
Im Interview mit dem "Tagesspiegel" verwies er nun darauf, dass der Sender den Krimi als "Imagegewinn" sehe und insbesondere mit der Sehbeteiligung jüngerer Zuschauer sehr zufrieden sei. Dennoch nutzt Jeltsch das Beispiel von "Kreutzer kommt" auch zur Kritik an der Mentalität im deutschen Fernsehen - seine Idee zu dem Format mit dem ungewöhnlichen Ermittler Kreutzer sei über Jahre von mehreren Sendern abgelehnt worden. Der bei kreativer Arbeit normalerweise als Kompliment zu verstehende Kommentar "Das gab es noch nie" sei dabei oftmals als Gegenargument genutzt worden; gerade bei den Öffentlich-Rechtlichen setze man "lieber auf Bewährtes in Variation".
Zu einem Rundumschlag gegen die gebührenfinanzierte Senderlandschaft holt Jeltsch in dem Interview jedoch nicht aus. Gerade der "Tatort" biete viele Möglichkeiten für Experimente, da "das Format stabile Zuschauerzahlen" garantiere, gleichzeitig aber den Autoren Raum lasse um "Grenzen auszutesten". Dennoch erwähnte er auch in diesem Zusammenhang, dass das Krimi-Genre in Deutschland viele Möglichkeiten noch besser nutzen könne: Gerade in den USA oder Skandinavien sei man mit dem Ausloten extremer Charaktere und bei der Variation der Erzählform schon weiter.
Inwieweit Jeltsch auch weiterhin mit klassischen Gepflogenheiten des TV-Krimis bricht, lässt sich am 28. November überprüfen. Dann startet der neue "Tatort" des Hessischen Rundfunks mit Ulrich Tukur in der Rolle des LKA-Ermittlers Felix Murot, welcher während der Verbrecherjagd Gespräche mit seinem Gehirntumor führt. Wobei laut Jeltsch auch die zentrale Rolle des Kommissars nicht zwingend nötig sei: "Es wird in Zukunft sicher auch Formate, Reihen geben, die auch ohne Kommissar auskommen und trotzdem spannende Geschichten erzählen", so Jeltsch im "Tagesspiegel".