„Wir haben gut zu tun“, erklärten Dr. Christian Franckenstein und Achim Rohnke. Die Geschäftsführer der Bavaria Film sprachen beim jährlichen Pressegespräch in München am Freitagvormittag von der besten Auslastung der Studios im Münchener Süden seit Ende der 90er Jahre. Insbesondere im Show-Bereich habe sich ein Investment in den Standort und seine technische Infrastruktur bezahlt gemacht. Und die Zahl der Show-Produktionen soll weiter steigen. Endemol Shine Germany verlagert die Produktion der Primetime-Shows seiner Tochter Florida TV von der MMC in Köln nach München.

Im August und September finden die Aufzeichnungen zu Joko Winterscheidts neuer ProSieben-Show „Dabei sein ist teuer“ statt, im Herbst folgen dann die Produktionen von „Das Duell um die Welt“ und „Die beste Show der Welt“. „Dass uns Partner wie ProSiebenSat.1 mit neuen Shows weiter ihr Vertrauen aussprechen, freut uns sehr“, so Achim Rohnke. Vor einem Jahr hatten Franckenstein und er noch beklagt, dass es Medienhäuser aus München zur Produktion so oft in die Ferne zieht.

In diesem Jahr gibt es bei Bavaria offenbar wenig Grund zur Klage. Christian Franckenstein attestiert der deutschen Fernsehbranche eine gesunde Konjunktur, auch angeregt durch den Markteintritt neuer Wettbewerber, die andere Marktteilnehmer aufgeweckt hätten. Einziger Wermutstropfen: „Normalerweise steigen Preise bei höherer Nachfrage. Nicht aber im Produktionsgeschäft.“ Der nach seinem Antritt angestoßene Umbau der Bavaria Film sei weitgehend abgeschlossen, sagt Franckenstein bei der Vorlage der neuesten Zahlen für das Geschäftsjahr 2016/17.

Jener Umbau mache Vergleiche mit Vorjahreszahlen schwierig, aber auch bereinigt ist die Bavaria auf Wachstumskurs. Insgesamt erwirtschaftete man im Geschäftsjahr 2016/17 einen Umsatz von 223,85 Millionen Euro. Bereinigt um einmalige Erträge aus Sondereffekten lag der Gewinn (EBIT) bei 13,12 Millionen Euro. Ein stolzes Ergebnis, aber Franckenstein stapelt tief. Der Jahresüberschuss nach Fremdanteilen lag bei 10,5 Millionen Euro. Mit diesen Summen sei das Unternehmen „mittelständisch“ unterwegs. Mancher Sender-unabhängige TV-Produzent würde dies sicher anders sehen.

Auch künftig will man mit einer EBITDA-Marge von 8-10 Prozent bzw. EBIT-Marge von 5 Prozent wirtschaften. Als Umsatzziel gab Christian Franckenstein die Marke von 250 Millionen Euro aus. Eine „gesunde Finanzlage macht handlungsfähig“, erklärt der Vorsitzende der Geschäftsführung. So seien auch Zukäufe denkbar, denn Bavaria Film will wachsen und das ganz besonders im Non-Fiktionalen. Dort habe man weiterhin Aufholbedarf. „Wir machen zu wenig Entertainment“, analysiert Franckenstein. Zwar habe Bavaria Entertainment unter Führung von Oliver Fuchs bereits gute Fortschritte gemacht, aber insgesamt sei „die proportionale Verteilung von Fiction und Non-Fiction nicht zukunftsfähig“.

Gerade beim Privatfernsehen, bei dem Franckenstein im Übrigen mehr Wachstumspotential für die Bavaria Film sieht als bei seinen Gesellschaftern (den Öffentlich-Rechtlichen), stehe non-fiktionale Unterhaltung einfach sehr hoch im Kurs. In diesem Bereich sei neben organischem Wachstum auch ein Zukauf denkbar. Hier anzusetzen sei sogar ein „strategisches Muss“. Fiktionale Erfolge feiert Bavaria dennoch: Die sechs meistgesehenen „Tatort“-Ausstrahlungen des Jahres seien allesamt Produktionen von Bavaria-Töchtern gewesen. Und beim Megaprojekt „Das Boot“ hört man enormen Stolz, aber auch Respekt vor der Größe der Produktion heraus.

„Das Boot“ entsteht allerdings nur zu geringen Teilen am Standort Geiselgasteig. Das sei auch eine Frage der Fördermittel. Den Heimatstandort zu stärken, bleibt das erklärte Ziel. Um die z.B. im Hinblick an die verkehrstechnische Anbindung ungünstige Lage im Münchener Süden weiß man - und will innovativ gegensteuern. Denkbar sei, so Franckenstein am Freitag, auf dem Bavaria-Gelände ein Boardinghouse einzurichten, mit dem man Kreativen und Crew von Produktionsfirmen vor Ort temporäre Unterkünfte zur Verfügung stellen könnte.