Wenn von der Fernsehwelt in den 80ern gesprochen wird, fällt zwangsläufig der Titel “Miami Vice”. Eine Serie, die das Lebensgefühl dieser Zeit veranschaulicht. Schmiesige Frisuren, fesche Sportautos, flippige Musik und Neonlichter. Alles ist dabei, selbst die weißen Blazer gepaart mit den schwarzen Sonnenbrillen, die nur dann abgenommen werden, wenn etwas unerwartetes passiert. “Miami Vice” hat damit aber vor allem die schöne Seite dieses Jahrzehnts gezeigt. Zwar ging es im Kern um ein Cop-Drama, doch ging das eher in die fröhliche Richtung, die damals auch Nena mit “99 Luftballons” versprüht hat. Die kanadische Mini-Serie “Caught” hat sich den Zeitraum rund um die 80er noch einmal vorgeknöpft und zeigt nun, wie “Miami Vice” ohne rosarote Brille hätte aussehen können.

“Caught” macht jedoch schnell klar, dass dies auch die einzige Ambition ist, die die CBC-Serie mit “Miami Vice” vergleichbar macht. Denn auch wenn der Grundton über Cops, Drogendealer und zerbrochene Freundschaften die Gleiche ist, wie bei der Kult-Serie, ist es die Story bei weitem nicht. Die fünfteilige Adaption, die auf dem gleichnamigen Roman von Lisa Moore basiert, nimmt Themen dieser Ära auf, die in der Glitzerwelt von “Miami Vice” nie Platz gefunden hätten. So hat sich Showrunner Allan Hawco, der obendrein auch die Hauptrolle übernimmt, dazu entschieden, das ständige Rauchen, den verbreiteten Sexismus und die Korruption ins Visier zu nehmen.

Eine brutales Grundgerüst, das zu unserem Bild von einem friedlichen Land wie Kanada eigentlich gar nicht passen möchte. Das Team um Hawco versteht es, die spannenden Aspekte des Drehbuches auf den Bildschirm zu brennen. Perfekt ist das alles nicht, dafür werden zu oft Textbausteine verwendet, die es schon in zig andere Produktionen geschafft haben, und auch die Actionszenen wirken manchmal so, als ob ihnen ein Michael Bay gut getan hätte. Doch “Caught” wirkt stimmig und mit seinen fünf Folgen alles andere als ausufernd.

Wer sich als Fan des kanadischen Fernsehens sieht, dürfte hier außerdem ein Lächeln auf den Lippen haben. Das Land, das gefühlt nur 20 Schauspieler parat zu haben scheint, schickt seine Elite auch hier wieder ins Rennen. Neben dem überzeugendem Allan Hawco kann sich “Caught” auch mit Paul Gross (“Hyena Road”), Eric Johnson (“The Knick”) und Tori Anderson (“Killjoys”) schmücken, die allesamt ihr A-Level abrufen.

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Alle spielen sie in einer Geschichte, die auf einem großen Vertrauensbruch basiert: Der von Hawco verkörperte David Slaney bricht Ende der 70er Jahre aus der New Brunswick Haftanstalt und rennt mit dem Creedence Clearwater Revival-Hit “Up Around The Bend” im Hintergrund Richtung Freiheit, quer durch den dunklen Wald. Wie es ein gut inszenierter Ausbruch zu verrichten vermag, ist der Zuschauer sofort mitten im Geschehen – ein Tempo, das auch in der fortlaufenden Serie so hoch gehalten werden kann. Fünf Jahre vorher wurde Slaney ins Gefängnis eingeliefert. Der Grund dafür: Sein damaliger bester Freund Brean Hearn (Eric Johnson) überredete ihn einst zum Drogen dealen. Er nahm den Vorschlag an, verriet sogar seine große Liebe dafür und wurde anschließend bei einem großen Coup mit einer Haftstrafe belohnt.

Slaneys Rachegefühle alleine hätten bereits für eine intensive Serienentwicklung ausgereicht. “Caught” reichert den roten Faden jedoch noch damit an, dass ein ehemaliger Polizistenheld (Paul Gross) noch einmal einen großen Fang schaffen möchte. Dafür holt er Slaney aus dem Gefängnis, damit er zusammen mit ihm Hearn finden kann. Dieser ist in den fünf Jahren nämlich zu einem mächtigen Drogenboss geworden.

Der Weg zu Rache und Ruhm ist vor allem dreckig. Während “Miami Vice” launiges Sonntagnachmittag-Material serviert hat, gehört “Caught” zu den Serien, die man am besten abends und ohne Licht schaut. Die Atmosphäre peitscht dann nicht nur die interessanten Charaktere nach vorne, sondern auch den Zuschauer, der die insgesamt fünf Folgen fix wegschaut. Danach kann dann auch nochmal “99 Luftballons” angemacht werden, um etwas durchzuatmen.

Die Mini-Serie "Caught" ist ab heute beim Bezahlsehnder AXN zu sehen. Die insgesamt fünf Folgen werden wöchentlich am Dienstag um 20:15 Uhr ausgestrahlt.