Im Sommer schlossen sich ARD, ZDF, RTL und ProSiebenSat.1 sowie die Film- und Medienstiftung NRW, die nationale Filmförderung FFA und der FilmFernsehFonds Bayern auf Initiative von Furtwänglers MaLisa-Stiftung zur Förderung einer Studie zusammen, die sich über alle Sendergruppe hinweg mit der Geschlechterdarstellung in Fernsehen und Film befasste. Die wichtigsten Erkenntnisse: Frauen sind im Fernsehen deutlich unterrepräsentiert - und wenn sie vorkommen, dann vor allem als junge Frauen (DWDL.de berichtete).

Schon bei der Präsentation der Studie in Berlin betonten die Verantwortlichen des Senders damals unisono, das Frauenbild verändern zu wollen. ZDF-Intendant Thomas Bellut sprach beispielsweise von einem "unbefriedigenden Zustand". Auf ihrer jüngsten Sitzung in Leipzig haben sich nun auch die Intendantinnen und Intendanten der ARD mit den Ergebnissen beschäftigt. Dabei sind sie zu dem Schluss gekommen, dass die ARD die Diversität im Programm in den kommenden Jahren fördern will. "In vielen Bereichen - beispielsweise bei den Serien am Vorabend - spiegeln wir die gesellschaftliche Realität gut wider. Anderswo gibt es aber Handlungsbedarf, zum Beispiel bei der Altersstruktur beim Fernsehfilm", sagte die scheidende ARD-Vorsitzende Karola Wille.

Es müsse bei allen Entscheidern "ein Bewusstsein geben, dass Klischees und überholte Rollenbilder zum gegebenen Zeitpunkt in Frage gestellt und gebrochen werden müssen". Als Konsequenz aus der Studie werde die Degeto bereits in der Stoffauswahl und Drehbuchentwicklung auf die Diversität achten und insbesondere die Altersstruktur bei den weiblichen Hauptrollen thematisieren. Künftig soll eine "Check-Liste" als Bestandteil der Drehbuchentwicklung dazu führen, dass bewusste Entscheidungen hinsichtlich der Diversität getroffen werden. Generell hat sich die ARD vorgenommen, in ihren Fernsehfilmen den Anteil von Frauen als Protagonistin - auch im mittleren und höheren Alter - steigern zu wollen. Zugleich soll verstärkt darauf geachtet werden, dass bei den dargestellten Berufsfeldern von Protagonistinnen die Realität besser abgebildet wird.

"Historisch bedingter Männerüberhang"

"Das Erste als nationaler Sender trägt hier eine besondere Verantwortung. Wir wollen diese in Zukunft noch bewusster wahrnehmen und systematische Anstrengungen unternehmen, ein zeitgemäßes Bild der Wirklichkeit zu vermitteln", sagte ARD-Programmdirektor Volker Herres. Karola Wille verwies indes in Leipzig darauf, dass es vor allem im Unterhaltungsbereich Nachholbedarf gibt. "Während es beispielsweise auf den Programmplätzen unserer Comedy-Schienen mit Carolin Kebekus, Gerburg Jahnke, Maren Kroymann oder Ina Müller ein breites Angebot gibt, sind die großen Samstagabendshows seit Jahrzehnten eine Domäne von Männern", so Wille.

So soll der Anteil an Frauen bei den Quizshows und Unterhaltungsmoderationen ausgebaut werden. Es gelte, in Zukunft einem "historisch bedingten Männerüberhang" bei altgedienten und gleichzeitig bewährten Formaten sensibel entgegenzuwirken. Auch bei Wissensformaten und Informationssendungen hat sich die ARD vorgenommen, die Präsenz von Frauen auf dem Bildschirm zu erhöhen. ARD-Chefin Wille regte zugleich an, in zwei oder drei Jahren eine neue Studie in Auftrag zu geben, um die Entwicklungen überprüfen zu können.

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