Kate Phillips hat das Fernsehgeschäft bereits aus fast allen möglichen Blickwinkeln betrachtet. Sie war Produzentin und stellte Factual-Formate, Comedys und Entertainment-Shows für diverse Sender her, arbeitete später aber auch für den Distributor BBC Worldwide. Seit eineinhalb Jahren ist Phillips nun für die Entertainment-Programme der BBC-Fernsehsender verantwortlich, zu denen viele kleine Formate, aber eben auch große Flaggschiffe wie "Strictly Come Dancing" zählen.

Bei der MIPFormats in Cannes machte sich Phillips nun für das Genre stark, für das sie arbeitet. "Entertainment-Formate bekommen nicht so viel Anerkennung wie sie verdienen", sagte sie am Sonntag und zog zum Vergleich die Oscar-Verleihung heran. Dort würden ja auch immer schwere Stoffe gewinnen und nicht die Komödien. Um das Ansehen zu verbessern, hat die Entertainment-Chefin seit ihrem Amtsantritt mehr als 50 neue Projekte angestoßen, darunter die bereits gestartete Musikshow "All Together Now", die von Endemol Shine produziert wird.

"Nichts macht mich aufgeregter als eine neue Idee", sagte Phillips in Cannes und machte deutlich, dass es ihr bei der Suche nach neuen Formaten keineswegs nur um bestimmte Sendeplätze geht. "Ich bin nicht so sehr auf Slots fokussiert, sondern will, dass die Leute mit ihren Ideen zu uns kommen." Den richtigen Sendeplatz werde man dann schon dafür finden.

Einen Schwerpunkt legt Kate Phillips aber weiter auf die große Samstagabendshow, die schon häufig totgesagt wurde, aber noch immer erstaunlich gut funktioniert. "Frisch, lustig und unwechselbar" müssten die Formate für diesen herausgehobenen Sendeplatz sein. "Unser Ziel ist es, Shows zu entwickeln, die in fünf oder zehn Jahren die Größte von 'The Voice' oder 'X Factor' haben." Dafür will Phillips ihnen auch die nötige Zeit geben, um sich zu entwickeln. 

Dass Netflix und Amazon Milliarden ausgeben und den klassischen Fernsehsendern mit attraktiven Programmen Zuschauer streitig machen, betrachtet Phillips indes von mehreren Seiten. "Natürlich sind das Wettbewerber", räumt sie ein. "Auf eine gewisse Art ist es aber zunächst einmal großartig, dass diese Firmen so viel Geld in den Produktionsmarkt pumpen." Man selbst habe ja schließlich gar nicht ausreichend Sendeplätze für all die guten Formate.

Mit Blick auf die großen Shows hält die BBC-Entertainment-Chefin die neuen Konkurrenten aber ohnehin für nicht allzu starke Wettbewerber. Mit Castingshows verhalte es sich ähnlich wie mit Live-Sport – man wolle diese Sendungen zusammen mit Familie und Freunden schauen, um in den nächsten Tagen mitreden zu können. Das beste Beispiel ist "Strictly Come Dancing", das jüngst bei BBC One so erfolgreich wie noch nie – ganze 13 Jahre nach dem Start.