Wer wird Nachfolger von Thomas Ebeling bei der ProSiebenSat.1 Media SE? Bereits im November des vergangenen Jahres hat der Vorstandsvorsitzende angekündigt, seinen Vertrag bis 2019 noch erfüllen und danach gehen zu wollen. In diesem Jahr ist der Konzern aber in eine Krise gerutscht, ausgelöst wurde diese durch das schwächelnde Geschäft mit der TV-Werbung. Dass die Mediengruppe RTL besser durch die schwierige Zeit kommt, ist kein Zufall. Ebeling hat den Konzern breit aufgestellt und stark in Online-Unternehmen investiert, dabei hat er die TV-Sender etwas vergessen. Die Marktanteile der Flaggschiffe Sat.1 und ProSieben sind spürbar gesunken. Heute kommt weniger als die Hälfte des Umsatzes aus dem klassischen TV-Geschäft, das aber noch immer mit Abstand die wichtigste Säule des Unternehmens ist.

Nun will ProSiebenSat.1 wieder verstärkt ins Programm investieren - und hat auch deshalb seine Ziele für das laufende Jahr nach unten geschraubt (DWDL.de berichtete). Die Investitionen werden das Ergebnis drücken. Wo Ebeling mit den Sendern der Gruppe hin will, ist nicht ganz einfach zu sagen. Mit Fachmedien spricht Ebeling so gut wie nie, Interviewanfragen von DWDL.de ignoriert er seit Jahren konsequent. Stattdessen spricht er lieber mit Wirtschaftsmedien wie dem "Handelsblatt" und dem "Manager Magazin".

Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet nun, dass der Aufsichtsrat des Unternehmens bereits auf der Suche nach einem geeigneten Nachfolger für Ebeling sei. Demnach sondiere man den Markt ausführlich und schaue auch außerhalb der Medienbranche. Auch Ebeling kam 2009 als Branchenfremder nach Unterföhring. Eine interne Lösung gilt laut der "SZ" als unwahrscheinlich. Den aktuellen Vorstandsmitgliedern werde eine Lösung der Krise nicht zugetraut, schreibt die Tageszeitung. Demnach könne es auch sein, dass Ebeling gar nicht mehr bis zum Ende seines Vertrages im Jahr 2019 an Bord bleibt. "Manche in der Zentrale in Unterföhring erwarten, dass Ebeling höchstens noch bis zur kommenden Hauptversammlung Mitte Mai 2018 im Haus bleiben wird", schreibt die "SZ".

Eine konkrete Stellungnahme zu einem möglichen Nachfolger oder zumindest zur Suche dessen gibt es nicht. Eine Sprecherin erklärte gegenüber der "SZ" lediglich, dass der Aufsichtsrat "selbstverständlich rechtzeitig einen adäquaten Prozess zur Suche eines Nachfolgers von Thomas Ebeling" aufsetze. Der nächste wichtige Termin für Ebeling und die gesamte Sendergruppe ist der 6. Dezember, dann steht der Capital Markets Day des Unternehmens an. Hier will Ebeling eine neue Strategie vorstellen. Zuletzt betonte Ebeling mehrfach, den Konzern auf nur noch drei Säulen stellen zu wollen. Das TV-Geschäft und der Bereich Digital Entertainment könnten demnach verschmelzen.

Unterdessen stockt ProSiebenSat.1 sein Commerce-Portfolio weiter auf. Die Konzerntochter Verivox hat nun den Online-Kündigungsservice Aboalarm gekauft, das hat das Unternehmen am Freitag bekanntgegeben. Der 2008 gegründete Dienst kommt nach eigenen Angaben seit 2012 jährlich auf zweistellige Wachstumsraten, bei ProSiebenSat.1 sieht man in der Investition eine perfekte Ergänzung zum bestehenden Portfolio. Die beiden Aboalarm-Gründer Bernd Storm van’s Gravesande und Stefan Neubig werden nach Abschluss der Übernahme an Bord bleiben. Ersterer wird die Geschäfte weiterführen, Neubig übernimmt eine beratende Funktion.

Claas van Delden, COO Ventures & Commerce ProSiebenSat.1, sagt: "Seit der Gründung in 2008 hat Aboalarm über 5 Millionen Kündigungen in Deutschland erfolgreich abgewickelt, zeigt konstant hohes und profitables Wachstum und erhält überdurchschnittlich positive Kundenzufriedenheits-Bewertungen. Damit komplettiert Aboalarm die Verivox Services und Produkte zum einen hervorragend, zum anderen unterstreicht dieser Erwerb unser Ziel, das digitale Beteiligungsportfolio von ProSiebenSat.1 strategisch und wachstumsorientiert zu erweitern."