Der Schweizer Anne-Frank-Fonds stört sich an der geplanten ZDF-Verfilmung des Lebens der von den Nationalsozialisten ermordeten Schülerin Anne Frank. Bereits vor zwei Jahren habe man die erste deutsche Verfilmung der Geschichte der Familie und Anne Frank basierend auf Originaltexten der Tagebücher sowie neu publiziertem Archivmaterial angekündigt, heißt es in einer Mitteilung des Fonds. Die weltweiten Rechte seien hierfür an die AVE Gesellschaft für Fernsehproduktion gegangen, deren Film Anfang 2015 in die Kinos kommen soll und damit pünktlich zum 70. Todestag von Anne Frank sowie 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges.

Über dieses Vorhaben habe man bereits 2012 unter anderem das ZDF informiert, auch in persönlichen Gesprächen mit dem ZDF-Programmleiter Reinhold Elscholt. Der lehnte jedoch nach Angaben des Fonds eine Beteiligung des Senders an diesem Projekt ab. Auch die Produzenten Constantin und Moovie - the Art of Entertainment seien damals über das Projekt und die vergebenen Rechte informiert worden. Dass diese nun zusammen mit dem ZDF einen eigenen Film über Anne Frank auf die Beine stellen, ärgert die Verantwortlichen des Anne-Frank-Fonds. Man wünsche sich, "dass gerade das ZDF nicht Quote, sondern Qualität, Seriosität und Weitsicht mit Blick auf die Sache allen anderen Interessen voranstellt."

Zugleich betonte der Fonds, kein Verständnis dafür zu haben, dass das ZDF dem Thema Jahrzehnte lang kaum Beachtung schenkte "und nun plötzlich verkündet, mit Constantin-Geschäftsführer Oliver Berben einen Film über Anne Frank zu produzieren". Die Rede ist von einem "beispiellosen Vorgehen gegen nicht-kommerzielle Rechteinhaber", das nicht nur gegen Usanzen, Fairness und Anstand verstroße, auch "ein respektloses Verhalten einer im Holocaust weitgehend vernichteten Familie" darstelle. In diesem Zusammenhang wird das ZDF nun aufgerfordert, das angekündigte Filmprojekt zu stoppen. Der Sender betonte gegenüber der "Süddeutschen Zeitung", es hätten mehrere Angebote für eine Verfilmung vorgelegen und gab "inhaltliche und konzeptionelle Gründe" für die Entscheidung an.

"Unter anderem hatte die Idee, Gegenwart und Geschichte mit einem modernen dramaturgischen Ansatz zu verbinden, um so auch jüngere Zuschauer für das Thema zu interessieren, die Programmverantwortlichen des ZDF überzeugt", so das ZDF in einer Stellungnahme. Dem Fonds sei zudem bereits seit Monaten bekannt, dass sich das ZDF für dieses Projekt entschieden habe. Aus Sicht des Senders schade es dem Anliegen nicht, wenn sich mehrere Projekte dem Thema widmen. "Es war und ist nicht die Absicht des ZDF, der Familie und dem Fond respektlos zu begegnen", erklärte der Sender und betonte abschließend, die Rechte Dritter "selbstverständlich beachten" zu wollen.

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