Bereits im August ist bekannt geworden, dass ProSiebenSat.1 die Abspaltung eines Teils seiner Digitalsparte prüft. Dort hat der Konzern seine stark wachsenden Commerce-Beteiligungen gebündelt. Dieser Bereich ist derzeit der einzige im Konzern, der signifikante Wachstumsraten aufweist. Nun berichtet Reuters von einem konkreten Interesse von vier Finanzinvestoren, sich am Digitalsegment von ProSiebenSat.1 zu beteiligen. Unter anderen hätten EQT und General Atlantic Angebote vorgelegt, so die Nachrichtenagentur.

Reuters beruft sich in seinem Bericht auf mehrere Personen, die mit dem Prozess vertraut seien. Demnach hätten EQT und General Atlantic Angebote für 30 bis 40 Prozent der Digitalsparte abgegeben. Der Bereich werde dabei insgesamt mit mehr als 1,3 Milliarden Euro bewertet. Laut Reuters stieß es einigen Private-Equity-Fonds aber sauer auf, dass sich ProSiebenSat.1 nur von einem Minderheitsanteil trennen will. Das aber ist verständlich: Die Geschäfte laufen gut und der Konzern würde weiterhin das Zepter in der Hand behalten.

Zuletzt war auch ein Teil-Börsengang der ProSiebenSat.1-Digitalsparte im Gespräch. "Der Teil-IPO eines Bereichs wie unseres Commerce-Geschäfts kann eine Option sein", sagte Konzernchef Thomas Ebeling Ende August dem "manager magazin". Durch die Beteiligungen am Commerce-Bereich will ProSiebenSat.1 in dieser Sparte noch stärker wachsen und sich damit unabhängiger vom Geschäft mit der TV-Werbung machen. Bei den zuletzt vorgelegten Quartalszahlen wurde wieder deutlich, wie groß die Probleme in der Werbezeitenvermarktung derzeit sind (DWDL.de berichtete). Vor wenigen Wochen wurde zudem bekannt, dass ProSiebenSat.1 auch gerne in weitere Beteiligungen investieren würde

Für Konzernchef Ebeling selbst könnte der Deal mit einem der möglichen Investoren ein Befreiungsschlag sein. Zuletzt wurde in den Medien aufgrund der schlechten Geschäftsentwicklung des Unternehmens über einen vorzeitigen Abgang des Vorstandsvorsitzenden spekuliert. Ebeling geriet außerdem in die Kritik, weil er TV-Zuschauer in einem Analysten-Call als "ein bisschen fettleibig und ein bisschen arm" bezeichnet hatte (DWDL.de berichtete). Das klassische Fernsehgeschäft erwirtschaftet noch immer den Löwenanteil von Konzernumsatz- und gewinn.