Spätestens seit Kabel Eins im vergangenen Frühjahr zum Höhenflug ansetzte, ließ sich erkennen, wie gut der Sender in den Jahren zuvor von Marc Rasmus positioniert wurde. Wo früher einige wenige Eigenproduktionen zu finden waren, gelang es unter seiner Führung, Kabel Eins breiter aufzustellen, ohne jedoch den Fokus auf die eigene Zielgruppe zu verlieren. Der Lohn: Auf bis zu 5,1 Prozent Marktanteil zog der Marktanteil des Senders in der Zielgruppe im Laufe des Jahres an – ein Rückenwind, von dem Kabel Eins auch im Herbst noch profitierte, auch wenn da schon erkennbar war, dass die fast schon rekordverdächtige Flughöhe kaum zu halten sein würde.

Inzwischen ist Rasmus bekanntlich für Sat.1 verantwortlich und sein bisherige Vize Felix von Mengden bei Kabel Eins am Steuer. Aus Quotensicht fällt dessen Bilanz bislang eher verhalten aus, was einigermaßen überraschend ist, schließlich hat es seit dem Führungswechsel gar keine nennenswerten Veränderungen im Programm von Kabel Eins gegeben. Doch seit Februar liegt der Sender nun unter den Vergleichswerten des jeweiligen Vorjahresmonats – und das sogar teilweise ziemlich deutlich, zuletzt waren es 0,7 Prozentpunkte. Immerhin: Vom März-Tief, als der Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen nur noch 3,9 Prozent betrug, hat man sich wieder leicht erholt.

Die größte Schwäche in der Primetime offenbarten in den zurückliegenden Monaten eindeutig nicht die Eigenproduktionen: Während die Spielfilme naturgemäß mal besser und mal schlechter abschneiden, waren es vor allem die US-Serien, die Kabel Eins spürbar zusetzten. Den Tiefpunkt markierte dabei die Serie "Manifest", die zwar für eine neue Programmfarbe sorgte, gleichzeitig aber am Samstagabend viele Stammzuschauer kostete und den Marktanteil teils auf gerade mal 0,5 Prozent schrumpfte. Die aktuell laufenden Wiederholungen von "9-1-1 Notruf L.A." sorgten zwar für etwas Linderung, lösen das akute Quotenproblem aber ebenfalls nicht. Fraglich, ob Kabel Eins gut beraten ist, auch in Zukunft zwei Abende pro Woche mit US-Serien zu füllen.

Mäßiges Comeback für das "Quiz Taxi" 

Tagsüber bilden eingekaufte Serien dagegen auch weiterhin ein stabiles Fundament, auf dem die Eigenproduktionen am Vorabend aufbauen können. Hier konnten "Abenteuer Leben täglich", "Mein Lokal, Dein Lokal" und selbst "Achtung Kontrolle" zuletzt teils höhere Quoten erzielen als im Vorjahr – es gibt also derzeit keine Notwendigkeit, bei den Dauerbrennern etwas zu verändern. Das ist dann vermutlich auch der Grund, weshalb das zu Beginn der Saison neu aufgelegte "Quiz Taxi" vorerst keine Zukunft hat. Die Show war zwar kein Flop, sorgte aber auch nicht für neue Impulse. Dass das "Quiz Taxi" durchaus Potenzial besitzt, zeigte sich an anderer Stelle: Die sonntags gezeigten Wiederholungen erreichten teils sogar höhere Reichweiten als die Erstausstrahlungen. Vielleicht sollte man das Format also doch noch nicht vollends abschreiben.

Die Rückkehr des "Quiz Taxis" war allerdings die einzige echte Neuerung im Kabel-Eins-Programm der vergangenen Saison – Mitte Oktober war die Lust aufs Ausprobieren in Unterföhring somit also schon gestillt, sieht man mal vom etwas unausgereiften Restaurant-Format "Rosin vs. Kumptner – Das Duell" ab, von dem ohnehin nur eine Folge mit mäßigen Quoten lief. Die beiden Köche waren dafür an anderer Stelle erfolgreicher: Mit der zweiten Staffel von "Roadtrip Amerika" punkteten Frank Rosin und Alexander Kumptner zusammen mit ihrem Kollegen Ali Güngörmüş erneut und empfahlen sich damit schnell für eine weitere Camping-Tour.

Abseits davon mangelte es Kabel Eins dagegen an den ganz großen Erfolgen: Insbesondere der Dauerbrenner "Rosins Restaurants" lief zuletzt schlechter denn je, aber auch "Achtung Abzocke" kämpfte mit einigen Verschleißerscheinungen. Dazu kommt, dass auch die Auswanderer-Geschichten rund um die Reimanns schwächelten. Dass sich ein langer Atem auszahlt, um Langläufer wieder in die Spur zu verhelfen, zeigt der Blick auf die "Trucker Babes", deren Quoten nach einem Zwischen-Tief zuletzt wieder anzogen.

Doch die jüngste Schwäche einiger Dauerbrenner unterstreicht zugleich die Notwendigkeit, dem Publikum von Kabel Eins wieder vermehrt Neues zu liefern. Die Hoffnungen dürften in Unterföhring daher vor allem auf Michael Manousakis liegen, der mit seinen "Steel Buddies" über viele Jahre hinweg bei DMAX für Rekord-Quoten sorgte und bekanntlich ab Herbst bei Kabel Eins seine neue TV-Heimat findet. Vielleicht klappt's dann auch wieder mit dem nächsten Höhenflug.

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