Schneller, höher, weiter: So kennt man das von vielen Shows, die RTL in den vergangenen Jahren ins Programm hievte. In aller Regel spart man in Köln nicht gerade, wenn es darum geht, seine Unterhaltungssendungen mit Superlativen zu versehen. Hier das Supertalent, dort der Dancing Star und schon bald ist "Ninja Warrior" selbstverständlich nichts weniger als "die härteste Show Deutschlands". Nein, für Tiefstapelei ist RTL seit jeher nicht bekannt. Umso überraschender, dass der Sender mit seinem jüngsten Show-Neustart einmal unter Beweis stellt, dass es auch eine Spur harmloser geht.

"Keep it in the Family" nennt sich die neue Sendung, die für Daniel Hartwich nach "Meet the Parents" und dem überraschend erfolgreichen Schul-Quiz namens "Nachsitzen" bereits die dritte Premiere innerhalb weniger Wochen ist. Um es gleich vorwegzunehmen: Das Rad hat RTL damit gewiss nicht erfunden. Das fängt schon bei der naheliegenden Titelmusik ("We are Family") an und endet beim bereits Dutzende Male gesehenen Spiel, bei dem ältere Damen einen Kopfhörer aufgesetzt bekommen, um die ihnen aufs Ohr gespielten Songs inbrünstig, aber möglichst unverständlich nachzusingen.

Das darum gestrickte Konzept ist schnell erklärt: Drei Familien treten in verschiedenen Spielrunden gegeneinander an, um möglichst viele Punkte zu sammeln. Das Sagen haben die Kleinsten: Sie entscheiden nicht nur, welches Familienmitglied sich im Zweifel zum Affen machen muss, sondern auch, welche Preise es im Erfolgsfall gibt. Denn am Ende jeder Runde stellen jeweils zwei "Let's dance"-Promis, darunter Joachim Llambi, Massimo Sinató und Motsi Mabuse, die möglichen Gewinne zur Wahl – derjenige, dessen Preis abgelehnt wird, stürzt durch den sich öffnenden Boden hinab in die Tiefe.

Keep it in the Family© MG RTL D / Ralf Jürgens

"Das ist ein Promi. Den finden wir bei RTL schon irgendwo wieder", ätzt Daniel Hartwich, als mal wieder einer nach unten rauscht und hat die Lacher damit auf seiner Seite. Das Prinzip der Falltüren mag sich zwar recht schnell erschöpfen – doch schöne Bilder liefern die Stürze allemal. Dummerweise lässt sich häufig schon früh absehen, für welchen Gewinn sich der Nachwuchs entscheidet. Raten Sie doch mal, ob sich das junge Mädchen für Spielzeug im Wert von 500 Euro oder für eine Werkzeugkiste entschieden hat. War nicht so schwer, oder?

Darüber lässt sich aber hinwegsehen, weil die meisten Spiele durchaus gelungen sind. Wenn sich die Familienoberhäupter anschicken, im Nackt-Suit eine Handtuch-Performance nachzutanzen, dann hat das durchaus hohen Unterhaltungswert, wenngleich fraglich ist, ob das nun wirklich in eine Familienshow gehört. Kreativ dagegen die Idee, den Familien verschiedene Buchstaben in die Hand zu geben und sie mit verbundenen Augen erraten zu lassen, welche Worte sich damit bilden lassen. Für zahlreiche Lacher sorgte bei der Premiere zudem das Unterfangen, aus luftiger Höhe einen übergroßen Tisch zu decken.

Mal mehr, mal weniger inspiriert und mitunter albern: Alles in allem ist das Gesamtpaket durchaus stimmig, wenn auch ganz sicher nicht revolutionär. Wie hoch die Erwartungen in Köln sind, lässt sich schwer einschätzen, immerhin war dem Original in Großbritannien bislang kein allzu großer Erfolg beschieden. Doch wer mit Kind und Kegel vor dem Fernseher sitzt, wird bei "Keep it in the Family" ganz sicher seinen Spaß haben. Und dank sympathischer Familien und eines gut aufgelegten Moderators lässt sich die Sendung auch sonst ganz gut anschauen, zumal nach erstaunlich kompakten zwei Stunden auch schon alles wieder vorbei ist.