Nach seinem Interview-Marathon war Harald Schmidt am Dienstagabend nun wieder vor der Kamera gefragt. Erstmals seit knapp acht Jahren moderierte er seine Late-Night-Show wieder in Sat.1, kritisch beäugt von zahlreichen Fernsehkritikern. Zu lustlos, zu gelangweilt: So fielen zahlreiche Kritiken an Schmidts Shows der vergangenen Jahre aus. Doch seine Sat.1-Rückkehr ist nun umso wohlwollender kommentiert worden.
Beate Strobel kommentierte bei "Focus Online": "Nicht das TV-Geschichte schreibende Comeback, sondern einfach Schmidts 1624. Sendung in der 16. Saison: Etwas Gaga-Theater, ein kleines Gag-Tischfeuerwerk und ein Gastgeber, der endlich wieder mit sichtbar viel Spaß bei der Sache war: Was will der Late-Night-Gucker mehr? Eben." "Spiegel Online"-Kollegin Daniela Zinser ging gar "glücklich wie lange nicht mehr ins Bett - und träumte von einer dritten Show des Meisters am Donnerstag."
Es ist ein Traum, den wohl auch Oliver Jungen hatte, als er seine Kritik für "FAZ.net" formulierte. "Was wir aber wollen: mehr von dem, was er wieder und wieder angekündigt hat in den letzten Tagen: schnelle, kecke Authentizität", endet seine Frühkritik. Jungens Urteil zur ersten Show: "Das hohe Tempo und die fulminante Präsenz hielt der Moderator die gesamte Sendung durch, die sich inhaltlich zum größten Teil als durchwachsen erwies: schön skurrile Einfälle (draußen schleicht unkommentiert Gaddafi vorüber) neben müden Einspiel-Lachfilmen, intelligente Witze neben vielen Standardgags".
Eines aber steht schon jetzt fest: Das Feuilleton hat Harald Schmidt wieder lieb. Fast schon staatstragend wird Matthias Kalle, wenn er im "Tagesspiegel" schreibt, dass der "Altmeister" heimgekehrt sei. Im Prinzip stehe "seit einem Jahrzehnt fest, dass er der Beste ist, immer noch, wenn er denn will, aber eigentlich will er nicht mehr, schon lange nicht. Über den Beginn schreibt Kalle: "Das ist gehobene Fernsehkritik in 30 Sekunden, und tatsächlich ist die Fernsehkritik das, womit sich Schmidt auch in der nächsten Stunde beschäftigen wird: Im Prinzip verachtet der Mann das Medium, das ihn groß gemacht hat – in dem Medium, das ihn groß gemacht hat. Schmidt, der Dialektiker, scheint wieder da zu sein."
Dass Harald Schmidt in seiner ersten Sat.1-Sendung weitgehend auf sich allein gestellt war, nimmt Katharina Miklis in ihrem Artikel bei "Stern.de" positiv zur Kenntnis. "Während im Ersten häufig Schmidts junges Team, wie zum Beispiel Katrin Bauerfeind, als Gag-Zulieferer zu sehen waren, fehlt von ihnen in der Comebackshow jede Spur. Es ist Schmidt pur. Und das ist gut so. Man hofft insgeheim, dass es so bleibt, auch wenn er sein Team zu Sat.1 mitgenommen hat." Ganz ähnlich sieht das Arne Willander von der "Berliner Morgenpost". Dessen Kritik steht unter dem Titel "Harald Schmidt amüsiert sich am besten allein".
"Aber der Spötter, das Lästermaul, der Sudler und Bildungsbürger Schmidt hat seit 15 Jahren keine Epigonen, keine Jünger, schon gar keinen Nachfolger hervorgebracht, was darauf hindeutet, dass er eine sehr spezifische Begabung haben muss", so Willander. Seine Erkenntnis zu Harald Schmidt: "Seine Manierismen funktionieren am besten, wenn er mit sich allein ist oder mit Profis des Metiers, die alle Klischees kennen. Er langweilt sich mit Anfängern, mit netten Menschen, mit Sachdiskussionen, Eitelkeiten und Komplimenten. Und man merkt es."
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