Gemeinsam wollen sie stärker sein: ProSiebenSat.1 hat zusammen mit der französischen TF1 Group und dem in Italien und Spanien aktiven Medienkonzern Mediaset zu gleichen Teilen die "European Broadcaster Exchange" (EBX) gegründet. Ziel sei es, den Bedarf an sicheren Umfeldern und qualitativ hochwertigen pan-europäischen Video-Kampagnen vollumfänglich zu bedienen. Dabei liege der Fokus zu Beginn auf programmatische Video-Kampagnen, also der automatisierten und datenbasierten Aussteuerung des Ein- und Verkaufs von digitaler Werbung.

Das Joint Venture soll gleichzeitig den Startpunkt einer tiefergehenden strategischen Zusammenarbeit bilden, mit dem Ziel, die technologische Weiterentwicklung von Online-Werbung voranzutreiben. Vor allem geht es den drei Medienhäusern darum, globalen Wettbewerbern effizienter gegenüberzutreten, also etwa Google und Facebook. EBX soll seinen Sitz in London haben und dort ein eigenes Vertriebsteam sowie eine automatisierte Handelsplattform für digitale Bewegtbildwerbung aufbauen - sofern die europäischen Wettbewerbsbehörden zustimmen.

Christof Wahl© ProSiebenSat.1 Media SE
"Viele international agierende Unternehmen haben einen hohen Bedarf an qualitativ hochwertigen und sicheren Werbeumfeldern im Video-Bereich", sagt Christof Wahl (Foto), Digitalvorstand und COO bei ProSiebenSat.1. "Unser Joint Venture bietet ihnen die Möglichkeit, pan-europäische Kampagnen im Umfeld von Premium-Videos in einem Wirtschaftsraum von über 250 Millionen Einwohnern automatisiert und einfach zu buchen. So erhalten wir den Zugang zu zusätzlichen Werbebudgets, die wir auf Länderebene bislang nicht adressieren konnten."

RTL Group richtet internationalen Vermarkter neu aus

Auch bei der RTL Group hat man dieses Potenzial erkannt. Erst kürzlich hatte der Konzern seinen internationalen Vermarkter IP Network strategisch neu ausgerichtet und in RTL AdConnect umbenannt (DWDL.de berichtete). Im Zuge dessen soll ab sofort auch Bewegtbild außerhalb des klassischen TV-Geschäfts vermarktet werden - Total Video statt klassischem TV also. Neben den Fernsehsendern der Gruppe - darunter RTL in Deutschland und M6 in Frankreich - geht es auch um die Vermarktung externer Sender wie ITV  in Großbritannien und RAI in Italien. Auch "leistungsstarke Multi-Plattform-Netzwerke" gehören zum Portfolio, wie man betont.

"Wir werden im Rennen um internationale Onlinevideo-Kampagnen die Nase vorn haben, wenn wir eine große paneuropäische Reichweite in Umfeldern mit Brand Safety kombinieren – beides garantieren wir mit dem Portfolio der RTL Group in Europa ergänzt um RAI in Italien, und ITV in England", sagte Stéphane Coruble, Geschäftsführer von RTL AdConnect, am Freitag zu DWDL.de. "Damit erreichen wir 160 Million Zuschauer in 12 Länder, und 26 Milliarden Video Views auf unseren Catch up services, websites und Multi-Channel-Networks."

Ganz ähnlich klingt das bei ProSiebenSat.1, wo der Fokus in diesen Tagen nun also ebenfalls wieder verstärkt auf den internationalen Markt gelegt wird. Bereits im Januar hatte man zusammen mit der TF1 Group und Mediaset bekanntgegeben, im Bereich Multi-Channel-Networks künftig zusammenzuarbeiten wollen. Die drei Medienhäuser sind zugleich Mitglieder der "European Media Alliance", einem Netzwerk europäischer TV-Konzerne, das ProSiebenSat.1 im Jahr 2014 initiiert hat, um gemeinsame Synergien und Investmentmöglichkeiten zu schaffen.