Es sieht derzeit ganz danach aus, als sei der Beruf des Reality-Sternchens ein krisenfester Job. Nach den Erfolgen von "Sommerhaus der Stars", "Promis unter Palmen" oder auch "Kampf der Realitystars" ist eher nicht davon auszugehen, dass es künftig weniger Formate dieser Art geben wird - ganz im Gegenteil. Sat.1 hat nun mit den "Festspielen der Realitystars" eine große Studio-Produktion auf die Beine gestellt, in der man Personen wie Jürgen Milski, Gina-Lisa Lohfink oder auch Claudia Obert in Spielen gegeneinander antreten lässt, um so herauszufinden, wer die "hellste Kerze auf der Torte" ist. 

Neben den oben genannten Promis traten in Ausgabe eins auch noch Matthias Mangiapane, Tobias Wegener, Ginger Costello-Wollersheim, Julian F.M. Stoeckel, Yasin Cilingir, Paul Janke und Theresia Fischer gegeneinander an. Vor allem aber die Teilnahme von Jürgen Milski ist interessant. Der zettelte zuletzt drüben beim "Kampf der Realitystars" ja noch eine Revolte an, weil er bei einem vermeintlich erniedrigenden Spiel nicht mitmachen wollte. Am Freitag sah man den "Big Brother"-Bewohner der ersten Stunde dann in Sat.1, wie er mit einem Frisbee auf dem Kopf Tischtennisbälle von A nach B transportierte - dabei saß er auf einem Plüschpferd. Später spielte er Dosenwerfen auf einem Betonmischerkarussell und musste als menschliche Bowlingkugel Pins umwerfen. 

Gnade kannten Jochen Schropp und Olivia Jones nicht mit den Kandidaten der ersten Ausgabe der "Festspiele der Realitystars". Vor allem Deutschland wohl bekannteste Drag Queen sorgte für viele Lacher, weil keiner der vermeintlichen Stars vor ihr und ihren Sprüchen sicher war. "Du bist der Jockey des Grauens. Stell dir vor, du reitest Tobi", feuerte sie Matthias Mangiapane beim Pferderennen an. Thorsten Legat, der den Realitystars nach ihrem Ausscheiden Torten ins Gesicht schmeißen durfte, bezeichnete sie als "Endgegner von Enie van de Meiklokjes" und als die Promis bei einem Spiel, in dem sie sich gegenseitig einschätzen mussten, plötzlich alle durcheinander reden, schritt sie ein und stellte fest: "Das ist ja wie eine Klassenfahrt mit Verhaltensauffälligen."


Besser kann man die "Festspiele der Realitystars" nicht beschreiben, wobei das durch und durch positiv gemeint ist. Als man den Promis Ausschnitte aus Reality-Sendungen zeigte und sie dann raten ließ, wie es in der Szene wohl weitergeht, dauerte das alles ein bisschen zu lang. Das lag auch an den Ausschnitten, die deutlich gekürzt hätten werden können. So kam man sich ein wenig vor wie in einer Reality-Resteverwertung. Schade auch, dass man sich nur auf Sendungen der ProSiebenSat.1-Gruppe beschränkt hat. In anderen Spielen zeigten sich die Macher von RedSeven Entertainment offener. Als die Promis TV-Shows anhand von Emojis erkennen mussten, waren auch "Bauer sucht Frau" und "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" mit dabei. Später gab es auch noch eine Anspielung auf das diesjährige Dschungelcamp ("Ich spiel Klavier. Schon länger.")

Die Festspiele der Realitystars © Screenshot Sat.1 Matthias Mangiapane wartet auf die Torte von Thorsten Legat.

Etwas kurios ist die Tatsache, dass Jochen Schropp immer ein neues Spiel ankündigte, das dann allerdings ganz anders hieß. Das war etwas verwirrend, störte den Spaß an den Spielen und der Sendung aber natürlich nicht. Schropp war es auch, der am Anfang der Show erklärte, es würde eine Reality-TV-Show-Akademie geben, in der man sich heutzutage ausbilden lassen könne. Und wenn der Moderator DWDL.de gelesen hat, weiß er auch, wo er die findet - bei der Konkurrenz in Köln.

"Ich hatte noch so viele Zahn-Witze"

Und nun wollen sie sicherlich wissen, wer die hellste Kerze auf der Torte ist und als eben solche in der nächsten Ausgabe kommende Woche wieder mitspielen darf? Sagen wir es so: Dass Gina-Lisa-Lohfink und Matthias Mangiapane die ersten waren, die die Waffen strecken mussten, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Dass Mangiapane so früh rausgeflogen ist, störte auch Olivia Jones. "Ich hatte noch so viele Zahn-Witze", kommentierte sie bissig. Gina-Lisa hat man das Konzept der Sendung vorab wohl nicht so richtig erklärt, oder sie hat es nicht verstanden (wer weiß das schon). Nachdem sie der Torte von Thorsten Legat halbwegs erfolgreich ausgewichen war, verschwand sie hinter der Bühne und wurde nicht mehr gesehen - auch zur Überraschung der Moderatoren kehrte sie im Verlauf des Abends nicht zurück. Man mag sich gar nicht vorstellen, was da hinter den Kulissen noch los gewesen sein muss. 

Insgesamt liefern Sat.1 und RedSeven Entertainment mit den "Festspielen der Realitystars" einen bunten Kindergeburtstag ab, der über weite Strecken hinweg gut zu unterhalten weiß und bei dem sich die meisten Beteiligten nicht zu ernst nehmen. Und wenn doch, rückt Olivia Jones das Selbstbild der Promis wieder zurecht. Den großen Torten-Eklat rund um Helena Fürst und Thorsten Legat gibt’s übrigens voraussichtlich erst in der nächsten Ausgabe zu sehen. Nur so viel: Es erscheint durchaus plausibel, dass die "heftige Prellung" im Gesicht von Helena Fürst auf die Torte zurückzuführen ist. 

Abgesehen davon wäre es sehr zu begrüßen, wenn Sat.1 die Suche nach der "hellsten Kerze auf der Torte" künftig regelmäßig veranstalten würde. Dann natürlich bitte mit immer wechselnden Spielen. Das Potenzial wäre auf jeden Fall vorhanden. Und irgendeine hellere Kerze als Jürgen Milski wird es in Reality-Deutschland ja wohl geben. 

Sat.1 zeigt am kommenden Freitag, den 11. September, eine weitere Ausgabe von "Die Festspiele der Realitystars".