Es war ja einiges zu befürchten, als Discovery das Konzept seiner Live-Show "zwanzig18", die während den Olympischen Spielen täglich ab 20:15 Uhr live bei Eurosport, TLC und beim Eurosport Player zu sehen war, vorstellte. Ein "unterhaltsamer, außergewöhnlicher Rückblick auf den Olympia-Tag" mit Musik, Comedy, Talks und Spielen war angekündigt. Tatsächlich hat Eurosport in den vergangenen zwei Wochen eine sehr unterhaltsame Show geboten, bei der nicht nur die Hardcore-Fans von Olympia auf ihre Kosten kamen.

Vor allem die Gästeliste war in den 14 Tagen prominent besetzt. Zwar sendete man live aus München und hatte keine aktuellen Olympia-Stars zu Gast, dafür waren unter anderem Evi Sachenbacher-Stehle, Felix Neureuther, Tanja Szewczenko, Boris Becker, Matthias Sammer und viele weitere zu Gast bei Marco Schreyl und Julia Kleine. Dass einige von ihnen selbst in Diensten Eurosports stehen, tat dem positiven Gesamteindruck keinen Abbruch: Die Talks mit den Sportlern kratzten oft an der Oberflächlichkeit, die meist in solchen Gesprächen vorherrscht. Neureuther erzählte dann, wie es ihm nach seinem Kreuzbandriss ergangen ist und Sachenbacher-Stehle erklärte, wieso ihr das neue Leben als Mutter noch ein bisschen mehr Spaß macht als damals, als sie noch Hochleistungssportlerin war.

Auch die eingeladenen Künstler und Comedians waren immer wieder unterhaltsam. Etwa Oliver Pocher, der beim Anblick von gleich zwei großen Kameras im Studio konstatierte, dass es im Fernsehen wohl noch immer besser laufen muss als beim Eurosport Player. Der heimliche Star der Show war allerdings Fabian Hambüchen, der auf den ersten Blick gar nichts mit Wintersport zu tun hat. Das machte aber einen großen Teil des Charmes aus, wenn er sich etwa mit Kindern auf der Skisprung-Schanze oder beim Slalom duellierte.

Optisch und inhaltlich wollte Eurosport die Olympia-Berichterstattung auf ein neues Level heben. Zumindest optisch ist das geglückt: Sowohl die Hambüchen-Einspieler als auch die verschiedenen Beiträge über die Sportarten kamen deutlich anders daher als vergleichbare Inhalte von ARD und ZDF. Die von Eurosport nicht sparsam eingesetzte Musik in den Beiträgen wirkte allerdings nicht unpassend und auch die Bilder waren stets sehr stark in Szene gesetzt. Und dann war da natürlich noch das Studio: Es gab gleich mehrere Punkte, an denen Interviews geführt werden konnten und vor dem "Wetten, dass..?"-Gedächtnissofa war eine große Eisfläche installiert. Auch hier bot Eurosport mit den grellen Farben einen schönen Kontrast zu den immer etwas bieder wirkenden Studios der Öffentlich-Rechtlichen. Marco Schreyl und Julia Kleine lieferten über weite Strecken der zwei Wochen gut ab. Vor allem Schreyl, dessen Stimme im Verlauf der zweiten Woche aufgrund einer Erkältung deutlich angeschlagen war, kennt sich mit der großen Bühne ja bestens aus.

zwanzig18© Eurosport/Bettina Theisinger

Die "zwanzig18"-Gäste mussten immer auch in mal mehr und mal weniger lustigen Spielen antreten. Hier haben zumindest Felix Neureuther & Co. ihren Spaß.

Aber es war natürlich längst nicht alles perfekt: Da wo es bei den Sport-Zusammenfassungen und den Talks immer recht spannend war, flachte die Stimmung bei den Spielen meist merklich ab und die Show driftete in Richtung Belanglosigkeit. Wenn die Gäste im Studio einen Mundschutz bemalen oder vermeintlich skurrile Snacks aus Asien erkennen müssen, wünscht man sich wieder schnell den Schwenk in Richtung Sport. Leider ist man bei "zwanzig18" auch der Meinung gewesen, dass es ohne dieses Internet und Social Media nicht geht, und so wurde fleißig vorgelesen und gezeigt: Facebook-Kommentare, Instagram-Posts und Snapchat-Snaps. Auch die Auftritte von diversen Musikern oder ehemaligen Sportlern, die sich nun als Musiker versuchen, gehörten nicht zu den Stärken der Sendung. Man wollte bei Eurosport wohl die große Masse erreichen und meinte, dass man dafür auch ein paar Show-Einlagen braucht. Dabei gelang das auch so mit den sportlichen Inhalten und ein paar witzigen Einspielern, die sich mit Sport oder zumindest Südkorea als Gastgeber beschäftigten.

Das Problem sind die schlechten Quoten

Inhaltlich ist Eurosport für "zwanzig18" ein gutes Zeugnis auszustellen. Viel schwerer als ein paar inhaltliche Schwachstellen dürfte bei Discovery die Tatsache wiegen, dass die Quoten in den vergangenen zwei Wochen meist doch sehr überschaubar blieben. So kam "zwanzig18" auf etwa 200.000 Zuschauer bei Eurosport und TLC - zusammengerechnet, wohlgemerkt. Die addierten Marktanteile bei Gesamtpublikum und Zielgruppe lagen nur selten bei mehr als 1,0 Prozent. Die Zuschauer, die das Format über den Eurosport Player, Zattoo oder andere Online-Wege gesehen haben, sind nicht mit einberechnet.

Und so stellt sich ganz unweigerlich die Frage, ob sich der immense Aufwand einer täglichen Live-Show bei so überschaubaren Quoten überhaupt lohnt. Es ist schade, dass der Zuspruch so gering war. Inhaltlich hätte man sich hier sicher mehr verdient - ganz zu schweigen von den vielen Investitionen und den Kreativen, die hinter dem Projekt standen und stehen. Und so dürfte "zwanzig18" in den kommenden Wochen ganz gewiss auf dem Prüfstand stehen. 2020 und 2022 finden die Olympischen Spiele erneut in Asien statt und auch dann wäre es vielleicht gut, wenn man eine Truppe beisammen hätte, die in der Primetime für richtig Olympia-Stimmung sorgt. Nur sollte das dann auch jemand sehen.