Bereits vor rund einem Monat ist bekannt geworden, dass Arte eine fertige Dokumentation über wachsenden Antisemitismus in Europa nicht zeigen will (DWDL.de berichtete). Grund dafür sind Formfehler, so entspreche der Film nicht dem in Auftrag gegebenen Projekt. Nun hat sich der Zentralrat der Juden in die Sache eingeschaltet und in einem Brief an Arte-Präsident Peter Boudgoust gefordert, der Film solle freigegeben werden. Er wolle die Doku nicht journalistisch bewerten, schreibt Zentralratspräsident Josef Schuster, dennoch könne er die formalen Gründe nicht nachvollziehen.

In seinem Brief schreibt Schuster weiter, dass der wachsende Antisemitismus höchst relevant sei und die Doku auch zum Bildungsauftrag der öffentlich-rechtlichen Sender gehöre. Arte selbst wies das nun zurück, in einem Offenen Brief antwortete Programmdirektor Alain Le Diberder Schuster und bekräftigte noch einmal die Kritik an dem Film. "Ich darf Ihnen versichern, dass ehrenwerte und gute Gründe zu dieser Entscheidung geführt haben", sagt Diberder und verweist auch nochmal auf den federführenden WDR, der sich inzwischen auch auf die Seite von Arte gestellt hat.

Diberder kritisiert, dass man eine Doku erhalten habe, die "in wesentlichen Bestandteilen nicht dem von der Programmkonferenz genehmigten Projekt entspricht." Zudem sei man über die fundamentalen Änderungen "bis unmittelbar vor der Lieferung des Films bewusst im Unklaren gelassen" worden und habe sich dementsprechend nicht dazu verhalten oder Kritik äußern können. Dass die formalen Gründe nun, vor allem in den sozialen Netzwerken, lächerlich gemacht werden, kann der Arte-Programmdirektor nicht verstehen. "Gerade in einem Gemeinschaftsunternehmen wie Arte ist die Einhaltung der fundamentalen Regeln zur Programmgestaltung eine Grundsatzfrage und wir können es nicht akzeptieren, dass ein Produzent oder Autor eigenmächtig und ohne Absprache mit Arte versucht, sein Sujet frei zu wählen." Das gelte für alle Themen.

Bereits vor einem Monat ließ Arte wissen, dass der fertige Film das eigentliche Thema "nur sehr partiell" behandle und dass man den ihn deshalb nicht zeigen werde. Produzent Joachim Schröder, der die Doku gemeinsam mit Sophie Hafner verantwortet, hat sowohl in Deutschland und Frankreich, aber auch in Israel und Gaza gedreht. Letzteres ist für die Arte-Verantwortlichen offenbar ein Problem. Die Macher sehen hinter der Begründung des angeblich verfehlten Themas nur eine Ausrede: Schröder vermutet, Le Diberder hätte Angst, mit der Doku Muslime zu provozieren.