Weil RTL mit seinen Filmen am Sonntagabend nur noch selten gegen den "Tatort" bestehen kann, ist der Sender zuletzt dazu übergegangen, verstärkt auf Shows zu setzen. Zur Riege an Formaten zählten auch zwei Ausgaben von "Mensch Gottschalk", einer Art Halbjahres-Rückblick, in dem über Themen gesprochen werden sollte, die das Land bewegen. Allzu bewegt war das Publikum allerdings nicht: Während die erste Ausgabe immerhin noch knapp über zwei Millionen Zuschauer erreichte, wurden Ende Mai gerade mal noch noch 1,6 Millionen gezählt.

Mehr als ein Marktanteil von acht Prozent war in der Zielgruppe nicht drin, sodass die Zukunft des Formats überaus fraglich war - erst recht, nachdem schon nach der Premiere allgemeine Unzufriedenheit geäußert wurde. Jetzt steht fest, dass Moderator Thomas Gottschalk keine dritte Chance erhalten wird, das Ruder doch noch herumzureißen. Ausschlaggebend für die Entscheidung waren allerdings nicht nur die Quoten. "Wir werden 'Mensch Gottschalk' nicht weiterproduzieren, da der Sendeplatz von Spiegel TV am Sonntag ab Sommer 2018 nicht mehr existiert", bestätigte RTL-Sprecher Matthias Bolhöfer gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de.

Tatsächlich war das Show-Projekt unter Produktions-Gesichtspunkten durchaus ungewöhnlich, weil die beiden Ausgaben von "Mensch Gottschalk" unter cleverer Nutzung der Drittsendelizenz von dctp und Spiegel TV entstanden. Für die Produktion der Sendung zeichnete daher Spiegel TV verantwortlich. Erst vor wenigen Wochen hatte die Niedersächsische Landesmedienanstalt (NLM) die Drittsendeplätze allerdings neu ausgeschrieben - und im Zuge dessen damit überrascht, dass die bisherigen Sendeplätze am späten Sonntagabend, wo das Politmagazin seit vielen Jahren beheimatet war, wegfallen wird. Damit war dann auch das von "Mensch Gottschalk" endgültig besiegelt.

"Im Zuge der Gespräche mit der NLM war unser Anliegen, am Sonntagabend mehr Flexibilität zu bekommen. Die Zuschauer sind hier bislang Spielfilme gewohnt, die einen Audience Flow zu einem nachfolgenden Politik-Magazin schwierig machen", erklärte Claus Grewenig, Bereichsleiter Medienpolitik bei der Mediengruppe RTL Deutschland, vor wenigen Wochen. Im Gegenzug hat sich "Spiegel TV" - ebenso wie acht Konkurrenten - für den Sendeplatz am Montag um 23:35 Uhr beworben. Ob das Magazin hierfür den Zuschlag erhalten wird, bleibt abzuwarten. Wenn nicht, dann dürfte die Sendung ebenso Geschichte sein wie "Mensch Gottschalk".

Für Thomas Gottschalk ist es indes bereits das zweite Show-Aus innerhalb weniger Monate. Im Frühjahr war bereits seiner Kinder-Talentshow "Little Big Stars" in Sat.1 kein Erfolg beschieden. Auch hier hatten zuletzt weniger als zwei Millionen Zuschauer am Sonntagabend eingeschaltet, in der Zielgruppe lag der Marktanteil am Ende bei nur fünf Prozent. Damals angesprochen auf seine Zukunftspläne, äußerte sich der Moderator in der "Bild"-Zeitung zurückhaltend: "Ich bin ja bereits bei der Ehrenrunde und kann es mir leisten, auf Sicht zu fahren. Ich mache nur noch Sachen, die mir Spaß machen."

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