Krimis gibt es im Fernsehen ja wie Sand am Meer. Noch immer ist der "Tatort" der größte Quoten-Hit - und neben der sonntäglichen Erstausstrahlung finden im Rest der Woche zahlreiche Wiederholungen den Weg ins Programm. Ganz zu schweigen von all den Krimis, die Abend für Abend im ZDF oder bei ZDFneo zu sehen sind. Sat.1 hat dagegen in der jüngeren Vergangenheit eigene Ansätze entwickelt, um sich in der Krimi-Fülle behaupten zu können. Nach der Impro-Comedy "Mord mit Ansage" folgte am Mittwochabend mit dem "Krimiduell" ein Format, in dem ein echter Ermittler in einem fiktiven Mordfall nach dem Täter sucht.

Der Fall, um den es in der vorerst einzigen Folge geht, spielt in einem Radiosender, dessen Starmoderatorin tot im Studio aufgefunden wird. Geschrieben wurde der vermeintlich "perfekte Mord" von Volker Klüpfel und Michael Kobr, die sich mit der "Kluftinger"-Reihe bei vielen Krimi-Fans einen Namen gemacht haben. Die Regeln sind schnell erklärt: Gerade mal 48 Stunden bekommt Kriminalhauptkommissar Peter Honecker Zeit, um des Rätsels Lösung Herr zu werden.

Dabei stehen dem Ermittler die gleichen Mittel zur Verfügung, auf die er auch während seiner regulären Arbeit zurückgreifen kann - so darf er etwa kriminaltechnische Untersuchungen veranlassen und die Verdächtigen verhören. Und von denen gibt es immerhin gleich sieben an der Zahl. Man kann erahnen, dass es eine einigermaßen große Herausforderung für die Schauspieler war, während der Verhöre in ihren zuvor festgelegten Rollen zu bleiben. Dass sie keinen auswendig gelernten Texten folgen, sondern durchweg improvisieren müssen, lässt das "Krimiduell" stellenweise leider wie ein Laientheater wirken oder eine der Ermittler-Serien, die man sonst im Nachmittagsprogramm verortet.

Lässt man das einmal beiseite, fördert die neue Sat.1-Sendung, hinter der die Produktionsfirma Odeon Entertainment steht, aber durchaus spannende Elemente ans Tageslicht, weil man dem Kommissar mehr als bei klassischen Krimis bei der Spurensuche zusehen kann. Da verzeiht man den handelnden Personen auch so manche Länge in den Verhören. Eher schade ist jedoch, dass abgesehen von den Gesprächen nicht allzu viel passiert. Offenbar hatte selbst der Chefermittler Honecker mehr erwartet: "Endlich mal Action hier!", sagt er fast erleichtert, als er nach der Hälfte der Zeit zu einer Prügelei ins Foyer eilt.

Das Krimiduell - Der perfekte Mord?© Sat.1 / Raymond Roemke

Etwas störend wirken außerdem die Kommentare der beiden Autoren, die dem Kommissar aus sicherer Entfernung dabei zusehen, wie er gerade versucht, Licht ins von ihnen fabrizierte Dunkel zu bringen. Dass sie sich anfangs gegenseitig die Spielregeln erklären und später regelmäßig sagen, wie viel Zeit noch bleibt, ist doch arg bemüht und aufgesetzt. Das Schreiben liegt ihnen definitiv mehr, auch wenn sich übrigens am Ende der zweistündigen Sendung herausstellt, dass es ihnen doch nicht gelungen ist, den perfekten Mord zu Papier zu bringen.

Tatsächlich gelingt es Peter Honecker nämlich, den Mörder der Starmoderatorin binnen 48 Stunden zu ermitteln. Nur bei der Person, die dem späteren Opfer schon zuvor schwere Verletzungen zufügte, liegt der Ermittler daneben. Ein klassisches Unentschieden also, auch wenn sich nach der Auflösung sowohl die Autoren als auch der Kommissar damit rühmen, das "Krimiduell" gewonnen zu haben. Was bleibt, ist die sichere Erkenntnis, dass wahre Ermittlungsarbeit wohl weit zäher ist als es TV-Krimis in aller Regel suggerieren.