Diese Meldung hat in der gesamten Medienbranche für ein kräftiges Beben gesorgt: Axel Springer verkauft seine Regionalzeitungen "Berliner Morgenpost" und "Hamburger Abendblatt" sowie etliche Programm- und Frauenzeitschriften an die Funke Mediengruppe. Wenn es nach Verleger Hubert Burda geht, könnte Springer damit einen fatalen Fehler begangen haben. "Viele Verleger geben zu schnell auf was sie haben, statt darüber nachzudenken, wie sie es ausbauen könnten", sagt er im Interview mit dem "Handelsblatt". 

Burda könne sich "sehr gut vorstellen, dass Springer unter dem Druck der Börse und einzelner Investoren agieren muss". Und zu denen gehörten eben auch solche, die sich nicht mehr für gedruckte Warte interessierten. Mehr wollte Burda nicht zum Thema Springer sagen, hält aber generell fest: "Print bleibt ein solides Mediengeschäft, von dem man sich nicht überhastet trennen sollte." Im Netz würden einige Medienmacher inzwischen "zu hastig, ja aufgeregt" agieren - "einfach weil sie an ihr traditionelles Geschäft nicht mehr glauben". Gerade Deutschland habe aber eine Lese- und Schreibkultur, "die es nirgendwo anders gibt". 

Auf der Burda-Digitalkonferenz DLD sagte Hubert Burda noch vor wenigen Wochen, dass in der heutigen Zeit niemand mehr allein mit Qualitätsjournalismus überleben könne. Im "Handelblatt" relativiert er diese Aussage: Er habe sich nicht auf das gedruckte Wort bezogen, sondern "lediglich auf hochwerten News-Journalismus im Internet". Dort würden laut Burda derzeit nur "Bild", "Spiegel" und "Focus" über die Runden kommen. 

Hubert Burda glaubt zudem nicht an ein baldiges Ende gedruckter Zeitungen oder Magazine: "Im Vertriebsgeschäft setzt unsere Branche alleine mit Zeitschriften 3,5 Milliarden Euro um, davon 2,5 Milliarden im Grosso. Paid Content im Netz bringt bislang geschätzt allenfalls einen zweistelligen Millionenbetrag. Das zeigt, wie bedeutend Print ist - und bleibt." Dass ausgerechnet eine Firma die "Tagesschau"-App entwickelt hat, an der Burda beteiligt ist, verteidigt er: Sonst hätte das ja sowieso jemand anders gemacht. 

Und auch die Kritik an der vermeintlichen Gratis-Mentalität der "Huffington Post" will der Veleger nicht gelten lassen: "Wir haben dort eine richtige Redaktion mit festangestellten Journalisten, zusätzlich binden wir Experten ein", sagt Burda. Google News dagegen brauche gar keine Journalisten mehr, sondern "nur noch Algorithmen". 

Einen Wachstumsmarkt hat Burda im Lifestyle-Segment ausgemacht: "Hedonismus ist mehr als ein Zeitgeist-Phänomen. Viele Millionen Menschen haben dank der Globalisierung plötzlich die Möglichkeit zum Aufstieg. Dahinter steckt das Streben nach Glück, wie es schon in der amerikanischen Verfassung verankert wurde." Die deutsche Ausgabe von "Harper's Bazaar" sei mit ihrer ersten Ausgabe im Anzeigengeschäft "eine der erfolgreichsten Einführungen, die es hierzulande je gab", schwärmt Burda. “Schwer tut sich eher der Nachrichtenbereich. Nachrichten sind einfach extrem schnell verderblich geworden."