Jahr für Jahr wählt eine rund 70-köpfige Fachjury der Branchenzeitschrift "medium magazin" die "Journalisten des Jahres" - in diesem Jahr sticht dabei vor allem die Entscheidung in der Kategorie "Unterhaltung" heraus: Thomas Gottschalk wird mit dem Preis geehrt. Es stellt sich allerdings durchaus die Frage: Warum? Als Journalist ist Gottschalk in den vergangenen Monaten bei "Wetten, dass..?" allenfalls bei zumeist oberflächlichen Promi-Interviews in Erscheinung getreten. Ansonsten bleibt nur seine Moderation des ZDF-Jahresrückblicks vor einem Jahr, bei der er allerdings in der Tat eine gute Figur machte.

Kurios: Erst vor wenigen Tagen hatte Gottschalk betont, sich nie als Journalist gesehen zu haben. Immerhin: Seine neue Vorabend-Show im Ersten soll seinen Aussagen zufolge zumindest "eine gewisse journalistische Relevanz" besitzen. Als Begründung hieß es, Gottschalk habe nach dem schweren Unfall bei "Wetten, dass..?" "für einen selten Moment des Innehaltens in der immer sensationsheischenderen Unterhaltungsindustrie gesorgt und damit ein Nachdenken über die Grenzen von Unterhaltung provoziert". Im vergangenen Jahr hatte "heute-show"-Moderator Oliver Welke den Preis in der Unterhaltungs-Kategorie gewonnen.

 

Den Haupt-Titel als "Journalisten des Jahres" erhalten in diesem Jahr unterdessen Eckart Lohse und Markus Wehner von der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Sie werden für ihre akribische und unbestechliche Berliner Politikbeobachtung ausgezeichnet, die 2011 in ihrer Guttenberg-Analyse gipfelte: "Während der Medien-Mainstream den damaligen Verteidigungsminister als neue Lichtgestalt der deutschen Politik feierte, recherchierten die beiden über zwei Jahre hinweg hartnäckig und unbeeinflusst von vorgefassten Meinungen für ihre Biografie über Karl Theodor zu Guttenberg", hieß es zur Begründung.

Das Ergebnis sei eine "tiefgründige, kritische Analyse von Person und Politik, die von bestem, unabhängigen Journalismus zeugt und die Berichterstattung von FAZ und FAS in der Causa Guttenberg erheblich stützte". Zudem ging noch ein weiterer Preis an die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" - sie wurde zugleich zur "Redaktion des Jahres" gewählt, weil sie konsequent auf einen eigenen Ton setze, mit herausragenden Analysen brilliere, intelligent mit Unterhaltung spiele und insbesondere im Jahr 2011 Mut zur streibaren Auseinandersetzung gehabt habe. Den Preis für sein Lebenswerk erhält Georg Stefan Troller, der nach Ansicht der Jury das Fernsehen mit seinen Reportagen revolutioniert habe.

Neben Thomas Gottschalk wurden übrigens in neun weiteren Fachkategorien die "Journalisten des Jahres" gewählt. Wolfgang Blau von "Zeit Online" setzte sich bei der Wahl der Jury in der Kategorie "Chefredakteur" durch, Fußball-Kolumnist Arnd Zeigler (Radio Bremen/WDR) erhält die Auszeichnung in der Kategorie "Sport", als bester Newcomer wurde Richard Gutjahr gewählt. Weitere Preise gehen an Andrea Röpke (freie Journalistin/Politik), Heike Faller ("Zeit-Magazin"/Wirtschaft), Willi Winkler (freier Journalist/Kultur), Dagmar Röhrlich (freie Journalistin/Wissenschaft), Stefan Buchen (freier Journalist/Reporter) sowie "Rhein-Zeitung"-Chefredakteur Christian Lindner (Region/Lokal).

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