Silke Burmester© taz
Die Kolumne von Silke Burmester tauchte in schöner Regelmäßigkeit auch in meiner Facebook-Timeline auf. Wenn nicht, war sie spätestens dann Lesevergnügen sobald ich mal eine ruhige Minute hatte. An diesem Mittwochvormittag aber bekundeten plötzlich mehrere meiner Freunde bei Facebook Ihr Bedauern. Irgendwas muss passiert sein. Einen Klick später war klar: Silke Burmester zieht sich von der Medienfront ein gutes Stück zurück - und gibt ihre wöchentliche Kolumne in der "taz" auf. In ihrer Abschiedskolumne zieht sie auf ihre Art eine Parallele zum Brexit: Vielleicht sollte man einfach einmal ausprobieren, ob man auch ohne einander klar kommt.

Sieben Jahre lang rückte Burmester jeden Mittwoch an die Front vor - und hatte in ihrer Kolumne nie Probleme damit, scharf zu schießen. Die unberechenbare Leidenschaft mit der sie sich erregte war mal spitz, mal überschlug sie sich auch über das Ziel hinaus. Wer seine Haltung und Sympathien so offenlegt, wie Burmester, macht sich nicht nur Freunde. Und das bleibt nicht ohne Spuren: „Ich habe keine Lust mehr, den Kopf hinzuhalten. Ich habe das immer gern gemacht, aber ich habe es lange genug gemacht“, erklärt Burmester. In Zeiten von Agentur-Meldungen, Pressemitteilungen und glattgebügelten Aussagen war die Unverblümtheit ihrer Texte so oder so allerdings eine erfreuliche Ausnahmeerscheinung.

Inhaltlich widmete sich Burmester allen akuten Themen der deutschen Medienlandschaft. Die Lage freier Journalistinnen und Journalisten sowie Gleichberechtigung und Frauenquote - das waren allerdings Herzensangelegenheiten und dürften es auch bleiben. Sie tat und will auch weiterhin tun, was man als umtriebige freischaffende Journalistin tun will (oder muss): Seminare, Vorträge, Jury-Aufgaben. Und mit längeren Themen war sie zuletzt u.a. auch schon für „turi2 Edition“ tätig. Zu Gruner+Jahr gehen, „was mit Blumen und Häkeln machen“ - das komme für sie aber nicht in Frage, lässt sie in ihrer letzten Kolumne wissen. Burmester: „Vielleicht was mit Tieren. Oder alten Leuten. Ich denk mal drüber nach.“

Es ist nicht so als wenn sich sich zur Ruhe setzt. Ein Abschied ist es aber auf gewisse Art und Weise schon. „Meinen Twitter-Account @medienfront werde ich noch eine Zeitlang behalten und dann in etwas Allgemeineres überführen. Zu Inhalten auch mit ohne Medien. Man muss sich auch mal breiter aufstellen“, kündigt sie an.