Dass über bestimmte Themen in den Medien nicht berichtet wird, hat viele Gründe und nichts mit der vielzitierten "Lügenpresse" zu tun. Manche Ereignisse erscheinen den Redaktionen nicht berichtenswert, weil sie zu weit weg sind oder vielleicht zu kompliziert erscheinen. Das tägliche Abwägen von berichten und nicht-berichten gehört zum Alltag von Journalisten. Die Initiative Nachrichtenaufklärung e.V. hat es sich zum Ziel gemacht, jährlich über die Themen zu informieren, die ihrer Meinung nach zu kurz in den Medien kommen. Nun hat die Jury der Initiative gemeinsam mit der Nachrichtenredaktion des Deutschlandfunks die Liste für das aktuelle Jahr vorgelegt.

Auf Rang eins der vergessenen Nachrichten 2017: Die Bundesrichterwahl, die laut der Jury "unklar und wenig nachvollziehbar" ist. "Stellenausschreibungen werden nicht öffentlich gemacht. Das Prinzip der Chancengleichheit wird zu wenig berücksichtigt. Der Richterwahlausschuss wird vom Deutschen Bundestag bestimmt und setzt sich ausschließlich aus Parteimitgliedern zusammen. Entsprechend ist die Gefahr einer parteilichen Auswahl groß."

Auf den Plätzen zwei und drei kommen die Auslandseinsätze der Bundeswehr, die größtenteils unbekannt sind, und Costa Rica bzw. alle Länder ohne Militär. Zu letzterem Thema meint die Jury: "Schon die Frage nach den Erfolgschancen und den Vorteilen militärloser Staaten, insbesondere für deren Wirtschafts- und Bildungssysteme der entsprechenden Länder, verleiht dem Thema Relevanz. [...] Militärlose Länder und ihre Strategien könnten Alternativen zu bewaffneten Einsätzen aufzeigen. Das sollte medial breiter aufgezeigt und diskutiert werden."

Weitere Themen, bei der die Medien laut der Initiative Nachrichtenaufklärung einen blinden Fleck aufweisen, sind die Nahrungsmittelverschwendung und der dadurch bedingte Hunger in der Welt, die Rolle des Westens im Jemen-Konflikt, Gewalt in der Pferdeausbildung sowie die medikamentöse Ruhigstellung in Altenheimen und die Scheinselbstständigkeit unter freien Mitarbeitern.

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