Als RTL Deutschland Anfang 2021 eine Reihe von neuen Formaten mit Hape Kerkeling angekündigt hat, gab es viele Schlagzeilen. Kerkeling ist schließlich nach wie vor ein Meister seines Fachs und war lange nicht mehr im Fernsehen zu sehen. Das TV-Comeback geriet dann aber zu einer Schmalspur-Rückkehr: Mit einer Reportage-Reihe über Zwergstaaten konnte Kerkeling zwar inhaltlich überzeugen, aber nicht das Publikum. Auch "Ein Abend mit Hape Kerkeling" war für den Sender kein Erfolg. Nun folgt mit "Club Las Piranjas" bei RTL+ die Fortsetzung des gleichnamigen Films aus dem Jahr 1995 - doch auch hier hakt es gewaltig.
Zunächst einmal: Um der Serie zu folgen, muss man den Film nicht unbedingt kennen. Wer den Streifen gesehen hat, dürfte aber vielleicht auch an den vier Folgen seinen Spaß haben, denn neben Kerkeling haben auch andere Schauspielerinnen aus dem Streifen Auftritte in der Serie. Nur: Das alles kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Serie in so ziemlich allen wichtigen Punkten (Buch, Schauspiel, Witz) ziemlich dünn geraten ist - und auch überhaupt nicht mit dem Film zu vergleichen ist.
War "Club Las Piranjas" aus dem Jahr 1995 in Teilen eine bissige Satire auf Deutsche im Club-Urlaub, ist davon in der Serien-Version nichts mehr übrig geblieben. Warner Bros ITVP und Kerkelings Honeybird Film haben sich an einer harmlosen und vorhersehbaren Dramedy versucht, die noch dazu viel zu selten wirklich lustig ist. Das alles kann man schon in der ersten Folge der Serie beobachten: Edwin ist mittlerweile ein ziemlich erfolgloser Manager einer Schlagersängerin, die ihm schließlich den Laufpass gibt. Weil er keinen Ausweg mehr sieht, will Edwin mit seinem Schlagerbus eine Schlucht hinunter stürzen, leider macht der Bus vorher schlapp. Als er sein Vorhaben zu Fuß zu Ende bringen will, wird er zunächst von einem wichtigen Telefonat davon abgehalten - und schließlich rollt der Bus doch in die Schlucht und geht in einem großen Feuerball auf.
Und in etwa hier liegt das Humor-Niveau, das die Drehbuchautoren Marko Lucht und Mark Werner entwickelt haben. Edwin trifft dann auf Renate, die schon im Film von Judy Winter gespielt wurde. Sie verrät ihm, dass ihr Sohn Björn (Ben Münchow), inzwischen Chef des Club Las Piranjas, eine seiner Angestellten heiraten will. Renate will, dass Edwin das verhindert - und verspricht ihm den halben Club als Erbe. "Die Sache hat nur einen Haken", sprach Renate und segnete in direkter Folge das Zeitliche. Edwin macht sich sogleich auf den Weg und ist fortan auf einer Mission, die wenig überraschend nicht so einfach ist. Auch, weil sein Sohn gar nicht weiß, dass Edwin sein Vater ist.
Immerhin gibt es Benno Fürmann
Unterstützung erhält Edwin vor Ort im Resort auf Mauritius von Renates Anwalt Oskar Aßmann (Benno Fürmann), für den bei der ganzen Sache eine hübsche Provision rausspringen soll. Und als Zuschauer kann man sich nur freuen, dass Fürmann Teil des Casts ist. Er ist einer der wenigen Schauspieler der Serie, die wirklich überzeugen können. Cordula Stratmann nimmt man ihre Rolle der Ruhrpott-Wirtin Änne, die langsam ein Auge auf Edwin wirft, leider überhaupt nicht ab - obwohl es zugegebenermaßen schon lustig ist, wie Änne an der Rezeption steht und beim Einchecken nur Bahnhof versteht. Weil Edwin aber ja auf einer Mission ist und ganz andere Probleme hat, bleibt Änne eine Figur, die ein bisschen zu sehr gewollt wirkt.
Und um vielleicht noch ein Beispiel für den Humor der Serie zu geben: "Club Las Piranjas" ist diese Art von Komödie, in der Hauptfiguren anderen Personen hinterherschnüffeln und sich dabei im Hintergrund wahlweise Palmen in großen Blumentöpfen oder Wäschewägen mitbewegen. Als eine Art Mini-Bond rennt Edwin durch das Hotel und versucht zu sabotieren, wo es nur geht. Dass das auch noch mit entsprechender Musik unterlegt wird, ist eigentlich das witzigste daran.
Keine Spannung, zu wenig Witz und alles vorhersehbar
Manchmal wirkt die Serie so, als hätten die Macherinnen und Macher nicht gewusst, wohin sie mit dem "Club Las Piranjas" wollten. Die vier Folgen sind weder übermäßig spannend, noch sind sie lustig. Und zu allem Übel gibt es auch keine wirklichen Überraschungen, sodass alles sehr vorhersehbar ist. Und dann spricht die tote Renate als Geist auch noch regelmäßig mit ihrem Sohn, um ihm die Hochzeit doch noch auszutreiben. Und weil man den Zuschauerinnen und Zuschauern offenbar nicht zutraut zu erkennen, wie die Stimmung unter den Hotelgästen aktuell ist, hat man im ganzen Hotel Bewertungs-Tablets aufgestellt, auf denen immer wieder zu sehen ist, wie die Gäste die Lage bewerten (meist drücken sie einen roten Piranja für: "schlecht").
Und auch Biggi (Angelika Milster), die im Film zusammen mit Edwin als Animateurin arbeitete, kann der Serie als Neu-Bösewicht kein Gewicht mehr verleihen. Im Gegenteil: Mit ihr verliert sich "Club Las Piranjas" endgültig im Holzhammer-Humor. Das zieht sich bis ganz zum Schluss, als Biggi unfreiwillig in den Mittelpunkt rückt. Wie gesagt: Liebhaber des Films werden vielleicht aus Nostalgie-Gründen auch die Serie mögen. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das neue "Club Las Piranjas" auf vielen Ebenen eine Enttäuschung ist. Aber so ist das ja auch manchmal mit Urlauben: Mal geht’s gut - und mal will man definitiv nicht zurückkommen.
Alle vier Folgen von "Club Las Piranjas" sind bei RTL+ zum Abruf verfügbar.