssendung gemacht. "Das reicht", findet Balder. "Und wenn ein Sender eine alte Nummer wieder aufleben lassen will, dann doch bitte genau wie früher, auch mit den damaligen Protagonisten, sofern noch am Leben und noch nicht ganz so wackelig, damit man sich nicht von einer Assistentin durch die Deko schieben lassen muss."

Genial daneben © RTLzwei/Willi Weber Hella von Sinnen, Simon Pearce, Guido Cantz und Michael Mittermeier.

Für "Genial daneben" ist es nun sogar streng genommen schon das zweite Comeback der Show: Bereits 2017 holte der damalige Sat.1-Chef Kaspar Pflüger die Sendung nach mehrjähriger Pause zurück auf den Bildschirm und feierte damit zunächst schöne Erfolge. Doch nachdem zwischenzeitlich zwei Daily-Ableger am Vorabend ausprobiert wurden, die keine sonderlich berauschenden Quoten erzielten, war "Genial daneben" bei Pflügers Nachfolger Daniel Rosemann nicht mehr angesagt. Comedy habe "derzeit keine Priorität", erklärte dieser vor einem Jahr im DWDL.de-Interview.

Da hatte Balder mit "Genial daneben" längst abgeschlossen. "Es bringt einfach nichts. Sat.1 hat sich in den vergangenen Jahren als ziemlich beratungsresistent erwiesen", sagte er 2021 dem "RND" - und sieht auch heute noch die von ihm von Beginn an kritisch gesehenen täglichen Ableger eine Rolle dafür, dass das Publikum zwischenzeitlich die Lust auf "Genial daneben" verlor. "Der Zuschauer wusste nicht mehr um was es sich handelt: Quatsch oder Quiz?", so Balder gegenüber DWDL.de. "Ich bin nun auch wirklich nicht der moderate Quizonkel, von mir erwarten die Leute etwas anderes."

Nun, nach einer längeren Bildschirmabstinenz, also das neuerliche Comeback, wenn auch auf einem anderen Sender. Dass die Show, hinter der erneut die Produktionsfirma Constantin Entertainment steht, nicht mehr in Sat.1 zu sehen ist, scheint Balder jedoch kaum zu stören. "Es ist an sich völlig wurscht, auf welchem Kanal 'Genial daneben' läuft", sagt der Moderator. "Wir haben mit RTLzwei einen Sender gefunden, der es gerne machen wollte, die Zusammenarbeit klappt, jetzt schauen wir mal fröhlich in die Zukunft." Die Lust auf das Format ist dem 73-Jährigen jedenfalls nicht vergangen: "Wir freuen uns auf die nächsten 20 Jahre."

"Genial daneben", donnerstags um 20:15 Uhr, RTLzwei