Bereits am Dienstag ist auch die Aktie der RTL Group gehörig unter Druck gekommen. Weil am Abend zuvor ProSiebenSat.1 bekanntgab, im laufenden Jahr nun doch nicht mit einem Plus im TV-Werbemarkt zu rechnen, sondern nur lediglich mit einem gleichbleibenden Ergebnis, sackten die Aktien von beiden TV-Konzernen ab. Nun hat die RTL Group ihre Quartals- und Halbjahreszahlen veröffentlicht und dabei ein ähnliches Bild gezeichnet. So sei der TV-Werbemarkt in Deutschland im ersten Halbjahr insgesamt um bis zu 3,0 Prozent geschrumpft, man selbst habe aber stabile Werbeerlöse erzielen können.
Anders als ProSiebenSat.1 erwartet man bei der RTL Group aber nicht für das ganze Jahr eine Stagnation. So sollen die Werbeerlöse im dritten Quartal um drei Prozent steigen, auf Jahressicht will man ein Plus von etwa einem Prozent erreichen. Das erklärten Bert Habets und Guillaume de Posch, Co-CEOS der RTL Group, am Mittwoch vor Analysten in einer Telefonkonferenz.
Grundsätzlich präsentierte die RTL Group am Mittwoch gute Geschäftszahlen. Der Umsatz im zweiten Quartal kletterte um 8,8 Prozent auf 1,573 Milliarden Euro, auf Halbjahressicht betrug das Plus immerhin noch 3,5 Prozent - 2,978 Milliarden. Dazu beigetragen hat vor allem das große Wachstum der Digitalsparte (+47 Prozent) auf 389 Millionen Euro, aber auch die Mediengruppe RTL Deutschland legte im ersten Halbjahr um rund 36 Millionen Euro zu. Und auch die Umsätze bei der französischen Groupe M6 und FremantleMedia stiegen im Vergleich zum Vorjahr an. Das alles habe dazu beigetragen, das schwächelnde TV-Werbegeschäft zu kompensieren. Das EBITDA sank im ersten Halbjahr um 7,8 Prozent auf 626 Millionen Euro. Rechnet man einen Einmaleffekt heraus, der die Groupe M6 betroffen hatte, sei man hier stabil unterwegs, so der Konzern. Im September soll eine Dividende in Höhe von einem Euro ausgeschüttet werden.
Durch das starke Digitalgeschäft und die schwächelnde TV-Werbung verschieben sich auch die Verhältnisse im Konzern. So erreicht die RTL Group derzeit noch 48,7 Prozent seines Umsatzes mit klassischer TV-Werbung, 13,1 Prozent kommen bereits über die digitalen Aktivitäten rein. Weitere 17,5 Prozent macht der Konzern über die Produktion von Inhalten. Hinzu kommt noch der Umsatz durch Radiowerbung, Plattform-Erlöse und sonstige Einnahmen.
Die Jahresprognose behält die RTL Group aufrecht, man will im niedrigen einstelligen Prozentbereich wachsen. Ähnliches war von ProSiebenSat.1 auch schon zu hören. Die RTL Group hat bei der Vorlage ihrer Geschäftszahlen nun zudem verkündet, dass man die eigenen Gebäude in Luxemburg nun doch nicht verkaufen und zurückmieten will. Das habe man aufgrund der guten finanziellen Situation entschieden, in der man sich befinde, so das Management. Das Projekt sollte eigentlich in diesem Jahr realisiert werden.
Bert Habets und Guillaume de Posch, Co-CEOs der RTL Group, erklären in einer gemeinsamen Stellungnahme: "In den vergangenen fünf Jahren haben wir unsere Ertragsströme diversifiziert. Wir haben in schnell wachsende digitale Video- und Ad-Tech-Unternehmen investiert, die Produktion von High-End-Drama-Serien vorangetrieben und die Plattformumsätze gesteigert." Die vorgelegten Geschäftszahlen unterstreichen den Erfolg in der Strategie, sagen sie. "Gleichzeitig ist die anspruchsvolle Entwicklung der TV-Werbemärkte ein klares Signal, unsere Strategieausführung zu beschleunigen."
So habe man gerade erst beschlossen, das Start-up SpotX komplett zu übernehmen, für die verbleibenden 36,4 Prozent des Unternehmens zahlt man 123 Milionen Euro. Die RTL Group ist hier seit 2014 investiert. Gemeinsam mit Smartclip und SpotX will man nun ad AdTech-Geschäft deutlich ausbauen. Im Zuge dessen könnte es auch zu weiteren Übernahmen kommen. Habets und de Posch betonen zudem noch einmal ausdrücklich, dass man in Deutschland gut mit der Strategie fahre, in eigene Inhalte zu investieren - hier habe man andere kommerzielle Anbieter (sprich: ProSiebenSat.1) in der Zuschauergunst inzwischen weiter auf Distanz gebracht.