Pünktlich zu den Screenforce Days in Köln meldet sich Anke Schäferkordt, Geschäftsführerin der Mediengruppe RTL Deutschland, mit einem Interview in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ zu Wort. Die größte News kommt aus dem Digitalen nachdem vorerst keine weiteren klassischen Sender geplant sind: „Eines unserer Hauptziele ist es, abseits des linearen Fernsehens zu wachsen. Wir prüfen daher, wie wir das Angebot unserer Videoplattform TV Now systematisch erweitern“, erzählt Schäferkordt im Gespräch mit „FAZ“-Redakteur Jan Hauser.



Wenn RTL in neue, eigene Serien investiere, sei das auch ein Investment in TV Now. Mit mehr eigenen Inhalten, an denen die Mediengruppe RTL Deutschland alle Rechte halte, sei mehr möglich: „Damit werden wir auch Programm zuerst online anbieten.“ Bereits zur Markteinführung von TV Now kündigte Marc Schröder, damaliger Geschäftsführer von RTL Interactive, an, dass die Marke TV Now perspektivisch mehr sein soll als Stream und CatchUp-TV. „Sie werden sicherlich spätestens im nächsten Jahr mehr zu TV Now hören“, deutet Anke Schäferkordt jetzt im „FAZ“-Gespräch an.

Das könnte auch die Angebotsstruktur und Preiseverändern. „An der genauen Gestaltung arbeiten wir noch“, sagt die Chefin der Mediengruppe. „Aber ganz sicher ist, dass exklusive Inhalte eine wichtigere Rolle für TV Now spielen werden.“ Diese Ankündigung versteckt sich am Ende eines Gesprächs, das für die „FAZ“-Leser allerdings lieber mit dem Dauerbrenner „Fernsehen vs. OnDemand“ aufgemacht wird. In der Branche schon oft durchgekaut, hat das Thema für die Tagespresse scheinbar noch einen hohen Reiz. Dabei wiederholt sich die Frage ebenso wie die Antwort seit einem halben Jahrzehnt in schöner Regelmäßigkeit.

Ob neue SVoD-Anbieter eine Konkurrenz darstellen für das Free-TV, werden Verantwortliche des linearen Fernsehens weltweit gefragt. Auf die naheliegende und daher oft gestellte Frage gibt es sehr oft die gleiche Antwort: Netflix, Amazon und Co. seien eher Konkurrenz für das Bezahlfernsehen. Auch Anke Schäferkordt, Geschäftsführerin der Mediengruppe RTL Deutschland, bemüht diese Argumentation im „FAZ“-Gespräch mit Jan Hauser. Er allerdings kennt den Hebel, um die vermeintlich festsitzende Argumentation ein Stück ins Wanken zu bringen.

„Was machen Sie anders, wenn RTL zum Bezahlsender wird?“, fragt er mit Bezug auf das technische Entgelt für den HD-Empfang der werbefinanzierten Fernsehsender der Mediengruppe RTL Deutschland. „RTL wird nicht zum Bezahlsender. Die Zuschauer zahlen nicht für das einzelne Program, sondern für einen technischen Zugang“, kontert die Chefin der Mediengruppe RTL Deutschland. „Das ist in jedem anderen Land üblich und betrifft viele Privatanbieter.“ Längst wollen auch die deutschen ehemals frei empfangbaren Fernsehsender Erlöse aus dem Distributionsgeschäft erzielen, wie es in der Tat in anderen Ländern durch seit je her andere Strukturen der Fall ist.

So sehr man in Köln und auch Unterföhring den Begriff des Bezahlfernsehens von sich weist, so deutlich ist auch: Die großen deutschen Privatsender sind im angestrebten Fernsehstandard HD nur noch gegen Bezahlung zu sehen. Seit diesem Jahr sind Kunden des digitalen Antennenfernsehens zur Zahlung gezwungen, wollen sie „frei empfangbares“ „Free TV“ sehen. Diese von den Sendern mit Blick auf neue Erlösquellen selbstgewählte Beschränkung der Reichweite schmeckt den Werbekunden des früher mal auf maximale technische Reichweite bedachten Massenmediums Fernsehen nicht so gut. Es ist einer der Kritikpunkte, dem sich einige TV-Vermarkter in den kommenden beiden Tagen auch bei den Screenforce Days ausgesetzt sehen werden.

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