45 Folgen von "5 gegen Jauch" hat RTL seit Herbst 2009 in seinem Programm ausgestrahlt und dabei in aller Regelmäßigkeit mehr oder weniger grundlegende Spielprinzipien und -regeln geändert. Stillstand gab es bei dieser Produktion nie. Und während die einen die Nase rümpften, wenn mal wieder am Konzept geschraubt wurde, sahen es die anderen als kontinuierliches und fokussiertes Arbeiten an der Produktion an. Nichts in diesem Format ist also so sicher, wie der Fakt, dass fast nichts allzu lange Zeit überdauert – sogar Moderator Oliver Pocher wurde zwischenzeitlich für etwas mehr als ein Jahr von Frank Buschmann ersetzt. Was liegt da also näher als nun, wo die nächsten Veränderungen anstehen, auch gleich den Namen auszutauschen. "5 gegen Jauch" heißt nun also "Jauch gegen Sigl", wodurch sich RTL wohl erhofft, mit einem zweiten Promi-Namen im Titel punkten zu können. "Jauch gegen Sigl" ist nun aber keine gänzlich neue Sendung, viel mehr hat "5 gegen Jauch" nur einen weiteren, neuerlichen Anstrich bekommen. Ein bisschen frische Farbe auf die ein oder andere Abnutzungsschramme der von i&u umgesetzten Sendung – und weiter geht's?



So wird in der neuen Show in zehn Runden jetzt nur noch indirekt um Geldbeträge gespielt, ähnlich wie bei "Schlag den Star" geht es um aufsteigende Punktzahlen, die ergattert werden können und die am Ende für einen Gewinn in Höhe von 50.000 Euro stehen. Zehn Fragerunden gilt es zu bestreiten, wobei Jauch und Sigl immer abwechselnd entscheiden dürfen, welche von zwei möglichen Fragen sie beantworten. Aus den bisherigen Bonusrunden sind so genannte Zwischenrunden geworden, in denen Duelle gespielt werden. Vier Stück an der Zahl gibt es davon – im für Jauch besten Fall kann er über diese Zwischenrunden das Team Sigl für die Finalrunde verkleinern. Hans Sigl kann Teilnehmende aus seinem Team für das Finale safen. So weit, so ausgebufft – und alles eine gar nicht so neue Variation von schon Bekanntem. Gleich geblieben ist, dass ein (zumindest in der Hauptrunde) fünfköpfiges Team gegen den "Wer wird Millionär?"-Moderator antritt, zusammen gestellt diesmal vom als "Bergdoktor" bekannten Hans Sigl, der zuletzt schon bei einer "Herz-OP" im RTL-Programm aufschlug und bald auch eine eigene Show beim Privatsender bekommen wird.

Glücksgriff Sigl

Sigl, gemeinhin bekannt als Publikumsliebling, hat sich dabei als perfekter Premierengast erwiesen – schlagfertig, clever, nahbar, schlicht ein guter Entertainer ist der Schauspieler, der seine Frau Susanne, Moderatorin Andrea Kiewel, Komiker Paul Panzer und Nachrichtenmoderator Daniel Bröckerhoff in sein Team berufen hat. Eine gute Zusammenstellung, wenngleich die Promis neben Sigl eher blass blieben. Oliver Pocher, mit Ukraine-Friedenssymbol auf seinem T-Shirt, führte in gewohnt souveräner und launiger Art und Weise durch die abendfüllende Primetime-Show, die auch an ihrer Farbgebung stärker als zuletzt den Wettbewerbscharakter erkennen lässt: In vielen Bühnenelementen wechseln sich die Farben blau und rot ab. Hier weiter auf Pocher zu setzen, ist eine richtige Entscheidung, denn vor allem die Chemie zwischen ihm und Jauch trägt die Sendung ganz wesentlich.

Durch die eingestreuten Zwischenrunden ist in einer alles in allem doch etwas zu langen Show immer wieder für Abwechslung gesorgt und der Frage-Antwort-Modus in diesen Duellen ist in der Tat ungewöhnlich. Es gilt, sieben einem Oberbegriff untergeordnete Thesen als richtig oder falsch zu kennzeichnen. Hier – wie auch an manchen anderen Stellen während der regulären Fragerunden – wäre eine etwas ausführlichere Erklärung der Antworten schön gewesen. Die Zeit hätte man sich durchaus einräumen können – zumal "Jauch gegen Sigl" darauf setzt, beim Schwierigkeitsgrad der Fragen in ein recht oberes Regal zu greifen – und so auch einen Kontrapunkt zum neuen Sat.1-Ratespiel "Quiz für dich" setzt; denn wer weiß schon genau, was ein Humuhumunukunukuapua'a ist?

Einen Gegenspieler von Jauch aus dem Fünfer-Team herauszuheben, ihn quasi zum Käpt'n zu machen, hat sich in der Premiere als Treffer erwiesen – natürlich in erster Linie ein Verdienst von Hans Sigl. Doch auch nachdem in der Show alle Fragen beantwortet sind, bleiben einige offen. Eine davon: Wird das neue Spielkonzept auch gelingen, wenn Hans Sigl nicht mehr Teil der Show ist? Die wohl richtige Antwort: Nur dann, wenn sich ein ähnlich starker Charakterkopf findet. Allzu schnell wird die Frage ohnehin nicht aufgelöst, denn für kommende Woche ist eine Revanche bei "Jauch gegen Sigl" angekündigt; dann wird erstmals Günther Jauch mit seinem Team, also vier Mitstreitern, gegen Hans Sigl als Einzelspieler agieren. Eine weitere neue Variation, nett, aber kaum Weltbegewegend. Hätte es das wirklich gebraucht? Vermutlich nicht. Und so wird die zentrale Frage sein, ob die grundsympathische Fragerunde im 14. Lebensjahr – wenn auch mit neuem Lack – attraktiv genug ist, um ein ausreichend großes Publikum zu RTL zu locken. Und das dürfte angesichts der weiterhin starken Quizkonkurrenz drumherum eher schwerer als einfacher werden. 



So ist "Jauch gegen Sigl" ein optisch starkes Primetime-Format - mit schlagfertigem Moderator, der gerne häufiger bei RTL auftauchen könnte und hervorstechendem Hans Sigl als Gegenpart zum von durch nichts aus der Ruhe zu bringenden Günther Jauch. Gleichzeitig ist es eine bloße Weiterentwicklung einer in die Jahre gekommenden Spielidee, der mit neuen Ideen frisches Blut zugeführt werden soll. Als Event in niedriger Dosis und eventuell etwas eingekürzt gar nicht verkehrt. Das ist dann vielleicht der nächste der vielen Entwicklungsschritte dieser Show.

"Jauch gegen Sigl - Die Revanche" läuft am kommenden Montag, 11. April um 20:15 Uhr bei RTL.