Er war schon Moderator, Schauspieler, Comedian, LateNight-Host, Sportexperte, Castingshow-Juror, DJ, „Gladiator“ und im Zweifelsfall immer wieder Enfant terrible: Die Karriere des Oliver Pocher ist eine ständige Achterbahnfahrt. Ab Januar wird er nun im Wechsel mit TV-Newcomerin Ariana Baborie Gastgeber des LateNight-Talks „Dinner Party“ bei Sat.1. Die von Good Times produzierte Show läuft im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Sendezeiten für Drittanbieter - am späten Dienstagabend um kurz nach Mitternacht. Das Duo übernimmt die Sendung von Marlene Lufen, die das Format bislang moderierte und jetzt den Staffelstab übergibt.

„Hier lässt sich eine Sendung in Ruhe entwickeln - ohne Quotendruck und die ständige Angst vor der Absetzung“, sagt Oliver Pocher im Gespräch mit DWDL.de. Immer vorausgesetzt, die Drittsende-Regelung bleibt bestehen. Diese Aussicht habe ihn überzeugt als Good Times vor wenigen Wochen die Moderation angeboten hat. Pocher verspricht einen unterhaltsamen aber ernst geführten Talk zur späten Stunde: „Hier geht es nicht um Pointen sondern unsere Gäste.“ Darauf freut sich auch Ariana Baborie, Radio-Moderatorin (ehemals u.a. You FM und Kiss.FM), Comedian und erfolgreiche Podcasterin („Herrengedeck“). Für sie ist es die erste große TV-Moderation.

„Kontinuität liefert die Form des Talks und das Studio“, sagt Sylvia Fahrenkrog-Petersen, Geschäftsführerin der Produktionsfirma Good Times, im Gespräch mit DWDL.de. Mit den wechselnden Gastgebern wiederum will sie genau das erreichen, was im deutschen Fernsehen zu selten geschehe: Experimentieren und lernen. Pocher und Baborie sollen ihren Sendungen jeweils den ganz eigenen Stempel aufdrücken. Auch bei der Themenwahl und Ausrichtung sei man flexibel. Zur Fußball-Weltmeisterschaft in Russland werde er aktuell über Fußball diskutieren, verrät Pocher. Ende Januar gibt es einen Talk zum Dschungelcamp.

Zum Start der neuen Staffel sind einige Sendungen voraufgezeichnet, doch denkbar sei bei entsprechenden Themen auch Tagesaktualität oder gar eine Live-Sendung. Bei den neuen Folgen der "Dinner Party" gibt es zudem auch ein Studiopublikum, was der Atmosphäre des Formats helfen soll. Äußerungen, egal ob empörend oder belustigend, sollen durch das eng um die Talkgäste sitzende Publikum so weniger ins Leere laufen. Es ist eine dieser Änderungen, die man kurzerhand umsetzt, weil keine Abstimmungsschleifen im Sender abgewartet werden müssen.

Dinner Party© Good Times

Beim Gespräch in der für TV-Studios überraschend großen Kulisse ihrer Sendung - eingebaut in die erste Etage eines Bürogebäudes in Köln-Ossendorf - spürt man die Spielfreude aller Beteiligten. Freie Hand zu haben, begeistert alle. Ariana Baborie kennt als Radio-Moderatorin die Pflicht zum sekundengenauen Wortbeitrag. Beim Gespräch mit DWDL.de am Dienstagabend beschreibt sie die ersten Aufzeichnungen des LateNight-Talks als willkommene Abwechslung: „Wenn die Gäste dann selbst miteinander ins Gespräch kommen und wir am Tisch ganz vertieft sind ins Thema, haben wir alles richtig gemacht. Dann lässt man auch mal laufen.“

Oliver Pocher versteht seinen neuen Job als Talkshow-Gastgeber auch als einen Gegenentwurf zu anderen fast ausschließlich öffentlich-rechtlichen Talkshows, etwa jenen Freitagstalks in den Dritten Programmen: „Wir reden miteinander, nicht nacheinander.“ Ein großer Unterschied zu seiner Zeit an der Seite von Harald Schmidt bzw. Gastgeber der eigenen „Oliver Pocher Show“ wiederum: „Wir haben mehr Zeit und können uns unterhalten, ohne irgendwann über die neue CD oder den neuen Film sprechen zu müssen.“

Man merkt: Pocher nimmt den neuen Job ernst, auch wenn die Sendung nach Mitternacht und mit überschaubaren Zuschauerzahlen laufen wird. Mit seinem Comedy-Programm bleibt Oliver Pocher auf Tour und ist auch im Gespräch für weitere neue Projekte. Am späten Dienstagabend - im Wechsel mit Kollegin Ariana Baborie - gebe es aber einen anderen Pocher. Irgendwann fällt im Gespräch von ihm der Satz "Man wird ja auch älter". "Und für den frischen Wind sorge ich", grätscht Baborie ihrem Kollegen mit einem Grinsen im Gesicht dazwischen.

Einzige Hürde bleibt der noch immer nicht final entschiedene Rechtsstreit um die Drittsendezeiten. Sat.1 hatte bekanntlich gegen die aus Sendersicht anachronistische Auflage dieser Sendezeiten für Drittanbieter geklagt und im Sommer in erster Instanz zunächst auch Recht bekommen. Die damals schon gestartete „Dinner Party“ von Good Times wurde daraufhin sofort wieder von Sat.1 aus dem Programm genommen und kam erst im November zurück, nachdem das Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz wiederum zu Gunsten der Drittsendezeiten entschied. In Köln-Ossendorf wünscht man sich zum Weihnachtsfest nichts mehr als dass es auch in letzter Instanz dabei bleibt.