Foto: DWDL"Was alle immer überall sehen wollen" war das Thema, das Matthias Alberti von ProSiebenSat.1, ZDF-Programmdirektor Bellut, Vox-Chef Frank Hoffmann und WDR-Fernsehdirektorin Verena Kulenkampff auf dem Medienforum.NRW diskutieren sollten - und das spärliche Ergebnis war: Das was sie immer und überall zu sehen bekommen, wird vorerst in erster Linie weiter das sein, was es auch bislang schon auf dem TV-Bildschirm zu sehen gab.

Die vier Diskutanten waren sich weitgehend einig: Fast alles, was es an professionell produzierten Inhalten auf absehbare Zeit im Web zu sehen geben wird, wird neben Zweitverwertung von bereits im TV ausgestrahlten Formaten vor allem eine Verlängerung bestehender TV-Formate sein. Kleinere Versuche reiner Internet-Formate gibt es zwar, wie etwa sevengames.tv oder blockbuster.tv bei ProSiebenSat.1 - doch sie haben vor allem Experiment-Charakter. Und ein Portal wie "Broken Comedy" leistet man sich wohl auch nur, weil daraus eine TV-Reihe gebastelt wird.

Finanzieren könne man Web-Formate einzig durch das Fernsehen, hieß es auf dem Panel. Verena Kulenkampff sagte, sie kenne bis heute kein Web-Bewegtbild-Angebot, das sich allein refinanzieren könnte. Bei den Öffentlich-Rechtlichen kommt zudem noch das Problem hinzu, dass ihnen rechtlich Produktionen von Formaten rein fürs Web gar nicht erlaubt seien, so Thomas Bellut.

Vox-Chef Hoffmann sagte, man sei natürlich offen gegenüber neuen Ideen, wolle dabei sein und nichts versäumen - aber in erster Linie komme es darauf an, seine Inhalte richtig gut zu erzählen. Dafür brauche man Geld, und das lasse sich eben nur im Fernsehen verdienen. Überhaupt wollte von einem Abgesang auf das Fernsehen, den Moderatorin Leo Busch mehrfach anstimmen wollte, niemand etwas wissen. Die Panel-Teilnehmer betonten unisono, dass die TV-Nutzung in den letzten Jahren trotz der Konkurrenz durch das Internet nicht abgenommen habe und auch für die Werbeindustrie das Fernsehen noch lange Zeit deutlich wichtiger bleibe als das Internet. Die hohen Wachstumsraten gebe es dort ja nur, weil man sich auf einem so niedrigen Niveau bewege.

Selbst die Erfolge, die die Sender mit Produktionen wie "Germany's Next Topmodel", das laut Matthias Alberti auf rund eine halbe Million Abrufe pro Folge im Internet kommt, seien ohne das Fernsehen nicht denkbar. "Das Fernsehen sorgt für die nötige Aufmerksamkeit", so Vox-Chef Hoffmann - und ohne die bleibt eben auch der Erfolg im Web aus. Auch eine Viralkampagne wie die von VW mit Horst Schlämmer, die gar nicht im Fernsehen lief, wäre ohne Schlämmers Auftritte bei RTL nicht möglich gewesen, so Hoffmann weiter.

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Und so waren sich im Grunde alle einig: Man beobachte sehr genau, was im Internet passiere, man experimentiere gerne - wenn auch derzeit angesichts der Wirtschaftskrise nur mit angezogener Handbremse - und man finde das alles ungeheuer spannend und schätze die Möglichkeit, dort vor allem auch ein jüngeres Publikum zu erreichen - aber wenn neue Formate entwickelt werden, dann schaut man allgemein und auf absehbare Zeit weiter erst mit dem dritten oder vierten Blick darauf, was man damit im Internet anstellen könnte.