
Erinnern Sie sich noch an die Bambi-Verleihung 2007? Es war jener irrsinige Abend, an dem "FAZ"-Herausgeber Frank Schirrmacher nach einer fragwürdig anbiedernden Laudatio Scientology-Botschafter Tom Cruise mit dem "Courage-Bambi" für seine Filmarbeit auszeichnete. Drei Jahre später, an diesem Donnerstagabend, war Schauspieler Felix Klare für seine Hauptrolle im Scientology-kritischen TV-Meisterwerk "Bis nichts mehr bleibt" für den Bambi 2010 nominiert.
Das mit der Haltung hält man eben sehr flexibel bei der Bambi-Verleihung. Dabei war die Verleihung in diesem Jahr kurioserweise vorallem eins: Politisch korrekt bis zum Maximum oder vielleicht sogar noch darüber hinaus. Auch wenn es im Opener noch von "Deutschlands wichtigstem Medienpreis" die Rede war, so entpuppte sich der Abend als Revue der abstrusen Kategorien, was die Leistungen der letztlich ausgezeichneten Personen an dieser Stelle aber nicht schmälern soll.

Und doch fragt man sich, wieviel Gutmenschentum in eine Primetime-Preisverleihung passt, die sich als Deutschlands wichtigster Medienpreis sieht, ohne dass das Saal- und TV-Publikum langsam aber sicher wegdämmert. Und mancher Schnitt ins Publikum in Potsdam zeigte, dass man sich nicht nur als TV-Zuschauer zwischenzeitlich langweilte. Denn mit Bambi-Trophäen in den Kategorien "Unsere Erde", "Stille Helden", "Charity" und "Integration" hat man es in diesem Jahr etwas übertrieben mit der Befriedigung des sozialen Gewissens.
Mesut Özil wurde aber nicht nur für seine besonderen Leistungen für die Integration geehrt - er war auch Laudator. Denn nach dem Fernsehpreis bekam die Nationalelf, pardon, der Trainerstab, den Sonderpreis der Jury. Heiter daran ist weniger die Auszeichnung als die Tatsache, dass es der "Sonderpreis" einer Jury ist, die ohnehin jedes Jahr munter neue Kategorien erfindet und das Trophäen-Portfolio variiert. Da wäre doch eine eigene Kategorie "Trainer des Jahres" drin gewesen, oder nicht? Aber nein, wollen wir nicht nur lästern. Die Bambi-Verleihung 2010 war unterhaltsamer als die letzten Verleihungen des Burda-Preises.
Die Inszenierung war so kurzweilig wie es die Kategorien ermöglichten. Die Übergänge zwischen den Kategorien wurden abwechslungsreich gestaltet. Da moderierte schon mal Showact Shakira den nächsten Laudator an, dann wieder kam erst ein Einspieler, dann ein Laudator oder umgekehrt: In diesem Sinne hat die 2010er Ausgabe der Bambi-Verleihung bewiesen, dass eine Preisverleihung nicht zwingend als monotone Kategorien-Orgie in Szene gesetzt werden muss. Auch die im Vorfeld als Moderatorin angekündigte Sarah Jessica Parker, die im Wesentlichen zu Beginn begrüßte und am Ende verabschiedete, schmückte die Veranstaltung.